Die Dämonen, die ich rief – Cradle Of Filth im Capitol Hannover


Cradle of Filth
(Bild: stagr)

Die Tore zur Unterwelt sind geöffnet, um für eine Nacht all die Dämonen und verlorenen Seelen in der richtigen Welt wandeln zu lassen. Das Gefühl, sich in genau so einem Szenario zu befinden, beschleicht einen am vergangenen Freitag im Capitol in Hannover und das nicht nur, weil der Kalender heute die Nacht zu Halloween anzeigt. Denn heute ist die Black Metalband Cradle Of Filth zu Gast und sowohl die Band als auch ihre Fanschar halten für Augen und Ohren einiges bereit.

Schon im Eingang zum Capitol begegnen einem Corpsepaint-Fratzen und düstere Outfits. Viele Besucher scheinen sich von der Bühnenbekleidung des heutigen Headliners Cradle Of Filth bei ihrer Kleiderauswahl inspirieren zu lassen. Auch die Bühne wurde passend zum Anlass aufgehübscht: Rechts und links prangen zwei große Holzkreuze empor, an denen mit schweren Metallketten zwei Skelette gefesselt wurden.

Epische Filmmusik und „Auf die Fresse“-Metal verspricht der Opener Darkest Horizon. Einige Mitglieder der Band aus Frankfurt haben sich ebenfalls die Gesichter zu schwarz/weißen Clownsfratzen geschminkt, die Augen von Frontmann Aurelius Lie zieren weiße Kontaktlinsen. Sowohl auf als auch vor der Bühne werden bereits die langen Mähnen geschüttelt, um nach etwa 20 Minuten Platz für Ne Obliviscaris zu machen. Rein optisch betrachtet sind Ne Obliciscaris wesentlich harmloser, musikalisch kann die sechsköpfige Band durch einen Wechsel von tiefen Growls und opernhaften Gesang bestechen. Eine streichende Geige kreiert eine mystische Atmosphäre. Den Besuchern scheint es zu gefallen, denn nach dem regulären Set wird lautstark nach einer Zugabe verlangt. Diesem Wunsch wird allerdings nicht nachgekommen, denn es ist Zeit, Platz für Cradle Of Filth zu machen.

Bildergalerie: So war DARKEST HORIZON live

Bildergalerie: So war NE OBLIVISCARIS live

Nach einer kurzen Umbaupause ertönt ein düsteres Intro, die großen Kreuze sind in oranges Licht gefärbt, während die einzelnen Bandmitglieder nach und nach die Bühne betreten. Keyboarderin und Sängerin Lindsay Schoolcraft gleitet mit einer alten Laterne herein und schaut sich suchend um, als würde sie aufmerksam nach verlorenen Seelen suchen. Als schließlich Frontmann und Kultfigur Dani Filth die Bühne betritt, erheben die Fans ihre Stimme vollends zum Jubel. Kein Wunder – trotz seiner eher kleinen Statur wirkt der Brite sehr imponierend, was nicht zuletzt an seinem Outfit liegt: Wehender, verschlissener Umhang, das Gesicht zur Fratze geschminkt, auf dem Kopf prangt ein mit großen Hörnern verzierter Helm und in der Hand hält er ein großes Zepter, an dem ebenfalls ein mit Hörnern besetzter Schädel prangt, der große Schatten an die Wand hinter der Bühne wirft. Gut, um den Umhang und das schulterlange, schwarze Haar eindrucksvoll zum Wehen zu bringen, stehen seitlich des Mikrofons Ventilatoren, aber im Capitol ist es nun mal gemeinhin eher windstill.

Anfangs wirkt das Publikum noch beinahe etwas verhalten oder vielleicht auch eher beeindruckt von dem, was sich da auf der Bühne abspielt: Im vollen Galopp prescht die Bassdrum nach vorne, Sänger Dani Filth wechselt ebenso schnell zwischen tiefen Growls und grellem Kreischen hin und her, während Sängerin Lindsay Schoolcraft einige Songs mit ihrer glockenhellen Engelsstimme verfeinert. „Start the pit to hell!“, fordert Dani Filth seine Anhänger auf und dieser Aufforderung kommen diese auch umgehend nach. „Thank you for coming out in this precious night – the night before Halloween!“ bedankt sich Dani Filth. Die aktuelle Tour dient selbstverständlich in erster Linie dazu, das aktuelle Album „Hammer Of The Witches“ zu präsentieren, doch auch ältere Songs dürfen nicht fehlen, wie etwa „Lord Abortion“, der Titeltrack des Splattermovies „Cradle Of Fear“, in dem Filth 2001 eine Hauptrolle übernahm.

Trotz aller Ernsthaftig- und Schaurigkeit kann sich Dani Filth dank des positiven Feedbacks des Publikums ab und an sogar den Hauch eines Lächelns abringen. Das muss auch reichen – ein Lord der Finsternis ist schließlich nicht zu Scherzen aufgelegt. Kurz vor 23.00 Uhr verlassen Cradle Of Filth die Bühne und lassen sich etwas bitten, diese für einige Zugaben wieder zu betreten. Schließlich werden alle Kinder der Finsternis in die Dunkelheit des Herbstes entlassen, um die Nacht der lebenden Toten noch ausgiebig zu feiern.

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Bildergalerie: So war CRADLE OF FILTH live

Cradle of Filth Live 2015 / 2016

Tickets für alle Cradle of Filth-Konzerte gibt’s hier: Eventim

2.11.2015 = Saarbrücken (Garage)
3.11.2015 = Lucerne (Schuur) – Schweiz
4.11.2015 = Treviso (New Age) – Italien
6.11.2015 = Rome (Orion) –Italien
7.11.2015 = Milan (Fabrique) –Italien
8.11.2015 = Dornbirn (Conrad Sohm) – Österreich
9.11.2015 = Budapest (Barba Negra) – Ungarn
12.11.2015 = Katowice (Mega Club) – Polen
13.11.2015 = Brno (Klub Fleda) Tschechien
14.11.2015 = Berlin (C-Club)
15.11.2015 = Hamburg (Markthalle)
17.11.2015 = Kopenhagen (Pumpehuset) – Dänemark
18.11.2015 = Oslo (John Dee) – Schweden
19.11.2015 = Göteborg (Sticky Fingers) – Schweden
23.11.2015 = Stockholm (Debaser) – Schweden
26.11.2015 = Tilburg (013) – Holland

Danke an Hanna Rue für den Bericht.