Converge und Crowbar in Berlin – Tongötter unter sich


Converge Tour 2018 / Converge Berlin 2018
(Bild: stagr / Christoph Eisenmenger)

Nicht nur der erste Mai steht vor der Tür, sondern auch eine neue Datenschutz-Grundverordnung. Converge gehen derzeit mit ihrem aktuellen Album „The Dusk in Us“ auf Tour und haben das US-amerikanische Brecheisen und Sludge-Legende Crowbar mit im Gepäck – so also kein Wunder, dass der Kreuzberger Club SO36 aus allen Nähten platzt.

Was auch immer mit diesem wundervollen Club passiert ist, aber heute Abend haben Licht- und Tonmann ihre Hausaufgaben mehr als gründlich gemacht. Der Sound klingt durchgehend extrem gut. Der Lichtmann hat einen Platin-Oscar für seinen Job verdient. Als Fotograf kann man sich allgemein sehr glücklich schätzen, im SO36 fotografieren zu dürfen, denn hier gibt es keinen beschissenen LED-Mist an der Decke. Alte Lichtkannen ohne Folien, ein paar Laser und fette Fluter an der Bühnenkante – und fertig ist der Lichtsalat. Bis vor diesem Konzert dachte ich immer, es gäbe entweder Licht für Fotografen oder für das Publikum – nein, es gibt gutes und schlechtes Licht. Danke also lieber Lichtmann, wenn Du diesen Artikel liest, ich will keinen überteuerten Merch von den Bands kaufen, ich will ein T-Shirt von dir!

Aber was nützt mir das tolle Licht, wenn ich diese großartigen Momente bald nicht mehr festhalten kann/darf? Ab dem 25. Mai 2018 müssen entsprechend Veranstalter und auch Unternehmen die geforderten gesetzlichen Richtlinien der (DSGVO) umgesetzt haben. Die neue Datenschutz-Grundverordnung DSGVO – setzt einen übergreifend für die EU geltenden Datenschutzstandard in Kraft. „Denn die Verordnung, die regeln soll, wie mit personenbezogenen Daten umgegangen wird, schließt auch die Fotografie ein. Und damit gelten schon für die AUFNAHME von Personen (auch ohne Veröffentlichung der Bilder) strenge Regeln, egal ob die Abgebildeten erkennbar sind oder nicht. Der Fotograf müsste vor der Aufnahme alle um Erlaubnis bitten – was natürlich vor allem auf Veranstaltungen wie Konzerten oder Festivals nicht möglich ist.“ (http://www.impericon-mag.com/de/petitionen-die-neue-eudatenschutz-verordnung-fickt-auch-konzert-fotografen-16007)

Crowbar – Die Breakdown Götter

Der Saal ist im wahrsten Sinne brühend heiß und bis zum Anschlag vollgepackt mit Metalheads. „We are fucking Crowbar from New Orleans“ brüllt Frontmann Kirk Windstein in sein Mikrofon und der erste Song „Conquering“ zerlegt den Laden gleich zu Beginn. Der Sound ist glasklar und drückt die Besucher förmlich an die Wand. Das Setup der Jungs ist einfach gestrickt, es gibt jeweils einen Röhren-Amp, ein Kabel und ein Instrument, keine aufwendige Technik oder sonst irgendwas. Bei Crowbar geht es um massives Handwerk und Energie – der Ton kommt also aus den Fingern und nicht aus dem Portmonee. Wer hier also mit einem Kemper aufkreuzt, wird erst mal ausgelacht. Seit 1992 spielen Crowbar schon in Berlin und kommen immer wieder gerne zurück, erzählt Windstein.

Ich bin eigentlich ein straighter Fenderbass-Liebhaber aber Todd Strange hat mich eines Besseren belehrt. Die Antwort auf ein tiefes Tuning kann die Firma Kiesel beantworten.Dieser Klang ist in meinen Ohren bisher einzigartig und ab sofort unverwechselbar. Die Tiefe und gleichzeitig Klarheit im Ton – Hut ab liebe Kiesel-Guys! Musikalisch fehlt es dem Banger-Publikum auf gar keinen Fall, neben neueren Songs, gibt es auch die alten Brecher wie „Planets Collide“ oder „Existence Is Punishment“. Danke Crowbar, es war wie immer ein Fest!

Converge – Genies und Soundextremisten

Converge muss man heutzutage nicht mehr vorstellen, sie sind weder ein Geheimnis noch gleich zu stellen – wichtig ist, sie sind wieder da. Das SO36 ist wie gewohnt ausverkauft und das Klima gleicht den Subtropen. Schlagzeuger Ben Koller muss nur einen Schlag auf die Snare setzen und das Publikum ist vor Euphorie während des Line-Checks kaum noch zu bremsen.

Lange soll das Publikum aber nicht warten, Kurt Balou klimpert schnell ein paar Töne in seine Loop-Station und es hört sich wie ein Werk von Hans Zimmer an – der heute übrigens ein paar Häuser weiter in dieser Automobilhalle spielt. Das Set ist kurz aber dafür unglaublich intensiv. Ganze zehn Songs von „The Dusk in Us“ schmettern Converge aufs Parkett, plus acht verbliebene Songs von älteren Alben. Frontmann Jacob Bannon ist wie immer in Höchstform mit seinen Bandkollegen. Doch was macht Gitarren- und Technikgott Kurt Balou? Die Antwort lautet: er selbst sein. Wäre Balou ein genau so guter Ringer wie er Gitarre spielen kann, könnte er es mit fünf Gegnern gleichzeitig aufnehmen. Das Publikum rastet völlig aus, die Bühnenflieger starten alle nacheinander von der Bühne in die Zuschauermasse und lassen sich bis zur Theke tragen. Bis bald Converge.