Charli XCX in Berlin – Angehender Superstar zum Greifen nah

Auf aktueller Tournee besucht Sängerin und Songwriterin Charli XCX derzeit drei deutsche Städte, wobei das Astra Kulturhaus am Samstagabend die erste Location gewesen ist, in den nächsten Tagen folgen dann noch Hamburg und Köln. Das für knapp 2.000 Leute ausgelegte Gelände unweit des Szeneviertels rund um den Boxhagener Platz und nah gelegen am S-Bahnhof Warschauer Straße füllt sich schnell. Das berlin-typische, fabrikartige Kulturhaus ist bekannt für Livemusik der alternativen Szene und besticht mit tollem Sound. Den Besucher steht ein Abend mit einem großartigen Doppelpack bevor, denn sie werden gleich zwei starke Frauen live erleben.

Dorian Electra

Im Vorprogramm tritt zu allererst die amerikanische Sängerin, Songwriterin, Video- und Performance-Künstlerin Dorian Electra auf. Bekannt ist sie längst in der queeren Szene und darüber hinaus durch ihre provokanten Musikvideos im Netz. Dorian gestaltet, produziert und inszeniert die meisten ihrer Clips selbst, fordert derzeit die bestehenden Geschlechterrollen heraus und stellt sie auf satirische Weise neu dar. Ihr Debütalbum „Flamboyant“ ist in diesem Jahr auf den Markt gekommen, darin findet sich ein ganz eigener hypersynthetischer Neon-Electro-Pop-Sound. Makellos aber mit einem Hauch zur Dramatik gestylt, beherrscht die Musikerin für eine knappe halbe Stunde lang die Bühne des Astra Kulturclubs. Ihr flippiges Markenzeichen dabei: ein hauchfein gezogener Schnurrbart über der Oberlippe.

Dorian Electra in Berlin | Astra

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(Bild: stagr / Adina Scharfenberg)

Charli XCX

Es geht schnell weiter im Programm, das Warten hat eine Ende. Lange steht die 27-jährige Charli XCX aus England ja noch gar nicht im Rampenlicht. Der Musik aber bereits seit ihrer Kindheit verbunden, hat sich die Künstlerin jahrelang eher hinter den Kulissen der Musikszene aufgehalten – und doch ist sie immer ganz tief verwurzelt gewesen mit dem aktuellen Geschehen und vor allem der Hit-Maschinerie. Für viele namhafte Stars hat Charli bereits Songs geschrieben, darunter den Hit „I Love It“ der Schwedinnen von Icona Pop, genau wie Iggy Azalea größten Erfolg „Fancy” und auch der diesjährige, weltweite Nummer-Eins-Hit „Señorita” von Sean Mendes und Camila Cabello stammt aus ihrer Feder. Doch neben allem, was sie als Songwriterin für andere Künstler bisher geleistet hat, hat sie mit ihrem aktuellen Dark-Pop irgendwo zwischen Indietronic und Rock auch noch ihre ganz eigene Soundästhetik kreiert.

Charli XCX in Berlin | Astra

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(Bild: stagr / Adina Scharfenberg)

Überraschend ist, die 27-jährige begrüßt die Berliner ohne Liveband auf der Bühne. Braucht sie aber auch nicht, die Künstlerin aus Hertfordshire nördlich von London zieht sowie alle Blicke auf sich und weiß sich gekonnt in Szene zu setzen. Im supersexy Dress gibt Charlotte Emma Aitchison alias Charli XCX knapp zwei Stunden lang ihren Fans die Gelegenheit, ganz nah an sie heranzukommen. Immer wieder geht sie direkt auf Tuchfühlung mit den ersten Reihen. Charlis mächtige Synthie-Sounds entpuppen sich als brutale Ohrwürmer, die einem einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen und die sie mit jeder Menge Selbstvertrauen präsentiert. Und die natürlich Energie und gute Laune versprühen.

Erste Solosongs sind 2008 auf dem Titel „14“ erschienen, gefolgt 2013 von „True Romance“, doch beide sind nicht der zündende Funke ihrer Karriere als Sängerin gewesen. Erst mit ihrem Studioalbum „Sucker“ aus 2014 ist Charli XCX direkt in die internationalen Charts gestiegen. Mit „Boom Clap“ und „Break the Rules“ sind gleich zwei Singles von diesem Album kommerziell erfolgreich gewesen. Was nicht zuletzt daran gelegen haben mag, dass ihre frische, klare Stimme einen tollen Wiedererkennungswert hat und sich Charli XCX so von der Masse abhebt. Das Musiktalent hat mittlerweile über 18 Millionen Tonträger verkauft. Das dritte Album ist noch ganz frisch auf dem Markt (VÖ September 2019), es ist das persönlichste ihrer Werke und trägt daher den würdigen Namen „Charli“. Es enthält nicht nur jede Menge freche Mainstream-Ohrwürmer, Charli erfüllt sozusagen jede Menge der im heutigen Pop schon obligatorischen Kollaborationen – darunter mit Lizzo, Troye Sivan, Christine and the Queens oder Haim.

Ihre überlebensgroße Persönlichkeit bringt sie an diesem Konzertabend jedenfalls gekonnt sowohl durch ihre Musik als auch durch ihren flippigen Style zum Ausdruck. Dass Charli schon immer selbst Musik machen wollte, wie sie den Berlinern selbst verkündet, klingt zwar fast wie eine der typischen Phrasen, die man von vielen Musikern hört – aber spätestens am Ende dieses Konzertabends merkt man, dass die Aussage eindeutig wahr und ihre Leidenschaft und Liebe zur Musik absolut authentisch sind.

Charli XCX in Berlin | Astra

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(Bild: stagr / Adina Scharfenberg)