Die Beginner in der Sporthalle Hamburg


Beginner / Sporthalle Hamburg 2016 / Advanced Chemistry Tour 2016
(Bild: stagr / Axel Schilling Photography)

„Digger, wann geht’s ’n los?“ Das fragen sich die 7.500 (gefühlt 750.000) Gäste des Beginner-Konzerts in der zum Bersten gefüllten Sporthalle Hamburg. Es ist Samstagabend, die Fans haben schon das zweite Bier in der Hand und warten darauf, dass Hamburgs Hip-Hop-Legenden die Bühne betreten. 

Doch erst mal stürmt Support-Act Afrob auf die Bühne und rappt direkt los, als geht’s um Leben und Tod. Der Bass schlägt mit einer Wucht zu, dass mir fast das Bier aus der Hand fällt. Mit dem noch geschlossenen Bühnenvorhang im Rücken hat Afrob zwar nur ein paar Meter Platz, aber die reichen ihm, um die Menge komplett durchdrehen zu lassen. Wenn die Leute schon bei der Vorgruppe so ausrasten, kann das nur ein guter Abend werden.

Bildergalerie: So war AFROB live

Nach einer kurzen Pause ist es endlich so weit. Der Vorhang geht auf und – DÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖNS! … – das brachiale Intro von „Ahnma” wummert mit drölftausend Dezibel aus den Boxen. Eizi Eiz, Denyo und DJ MAD kommen auf die Bühne und geben Vollgas, als wollen sie auch den letzten Kritikern zeigen, wer in Hamburg rapmäßig Chef ist. Die Crowd eskaliert jetzt vollends und bricht selbst mitten im Track immer wieder in frenetischem Jubel aus.

„Wo ist GZUZ?“

Wie schon auf der Release-Party ist GZUZ auch heute nicht am Start. Ob der berühmt-berüchtigte Rapper der 187 Straßenbande auch in der Sporthalle Hausverbot hat? Man weiß es nicht. Die Fans müssen sich mit einer Projektion seines Gesichts auf der Bühne zufrieden geben. Das hält sie aber nicht davon ab, die Zeilen mitzurappen, die mittlerweile selbst Harvestehuder Anwaltstöchter auswendig kennen: „Was los Digger, Ahnma. Wie wir gucken, wie wir labern. Jeder sagt Digger heutzutage. Wir packen Hamburg wieder auf die Karte.“

Bildergalerie: So waren die BEGINNER live

Es folgen ein Kracher nach dem anderen: „Hammerhart“ wird von den Fans hammerhart abgefeiert, bei „Rap & Fette Bässe“ kommt Afrob noch mal auf die Bühne und bei „Füchse“ dann endlich auch Samy Deluxe, Hamburgs offizieller Freestyle-Gott und inoffizieller vierter Beginner. Apropos vierter Beginner: irgendwann taucht sogar Platin Martin auf. Er ist Gründungsmitglied der Beginner, aber ausgestiegen, als sie ihren ersten Major-Deal an Land gezogen haben.

In unterschiedlichen Aufstellungen rappen sich die Beginner durch ihre lange Liste an Deutschrap-Hymnen, sogar B-Seiten Klassiker wie „K Zwo“ sind dabei. Eizi Eiz schnoddert routiniert seine Zeilen ins Publikum, Denyo rappt wie immer so klar und deutlich, dass man mitschreiben könnte. Muss aber keiner, weil eh alle die Texte auswendig können – sogar von Tracks, die gar nicht von den Beginnern sind. Zum Beispiel als Torch die Bühne entert, um „Wir waren mal Stars“ zu spielen. Torch ist jüngeren Fans vielleicht neu, echte Heads kennen ihn schon lange: als Teil der Oldschool-Combo „Advanced Chemistry“, den deutschen Hip Hop Pionieren und Namensgebern des aktuellen Beginner-Albums. 

Nach zwei Stunden ist der Spaß vorbei. Leider. Was für ein Konzert! Ein paar eingefleischte Fans hätten sich vielleicht noch gewünscht, dass sich auch Toni L auf der Bühne blicken lässt, die andere Gehirnhälfte von Advanced Chemistry. Aber als Hamburger wünscht man sich ja nix, sondern knurrt kurz mürrisch und holt sich dann noch ein letztes Bier an der Bar. Und das mach ich jetzt auch. Gute Nacht.

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