Back to 2001: Ein Abend mit Incubus in Hamburg


(Bild: stagr / Axel Schilling)

Dienstagabend. Es ist schwül und mitten in der Woche. Dennoch finden sich jede Menge Menschen im Mehr! Theater am Großmarkt ein, um nach langer Europa-Tour-Pause Incubus live zu erleben. Die fünf sehr erwachsen gewordenen „Jungs“ betreten pünktlich, wie es sich für ihr mittlerweile seriöses Alter gehört, die Bühne. Ich fühle mich beim Erscheinen von Frontman Brandon Boyd schlagartig zurückversetzt in mein End-Teenager-Zimmer, auf dem Teppichboden sitzend, lauschend und schwärmend. Und ja, an Charisma und Sexappeal hat Brandon bis heute nichts eingebüßt.

Der Bühnenaufbau verspricht einiges: Trommeln, die später zu den Klängen von „Panjabi MC“ zum Einsatz kommen und eine Leinwand, auf der Lavalampen-ähnliche Effekte ihr Unwesen treiben. Dennoch startet die Stimmung eher verhalten. Ab „Anna Molly“, dem dritten Song, scheint die Band das Publikum kurzzeitig im Griff zu haben: Es wird gefeiert, gegröhlt und getanzt, vor der Bühne, aber auch auf ihr. Die Rastas von Chris Gilmore sind nicht mehr zu bändigen und nehmen wirbelnd einen Großteil der Bühne ein, Brandon Boyd feiert das Publikum und natürlich auch ein kleinwenig sich selbst. Ohne Umschweife und Geschwafel werden den Fans die Songs präsentiert, die Incubus auch für mich einst so großartig und besonders machten. Der Sound in der Halle wird dem Ganzen leider nicht immer gerecht, vielleicht kommt dieser aber in der Mitte der Menge besser rüber. Auch macht es immer wieder den Anschein, als habe Boyd mit seiner Stimme zu kämpfen.

Egal, nun also kurze musikalische Druckbetankung. „Megalomaniac“, „State of the Art“ – was ‘n Rockkonzert! Leider entstehen danach etwas ermüdende Längen im Set. Irgendwie wird’s unemotional und die Band wirkt fast von sich selbst gelangweilt. Aber so wie auch jedes Album der Kalifornier meiner Meinung nach einige Schwachstellen mitbringt, ist dies auch live scheinbar nicht von großer Bedeutung. Für die eingefleischten Fans hat alles seine Richtigkeit und nimmt ihnen auch an diesem Abend nicht den Spaß und die Textsicherheit.

Nach knapp zwei Stunden gutem Mix aus den alten Jahrtausendwende-Songs und Songs vom neuen Album „8“ sind Incubus durch. Das Shirt des Sängers fiel schon recht früh, die Rastas haben sich der Schwerkraft ergeben und überhaupt wirkt die Band jetzt wirklich erschöpft. Natürlich lassen sie sich zu einer Zugabe hinreißen und verabschieden sich mit „Are you in” und „Drive“ ehrlich dankbar von ihren Hamburger Fans. Auch ich sage Incubus Danke. Dafür, dass sie in einer für mich wichtigen Zeit, die richtige Musik gemacht haben. Und man sie bis heute dafür feiern sollte. Goodbye, Incubus. Nice to know you.