Garbage rocken das Women of the World Festival in der Alten Oper Frankfurt


Garbage
(Bild: stagr / Dita Vollmond)

Frankfurt, 28. Mai 2016. Circa 1.000 Zuschauer stehen in der gut besuchten Alten Oper in Frankfurt und freuen sich auf Garbage. Man sieht dem Publikum sofort an, dass echte Fans am Start sind: Alte Bandshirts, bunte Frisuren, schräge Klamotten. Entsprechend gut ist die Stimmung auch von Anfang an. Aufgedreht warten wir, während sich auf der riesigen Bühne in der wunderschönen Kulisse nur wenig tut. Dann, endlich, die Ansage! Ungewöhnlich für ein Konzert, so eine Ansage, doch wir sind hier schließlich bei einem Festival mit Motto:

Das W-Festival (Women of the World Festival) findet seit 2012 in Frankfurt statt und füllt verschiedene Locations mit starken Frauen. 2016 standen Bands wie Glasperlenspiel, Großstadtgeflüster, Beth Hart, Akua Naru, Frida Gold und Mia auf der Bühne, um nur wenige Beispiele zu nennen. Und am Samstag Abend durften wir dann Shirley Manson mit ihrer Band Garbage erleben. Das Konzert startet mit dem kurzen Intro “Sometimes”, auf der Bühne ist es stockdunkel. Doch dann, BÄMM, es wird taghell und es knallt. Mit “Empty” startet ein energiegeladenes Konzert vom Feinsten.

Bildergalerie: So war GARBAGE live:

Schon der dritte Song führt zu Hysterie im Publikum. Zu “Stupid girl”, dem wohl bekanntesten Stück der Band, läuft Shirley unaufhörlich im Kreis, den Kopf gesenkt, Aggression im Gesicht, das man vor pastellrosa Haaren allerdings kaum zu sehen bekommt. Während die restliche Band in Schwarz gekleidet im Licht steht, hält sich die weiß/silber gekleidete Sängerin lieber im Dunklen auf. Schlank, drahtig, sportlich, mit hartem Make-up haut sie uns mit ihrer Energie und der Aura eines Drogentrips schlicht um. Es folgen die Songs “Special” und “Blood for Poppies”.

Dann begrüßt sie uns und bedankt sich nicht nur bei den anwesenden Frauen, sondern: „Thank you also to the men who came, for being feminists and for supporting women“. Weiter gehts mit einem dramatischen “Oh baby, can you bleed like me?” In rotes Licht gehüllt wird sie etwas sanfter, bevor es mit “My lover’s box” wieder rund geht. Sie schrubbt auf ihrer Gitarre, gibt Vollgas, ihre düstere Weltuntergangsstimme geht unter die Haut. “Sex is not the enemy” wird angekündigt, passe es doch so gut zum Motto des Festivals: “Let’s fuck whoever we want!” Langsam wird klar: Das verstört wirkende im Kreis laufen ist ihr Markenzeichen. Der halbe Saal hüpft mit ihr!

Nach “Stroke of Luck” und “Control” schnappt sie sich ein Handtuch und trocknet sich kurz die Achseln und schon geht’s weiter mit “#1 Crush”: Die hingebungsvollen Zeilen “I’d be good to you, I’d die for you!” zwingen sie zu Boden, sie kriecht, bricht immer mehr zusammen, bis sie zum letzten Hauch dramatisch flach am Boden liegt. Licht aus. Jubel im Saal. Der Jubel verstärkt sich noch, als die ersten Töne von “I think I’m paranoid” den Saal durchdringen. Das Publikum auf den Sitzplätzen beginnt aufzustehen und zu tanzen.

“Battle in me” – Die Frau ist ein Feuerwerk! Wie machen die das eigentlich, dass ihre Haare selbst bei ruhigeren Tönen wie bei “The trick is to keep breathing” im Wind wehen?

Mit absolutem Vollgas leitet der Schlagzeuger dann “Why do you love me” ein. “Why do you love me?” Was für eine Frage! Wie könnte man nicht? Der Song geht in die Ohren, in die Beine, keiner steht still, die Band rockt hart ab, während sie sich auf den Boden wirft, auf dem Rücken mit Beinen Richtung Publikum liegenbleibt und mit einem Kreischer den Song beendet und es dunkel wird, passend zum folgenden Stück “Blackout”. Zu “Push it” wabert die Masse bis in die letzten Reihen, wo die Stimmung bei vielen Konzerten doch nur schwer ankommt. Das textsichere Publikum feiert jetzt endgültig eine Party. Zu “Vow” fetzt Shirley mit ihrem leoparden-gemusterten Mikroständer quer über die Bühne. Alles klatscht mit erhobenen Händen begeistert mit.

Dann ein weiteres Highlight: “Only happy when it rains”, aber danach “We love you so much, bye…“, Kusshand und weg sind sie. Das akzeptieren wir natürlich nicht und brüllen, pfeifen, kreischen, was das Zeug hält. Nach einer gefühlten Ewigkeit, endlich, tauchen sie endlich wieder auf: “I’m sweating, it’s motherfucking hot in here!” Dann stellt sie die Band vor: Schlagzeuger Matt Walker ist für den erkrankten Butch Vig eingesprungen. Steve Marker an Gitarre und Keyboard, Eric Avery am Bass, Duke Erikson mit Hut ebenfalls an Gitarre und Keyboard. Nochmal schnell die Achseln trocknen, bevor Ehemann Billy Bush Whiskey serviert.

Gestärkt knallt es dann mit der ersten Zugabe eines älteren Albums: “Automatic systematic Habit” rockt mit Sprüchen wie “I wanna be your dirty little Secret” wie Sau. Spätestens jetzt ist klar, da muss eine Windmaschine vor dem Mikro stehen. Mit “Even Though Our Love Is Doomed“ folgt ein nagelneuer Song, der erst am selben Tag auf der Facebook-Seite der Band vorgestellt worden war. Nach über 20 Jahren Bandgeschichte sei dieser Song das Herzstück des neuen Albums.

Doch um uns nicht mit so traurigen Tönen zu verlassen, knallt es dann mit “Cherry Lips”. Die Band und wir geben nochmal alles, hüpfen, jubeln, rocken! Nach dem letzten Ton ein schnelles “Dankeschön everybody” und schwupps, sind sie weg, das Licht geht an. Mist, aus. Heimgehen. Dabei hätten wir doch ewig so weitermachen wollen.

Das neue Album von Garbage erscheint am 10. Juni 2016
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