»Deftones« holen Berlin-Konzert mit Sound-, Licht- und Stimmgewalt nach


Deftones
(Bild: stagr / Basslord Pictures – Christoph Eisenmenger)

Nach den Anschlägen von Paris im vergangenen Jahr hatten Deftones vorerst ihre Europa-Tournee u. a. mit zwei Deutschland Konzerten auf Eis gelegt. Doch Gott sei Dank nur für eine Weile. Vorgestern spielten sie in Köln und am Mittwoch abend endlich in Berlin. Mit dabei haben sie alte Freunde aus Great Britain, die Three Trapped Tigers aus London.

Drei Männer mit der Dunkelheit der Bühne bekleidet, betreten die Stage. Mit taktfreudigem, verfrickeltem 8-Bit-Noise-Gitarren-Rock starten die Instrumentalisten in die Nacht. 8-Bit? Für mich dominieren das Keyboard und der Synthesizer, die diese typischen N64-Töne von sich geben. Bemerkenswert finde ich bei der Truppe aber den äußerst antreibenden Schlagwerker, der punktuell und auf die Betonung genau seine Drums prügelt. Ähnlich wie bei den alten ISIS-Alben, nur viel sanfter und jungfreudiger, setzen Three Trapped Tigers den Gesang nur selten als unterstützende Vorarbeit ein, um die Höhepunkte der Lieder mit einer oder zwei Oktaven höher zu unterstützen. Genau einen Tag später am 16.06.2016, treten die Engländer nochmal in der Hauptstadt im ehemaligen Magnet Club auf, der heute den Namen Musik und Frieden besitzt. Wer also Bock hat, FKP Scorpio hat die Jungs für euch gebucht.

Bildergalerie: So waren THREE TRAPPED TIGERS live

Anfangs ist noch gar nicht klar, was gleich auf uns zukommen wird aber die fünf US-Amerikaner halten einiges für uns parat. Lange haben wir auf diesen Moment gewartet, nein ich meine nicht den T-Shirt-Kauf von 30,- Euro.

Gitarrist Stephen Carpenter startet mit seiner gewaltigen 8-Saiter-Gitarre, um den ersten Song „Rocket Skates“ anzuspielen, der natürlich sofort in die Hütte knallt und den Laden zum Beben bringt. Deftones lassen es gleich richtig krachen, sowohl mit dem Licht als auch mit ihrem harten Sound. Mit so einem heftigen Bassvolumen hat die Columbia Halle nicht gerechnet. Daran ist nicht nur Bassist Sergio Vega schuld, sondern auch Gitarrist Carpenter. Zusammen mit den monströsen Lichtaufbauten, randaliert Deftones heute so einiges weg. Wenn nicht gerade die massiven Instrumente knallen, dann kommen die Licht-Fluter zum Einsatz. Die Massen toben! Damit das Publikum keine Chance hat, den ersten Killer zu verdauen, hauen Deftones gleich als nächstes „My Own Summer“ und „Be Quiet and Drive (Far Away)“ raus.

Bildergalerie: So waren DEFTONES live

Man, was für ein geiler Start. Allerdings finde ich den Sound relativ gediegen, der Bass wummert, Chino ist sehr laut abgemischt und noch nicht so ganz warm. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass es sicher keine leichte Aufgabe ist Chino Moreno abzumischen, da er wirklich ein außergewöhnliches Klangvolumen hat.

Erst nach dem ca. zehnten Lied, Prayers/Triangles wird der Sound in der Columbia Halle meines Erachtens besser. Zu diesem Zeitpunkt wird mir auch klar, dass die neuen Stücke der aktuellen Platte Gore ruhiger geworden sind und Bassist Sergio Vega auch mal zu einer Bariton-Gitarre anstatt zu seinem Bass greift. Wenn man durch die Reihen schaut, sieht man wirklich viele Besucher, die bis ins Delirium vertieft an den Lippen von Chino hängen.

Digital Bath. Die Handys werden in die Luft gestreckt und der Genuss verschwindet. An dieser Stelle, möchte ich eine offene Frage an Alle stellen. Guckt ihr euch diese Videos auch noch nach 4 Wochen an? Ich kann es verstehen, wenn Black Sabbath im letzten Konzert „Paranoid“ spielen und man das mal mitschneidet, aber muss das ständige Mitgefilme wirklich sein? Könnt ihr nicht einfach direkt und ungefiltert die Musik geniessen? Nun wird es ruhig um Deftones. Die ersten Töne des Liedes erklingen. Die Halle erstarrt:„Change (In the House of Flies)“.

Um der Show den nötigen Wind wieder in die Segel zu setzen, katapultieren Deftones von dem gleichnamigen Album „Around the Fur“ den Titelsong und „Rickets“ von 1997 raus. Heute ist ein besonderer Tag, an den die Band oft zurückblickt. Heute ist der Geburtstag des 2013 verstorbenen Bassisten Chi Ling Dai Cheng, den sie in Erinnerung mit den letzten beiden Songs mit uns teilen möchten: „Engine No.9“ und dem legendären Song „Headup“.

Das war ein schönes Wiedersehen. Danke Deftones.

Das neue Album von Deftones gibt’s bei Amazon:
„Gore“ Audio-CD„Gore“ Vinyl-LP oder „Gore“ MP3-Download 

Danke an:
Christoph Eisenmenger (Basslord Pictures) für Bilder und Text