Bilderbuch hat gerade eine Menge um die Ohren. In fast jeder Stadt sind nachträglich ein oder sogar zwei Zusatzkonzerte eingeplant worden. Natürlich alle ausverkauft. Es ist Dienstag und Bilderbuch betreten heute Abend zum zweiten mal die Bühne im Hamburger Docks. Zum warm werden rapt Mavi Phoenix lässig und melodisch von 99 Problems und bringt die Hamburger in die richtige Stimmung.
Im Publikum treffe ich die britische Buchautorin Nina Puri („Tischlein, leck mich“, „Langenscheidt Katze-Deutsch/Deutsch-Katze“, „Karriere im Eimerchen“) und lasse sie den Abend heute mit Ihren Worten beschreiben:
Schwer, es jemandem zu erklären, der Bilderbuch nicht kennt: Prince gemischt mit Falco? Und (einige werden schmerzhaft aufjaulen) einer Spur Reinhard Fendrich? Ja, ja, ja. Und doch ganz anders. Diese Melange aus Soul, Funk, Hip-Hop, Boyband und Austropop. Aus Lässigkeit, Melancholie, hintergründigem Humor und lustigem Schwachsinn. Diese Art, wie Lead-Sänger Maurice Ernst nach Belieben die deutsche Sprache staucht, dehnt und in Scheiß-der-hund-drauf Manier mit englischen, spanischen, wienerischen, italienischen Elementen spickt und neu erfindet. Frinks. Mschin. Das sweete Thing. Das ist Sex pur.
Und erklärt, warum nebst iPhone Kabeln (Baby leih mir dein Lader, komm. Bitte leih mir dein Lader“) auch Büstenhalter und Rosen auf die Bühne fliegen. Warum selbst kühle Hanseaten schon nach den ersten Songs schwitzend und mitsingend auf und ab springen. (Den Text können sowieso alle auswendig.)
Warum das Publikum zuverlässig in Ekstase gerät, wenn Gitarrist Michael Klammer sich in einem netzartigen Nichts von Tshirt um seine Gitarre windet. Peter Horazdovsky unaufgeregt die Bassgitarre bearbeitet. Drummer Philipp Scheibl den Beat genau richtig verschleppt und Maurice gockelhaft vor einer Wand aus rotierenden Sneakern hin und her schreitet und dann seinen Latexhosen-Hintern lasziv in die Menge reckt: „Sag es laut. Jaul es raus. Gib es zu. Du bist hinter meinem Hintern her.“ Genau so isses. (Nina Puri, www.ninapuri.de)