City and Colour in Berlin – A Pill For Loneliness Tour 2020

Lange war es ruhig um Dallas Green alias City and Colour. Entweder war er im Studio, um Sessions mit seinem neuen Produzenten Jacquire King (Kings of Leon, Tom Waits) aufzunehmen oder mit seiner härteren Vergangenheit Alexisonfire zu touren. Seit 2016 hat man in Deutschland keine Show mehr von City and Colour gesehen, jetzt ist es endlich wieder so weit. Auf der Liste stehen München, Stuttgart, Leipzig, Berlin und Düsseldorf.

Der Saal ist bis an die Decke bestuhlt, die Gäste sitzen mit gespannten Blick vor der Bühne auf ihren Plätzen. Aufgrund der etwas erschwinglichen Ticketpreise ist der komplette obere Rang des Tempodroms mit schwarzem Molton abgehangen. Glück für die Gäste der letzten Preis-Kategorie, denn diese werden zu ihrem Vorteil in eine höhere Kategorie upgegradet, aber dafür von links nach rechts geschoben, da man sich nicht sicher ist, wer jetzt welchen reservierten Platz bekommt.

Dallas Green begrüßt sein Publikum auf der Bühne. Er trägt heute ein flottes, kurzärmliches Blümchen-Hemd, Jeans und seinen bekannten Singer-Songwriter-Hut. Im Saal ist es erschreckend leise, man hört jedes Knarzen, Knacken und Räuspern. Das Konzert kann beginnen.

„Living in Lightning“
Passend zum Titel steht hinter Dallas Green eine im Halbkreis angeordnete Lichtinstallation aus Scheinwerfern, die je nach Stimmung zusammen mit den gefühlt 1.000 Lampen im Hintergrund ein wahres Lichtspektakel erzeugen.

„Friends“
„Der Song ist nicht so traurig, wie er eigentlich klingt, genießt das Hier und Jetzt, mit euren Freunden und eurer Familie!“ spricht Dallas durch sein Mikrofon.

Seit 2005 veröffentlicht Dallas Green unter dem Namen City and Colour sein Soloprojekt. Kaum ein Zweiter schafft es wohl in seiner Musik soviel Emotionen und Traurigkeit zu packen, wie er.

City and Colour in Berlin | Tempodrom

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(Bild: stagr / Christoph Eisenmenger)

„Day Old Hate“
Die meisten Zuschauer wirken wie verwurzelt auf ihren Stühlen. Ihre Augen funkeln und ihre Lippen bewegen sich ohne Ton.

„Sleeping Sickness“
Der einzigartige Sound-Charakter an diesem Abend ähnelt der vergangenen Live-Scheibe „Guide Me Back Home“, die 2018 erschienen ist. Gefühlt seit Ewigkeiten tourt Dallas mit seiner Band, doch auf dieser Tournee spielt er nur mit einem Freund zusammen, der ihn jeweils mit einer Orgel oder einer (Slide)-Gitarre begleitet. Der Boden vibriert von der druckvollen, in Tremolo getränkten Orgel. In der Mitte wandert eine traurige Melodie, die zusammen mit der Stimme von Dallas Green ein Klangbild für die rastlosen Gedanken schnürt.

„Twilight“ (Elliott Smith cover)
„Der nächste Song ist mein Lieblingssong, deswegen ist er auch nicht von mir“, scherzt der 39-jährige.

„Lay Me Down“
Dallas legt seine Gitarre nieder und steht nun metaphorisch nackt vor seinem Publikum. Die schweren Basstöne des Songs „Lay Me Down“ schallen durch das Tempodrom, das Licht baut sich im Hintergrund bis zu dem Höhepunkt des Songs auf und flacht langsam aber gemeinsam, am Ende des Liedes mit der Stimme von Dallas Green ab. Das Konzert ist zu Ende.