Hafenklang im melodischen Hardcore-Gewand: Trade Wind in Hamburg


Mittwochabend, Tag der Arbeit, 01. Mai, 2019, Hamburg, Hafenklang, Goldener Salon, Trade Wind, Scott Ruth, Modern Color. Die Eckdaten dieses Abends in Hamburg. Im 1. Stock des Hafenklangs, mit Blick auf den Hafen und nicht ganz ausverkaufter Location, erlebt der Mai den ersten Konzerthöhepunkt seines noch jungen Daseins in diesem Jahr. Trade Wind haben eingeladen, um ihr zweites Album „Certain Freedoms“ vorzustellen. Eine Stunde lang riss die Band um Sänger Jesse Barnett (Stick To Your Guns) die Anwesenden aus dem alltäglichen Stress heraus und nahm jeden Musikliebenden für eine Stunde lang in den Arm.

Modern Color

Modern Color eröffneten den Abend pünktlich um 20:00 Uhr, spielten laut, ungehemmt und roh. Sänger und Schlagzeuger der Band schrien sich abwechselnd die Seele aus dem Leib. Zwischendurch wurde es aber auch melodisch. Immer war es musikalisch anspruchsvoll und die vier Bandmitglieder voller Hingabe – im Stehen, Sitzen oder kniend mit der Gitarre in der
Hand.

Scott Ruth

Mit Scott Ruth, einem guten Freund von Jesse Barnett, wurde es deutlich ruhiger, emotionaler und trauriger. Seine Songs beschrieb der Sänger selbst als „sad songs“. Doch nicht alles ist traurig, denn er erzählte von seiner Frau, über die er einen Song geschrieben hat und er sag einem Besucher sogar ein Geburtstagsständchen. Scott Ruth stand allein, nur mit seiner Gitarre ausgestattet, auf der Bühne und füllte diese trotzdem so gut aus, wie zuvor das Quartett Modern Color. Die emotionalen, traurigen Lieder lassen die Nackenhaare in die Höhe schnellen.

Trade Wind

Wenig später standen dann Trade Wind auf der Bühne, die ihre musikalische Extraklasse von Anfang unter Beweis stellten. Mit „No King But Me“ eröffnete die Band den Abend mit der ersten Single des aktuellen Albums „Certain Freedoms“. Sowohl dieser Song als auch die gesamte restliche Performance war von vorne bis hinten unfassbar auf den Punkt gebracht. Großen
Anteil daran hatte das Schlagzeugspiel von Andrew McEnaney, der den Songs Struktur und Halt verlieh. Dies ist schon auf Platte zu hören, wird live aber nochmal um einiges deutlicher. Jesse Barnett hingegen wirkte etwas müde, aber der Sänger kam auch gerade von einer Tour mit Stick To Your Guns und ist direkt in Europa geblieben. Trotzdem ließ sich der
Sänger eine Stunde fast nichts anmerken. Trade Wind spielten eine bunte Mischung von Songs beider Platten.

Obwohl Jesse Barnett als auch Tom Williams (Stray From The Path) musikalisch in mehrere Projekte eingebunden sind, hat es die Band geschafft in den letzten vier Jahren zwei Alben zu veröffentlichen. Das Debüt „You Make Everything Disappear“ erschien 2016 via Equal Vision Records. Der zweite Longplayer kommt insgesamt etwas sanfter und strukturierter daher, live fügten sich die neuen Songs aber wunderbar ins bisherige Repertoire der Band. Das Publikum lauschte den Musikern auf
der Bühne aufmerksam, ohne dabei allzu große Emotionen zu zeigen. Dafür wurden die Songs mit lautem Applaus quittiert. Auch Scott Ruth durfte nochmal mitmischen und spielte abwechselnd am Bass und E-Piano. Trade Wind verließen nach ca. einer Stunde ohne Zugabe, dafür aber mit einer Liebeserklärung an das Hamburger Publikum, die Bühne und saßen direkt nach der Show am Merch-Stand, um zu quatschen.

Ein atmosphärisch sehr angenehmer und musikalisch ansprechender Konzertabend.