Fast zwei Jahrzehnte ist es her, seit Christina Aguilera mit „Stripped“ ihre größten Hits gefeiert hat und eine ganze Generation mit Songs wie „Beautiful“, „Dirrty“ und „The Voice Within“ verzaubert hat. Über 20 Jahre sind es sogar, wenn man an „Genie In A Bottle“ zurück denkt, was ihr neben „Reflection“ aus dem „Mulan“-Soundtrack den großen Durchbruch beschert hat. Die Alben danach plätscherten zumindest in Deutschland leider ziemlich an der breiten Masse vorbei. Zahlreiche „The Voice“-Staffeln später und das große Duett „Fall in Line“ mit Demi Lovato ziehen sie zurück ins Rampenlicht. Jetzt ist sie endlich wieder da und für einen Termin in Deutschland.
Dax Project
Eröffnet wird der Abend in der Mercedes-Benz Arena allerdings erst einmal von Drax Project. Die junge Kombo aus Neuseeland schlägt derzeit ein wie Bombe. Und das ist verständlich, denn der jazz-angehauchte Pop ist frisch und anders und geht gleichzeitig einfach ins Ohr. Das macht Spaß und holt auch die Fans in Berlin ab. „Woke Up Late“ kennt fast jeder in der Halle und so wird begeistert mitgesungen und gefeiert. Das Justin Timberlake-Cover „Cry Me A River“ setzt dann den perfekten Schlussmoment, um aufzufallen und vor allem in Erinnerung zu bleiben. Klasse!
Drax Project in Berlin | Mercedes-Benz Arena
Christina Aguilera
Dann gehört die Bühne endlich Christina und ihren Tänzerinnen und Tänzern. Die Show ist auf große Dramatik angelegt. Viele Outfitwechsel, eine wilde Tour durch ihre gesamte Diskografie. Immer wieder nimmt sie sich die Zeit mit den Fans zu sprechen. Und immer wieder zeigt sie, dass sie noch ganz die Alte ist. Songs wie „The Voice Within“ sorgen für Gänsehaut, „Dirrty“ für Begeisterung und „Maria“ für das gewisse Wow. Sie kann es noch, sie röhrt, sie lacht, sie tanzt. Und doch, ist da dieser Zwiespalt, der sich vor allem bei alten Fans nicht verwehren lässt.
Christina Aguilera in Berlin | Mercedes-Benz Arena
Zu viele Songs singt sie nur an, lässt ihre Background-Sängerinnen übernehmen während sie tanzt oder das Publikum singen. Zu oft ist da dieses „Nun komm schon, sing doch weiter.“, das sich aufschleicht. Denn dafür sind die Fans doch eigentlich da: Um Christina singen zu hören und nicht, um sie etwas tanzen zu sehen und ihre Backgroundsängerinnen übernehmen zu lassen. Ihre Stimme ist noch da und genau das, was ihren Glanz ausmacht. Warum also stellt sie genau das immer wieder in den Hintergrund? So ist das Set auch nur knapp 80 Minuten lang, was eigentlich viel zu kurz ist, vor allem bei einem eigentlich so großen Katalog und bei der aufgezählten Menge an Songs. Nur ein Refrain oder eine Strophe teasern eben leider nur an.
Und so bleibt ein fader Beigeschmack bei einer Show, die eigentlich das Potential gehabt hätte, der großartigsten Tour – der Stripped Tour 2001 – Konkurrenz zu machen. Die Ansätze sind da, die Basis macht kribbelig und Lust auf mehr. Auf dieses MEHR an Stimme, an Leidenschaft, an Gänsehaut. Hoffentlich bald.
Christina Aguilera in Berlin | Mercedes-Benz Arena
Setlist – Christina Aguilera in Berlin 2019
ACT I
X
1. Bionic
2. Your Body
3. Genie in a Bottle
4. The Voice Within
ACT II
Golden Queen
5. Dirrty
6. Vanity
7. Express
8. Lady Marmalade
ACT III
Fall in Line
9.Can’t Hold Us Down
10. Sick of Sittin‘
ACT IV
11. Maria
12. Twice
13. Say Something
14. Reflection
15. What a Girl Wants
16. Come on Over Baby
ACT V
Glam
17. Ain’t No Other Man
18. Candyman
19. Accelerate
20. Feel This Moment
ACT VI
21. Beautiful
22. Fighter
23. Let There Be Love