Ein Vollblutmusiker mit Ecken und Kanten. Wirtz unplugged in Mönchengladbach


Wirtz in Mönchengladbach
Am Montagabend gab Daniel Wirtz ein wunderbares Unplugged Strandkorb-Konzert in Mönchengladbach. (Bild: stagr / Reiner Beckers)

Der 1975 in Heinsberg geborene Daniel Wirtz ist ein deutscher Sänger und Songwriter, der 1999 als Kopf der Band Sub7even erste Erfolge feierte. Seit 2007 tourt er allerdings ausschließlich als Solointerpret mit eigener Band durch die Lande. 2008 debütierte er mit seinem Album „11 Zeugen“. Darauf folgte eine Tour in kleinen Clubs durch ganz Deutschland. Der Nachfolger „Erdling“ erntete durchgehend positive Kritik. Die Zeitschrift „Metal Hammer“ verglich ihn sogar mit Chris Cornell, dem legendären Sänger der Band Soundgarden. Welch eine Ehre! Mit „Akustik Voodoo“ aus dem Jahr 2011 feierte er seinen, bis dahin, größten Erfolg. Als Folge spielte er bei vielen großen Festivals deutschlandweit. 2017 veröffentlichte er sein Studioalbum „Die fünfte Dimension“. 2020 machte er dann erneut mit seinem Album „Unplugged II“ auf sich aufmerksam. Mit der Tour zu diesem Album begeisterte Wirtz am Montag, den 9. August 2021 seine Fans im Rahmen der Strandkorb Open Airs im Hockeypark Mönchengladbach.

Wie es sich für einen Heinsberger gehört, betrat Daniel Wirtz um Punkt acht Uhr mit seinem Keyborder die Bühne und nahm erst mal auf einem Hocker Platz. Mit Sonnenbrille und Trilby hätte man ihn fast nicht erkannt. Aber nachdem sein Tastenmann die ersten Akkorde von „Akustik Voodoo“, dem ersten Lied des Abends, angestimmt und Wirtz seinen Einsatz hatte, prasselte gleich beim Opener der Applaus durch die Arena. Wirtz schaute ein wenig verstört, aber sein Gesicht formte sich schnell zu einem Lächeln.

Unplugged – das ist etwas, was Daniel Wirtz bestens beherrscht. Die Stücke sind hervorragend arrangiert, um sie in solch einer Besetzung zu spielen. Auf der Bühne nahmen dann noch zwei Violinistinnen, ein Cellist, ein Gitarrist, ein Schlagzeuger und ein Bassist ihre Plätze ein. „Bilder von damals“ folgte und beim Song „Regentropfen“ kam danach auch der Regen. Es prasselte nur so vom Himmel und es dauerte nicht lange, da ergossen sich richtige Wasserfälle vom Bühnendach in die Arena. „Wer wir waren“ und „Wir“ gingen fast in der Geräuschkulisse des Regens unter, was echt schade war. Mit der „5. Dimension“ brach er erstmal mit dem ruhigen Teil des Abends. Der temporeiche Song animierte die Fans im sehr gut gefüllten Hockeypark vor ihren Strandkörben ausgelassen zu tanzen. Ein absolutes Highlight war auch noch „Mantra“, ein melancholischer Song, der das Leben von Wirtz widerspiegelte.

Wirtz erzählte zwischendurch viele Stories aus seinem Leben. Dabei nahm er kein Blatt vor den Mund und er ließ sich des öfteren dazu hinreißen, Wörter und Gesten zu gebrauchen, die man nicht direkt erwartete. Aber so ist Wirtz: ehrlich, geradeaus und oft auch provokant. Seine Lieder sind eine Retrospektive seines Lebens und daran lässt er seine Fans schonungslos teilhaben. Die Musikbranche kann froh sein, solche Männer mit Eiern zu haben! „11 Zeugen“ von seinem ersten Album wusste genauso zu gefallen wie „Sag es, wie es ist“ was darauf folgte.

„Geschichten ohne Sieger“, auch so ein Lied, welches die Fans wieder einmal zum Nachdenken und Zuhören anregte. Die Bühne, fast dunkel, nur weiße Lichtkegel sind auf Wirtz ausgerichtet, und dann diese Geschichte aus seinem Leben, begleitet mit Piano und Streichern. Da war Gänsehaut garantiert und viele der Fans fanden sich in dem Song wieder…
„Der lange Weg“ begann eher ruhig, steigerte sich dann zum Schluss hin immer weiter und endete mit einem furiosen Piano-solo. Sehr geil, und begeisternd gespielt. Danach stellte er seine hervorragende Band, die ihn durch den Abend begleitet hatte, vor. Langsam neigte sich der Abend dem Ende zu und Wirtz krempelte mit „Die Welt ist Klang“ und „Scherben“ noch mal seine Seele nach außen. Von der Bühne gingen sie erst gar nicht und ließen IHR Publikum nicht lange auf den Song der Zugabe „Auf die Plätze fertig los“ warten.

Damit ging ein nasser, aber erlebnisreicher Abend mit einem Musiker, den man jetzt ein wenig besser kennen gelernt hatte, zu Ende. Daniel Wirtz, ein Mensch, der singt und sagt, was er denkt!

Text: W. S.