Every Time I Die in Berlin


Every time I Die / Cassiopeia Berlin 2016
(Bild: stagr / Basslord Pictures – Christoph Eisenmenger)

Die US-amerikanische Southern-Metal-Band aus Buffalo, New York, Every Time I Die sind endlich wieder über den großen See geschwommen. Warum? Weil sie Bock haben ein paar Clubs zu zerstören. Mit im Gepäck haben sie ihr 7. Studioalbum „Low Teens“, welches jetzt schon für neue Maßstäbe sorgt. Damit die Hardliner auch auf ihre Kosten kommen, begleiten zwei Ex-Mitglieder von The Chariot, mit dem Namen ’68, als Support die Tour von Every Time I Die.

Wie zwei besoffene Esel in Anzügen trampeln Josh Scogin und Schlagzeuger Michael McClellan auf die Bühne. Sie positionieren sich in der Mitte der Bühne und stehen zueinander. Der Saal ist so gut wie leer. Die ersten Töne der Octaver-belastenden Gitarre erklingen und es nähern sich einige Verrückte der Band an. Völlig unbeherrscht wirken die beiden ’68er und prügeln im wahrsten Sinne des Wortes auf ihre Instrumente ein. Krumm und schief werfen sie Takt und Effekte durch den kleinen Raum. Eine Struktur oder das klassische Schema F existiert nicht, ’68 legen einen großen Wert auf Härte und Chaos. „Wir sind ’68 und ihr könnt es euren Freunden erzählen“! spricht Josh in sein Mikrofon, während er sich in der Nase popelt. Das jungfreudige, typisch britische Erscheinungsbild der beiden rasierten Schlipsträger, die durchgedrehte Musik und die schwarz belasteten sarkastischen Ansagen, all das erwartet man in so einer Konstellation überhaupt nicht, ich liebe es. Der Einsatz von sämtlichen Effekten, egal ob auf der Gitarre oder auf der Stimme, das rotzige Rock-Entertainment-Programm der beiden wird weder langweilig noch einseitig. Fettes Brett!

Hamburger Gitter haben Vor- und Nachteile. Zum einen geben sie der Presse den Raum ihre Arbeit zu verrichten und zum anderen die Möglichkeit Stage-Dives und unerwartete Huging-Attacken voller Liebe zu verhindern. All diese Optionen sind heute Abend nicht gegeben. Also let’s Ausrasting!

Bildergalerie: So waren ’68 live

Kurz werden Amps und Gitarren gecheckt dann geht es noch einmal von der Bühne. Das Cassiopeia ist restlos ausverkauft, es ist kuschelig warm und duftet nach grünen Zigaretten. Das ist offensichtlich keine Musik mehr die aus einem Wiedergabegerät kommt, das ist der Gitarren-Sound von Every Time I Die, die gerade durch den Publikumsraum mit ihren Instrumenten auf die Bühne steigen. Der Ausdruck der fünf Yankees impressionieren was gleich passiert, breakdown-lastige Riffs, die brutale Wahrheit der Stimme von Every Time I Die walzen gleich über das Cassiopeia. Licht aus, die Show kann beginnen. Der brutale Hardcore-Sound erscheint in einem bunten Gewand aus Schmerzen aktiven und passiven Pickups. Anders, stelle dir deine Eier in einem Schraubstock vor, die anschließend mit einer Kokos-Reibe über die Leck-mich-am-Arsch-Torte geraspelt werden. Der Profi-Wrestler Andrew Williams beginnt mit den ersten Anschlägen der zeitlosen Prügelstrafe „Glitches“. Als Drittes und Viertes, folgen die Nacken-Kotelett-Pralinen der Schokoladenfabrik „Ebolarama“ und „Underwater Bimbos from Outer Space“ bevor ETID zum Stage-Diven auffordern.

Bildergalerie: So war EVERYTIME I DIE live

Egal wer springt, ob Band oder Gast, Hauptsache irgendeiner springt in den Fleischwolf. Bei diesem gewaltigen Andrang Richtung Bühne wird der Fotograf schnell mal zum Stage Hand und zur Zielscheibe von Füßen und Ellenbogen. Easy. Es dauert nicht lange, bis die ersten Dinge kaputt gehen. Hier wird alles zerlegt, egal ob Monitor, Kabel, Mensch oder PA. In diesem Fall musste das Mikrofon vermutlich drunter leiden. Sporadisch setzt das Mikrofon von Keith Buckley aus. Das bedeutet aber nicht, dass hier irgendwas abgebrochen wird. Die Jungs von Every Time I Die entschuldigen sich für dieses Debakel und garantieren eine Show für das Publikum zu spielen. „Gibt es jemanden der noch nie Crowdsurfen war?“ Einer im Saal hebt die Hand. „Du bist ein Lügner“, erwidert Keith „Balls“ Buckley. Dann aber hebt ein Gast wirklich die Hand und wird auf die Bühne gebeten. „Wenn du jetzt springst, dann zieh dein T-Shirt aus“. Der Gast zögert. Williams will nachhelfen aber Jordan ist schneller. So schnell kann man ein Shirt zerreißen. Haha. Der Gast springt und wird bis zum Ausgang des Raumes getragen. Endlich, „Map Change“ der neue Übersong soll den Abend ausklingen lassen. Der Schweiß tropft von der Decke, der Saal ähnelt einer Sauna, Fans und Band stehen auf der Bühne. Ende.

Every Time I Die bleiben nach wie vor eine meiner Lieblingsbands. Danke.

Das aktuelle Album von Every Time I Die erhaltet ihr bei Amazon:
Audio-CD „Low Teens“, Vinyl-LP„Low Teens oder MP3-Download „Low Teens