Ein Ausflug in die Bretagne – Yann Tiersen in Hamburg


Yann Tiersen Hamburg 2019 / Yann Tiersen Tour 2019
(Bild: stagr / Axel Schilling)

Kaum das neue Album veröffentlicht, schon war er live in Hamburg. Und zwar in der Konzerthalle, die für lange Jahre als Ersatz für die zu der Zeit noch nicht fertigen Elbphilharmonie diente. Yann Tiersen wurde von einem artig auf den schönen Sesseln in der noch schöneren Laeiszhalle sitzenden Publikum empfangen.

Tiersen war zu Beginn allein auf der Bühne und versteckte sich etwas hinter seinem Flügel. Er stellte seinen neuen, etwas zu viel trinkenden Freund vor: ein altes Tonbandgerät, das während des Konzertes Klänge der Natur wiedergab. Und das passte erstaunlich gut. Zusammen mit der Projektion langsamer Drohnenflüge über raue Landschaften entstand eine ergreifende Atmosphäre, die von Klängen des Flügels begleitet wurden. Die Soloshow war nach vier Songs vorbei und drei weitere Musiker betraten die Bühne. Wer zählen konnte merkte schnell, dass weniger Musiker als Instrumente auf der Bühne platziert waren. Kein Wunder, denn Yann Tiersen spielte sie alle hintereinander, durcheinander und miteinander. Er hämmerte auf goldenen Klangrohren, schredderte die Saiten der Geigen und malträtierte das Cembalo so, dass sich Johann Sebastian Bach im Grabe umdrehte. Es war einfach grandios.

Neben alten Bekannten aus alt bekannten Filmen, präsentierte Tiersen auch viele Stücke seines aktuellen Albums „All“. Sie wurden von den bereits genannten Naturaufnahmen visuell und akustisch gestützt. Eine besondere Note erhielten die Kompositionen durch den auf Bretonisch (eine keltische Sprache) vorgetragenen Gesang und die Schläge auf natürliche Trommelfelle. Yann Tiersen kommunizierte nicht viel mit dem Publikum. Er gab sich zurückhaltend und bescheiden. Dafür ließ er umso mehr seine Musik für sich sprechen. Auffällig war auch, wie viel Raum er seinen Musikern auf der Bühne gab. Der Auftritt hatte den Charakter eines kleinen Orchesters, bei dem jeder gleichberechtigt ist. Das Hamburger Publikum war dankbar für ein intensives und abwechslungsreiches Konzert und klatschte Yann Tiersen ganze drei mal zurück auf die Bühne für Zugaben. Das ließ am Ende niemanden mehr kalt und sorgte letztendlich für Standing Ovations.