Astra Kulturhaus wird zum „Hotel Diablo“: Machine Gun Kelly in Berlin


Machine Gun Kelly in Berlin 2019 / Machine Gun Kelly Hotel Diablo Tour 2019
Am Donnerstagabend spielte Machine Gun Kelly (MGK) im Astra Berlin ein Konzert. (Bild: stagr / Julia Langmaack)

Richard Colson Baker aka Machine Gun Kelly (MGK) hat in der ersten Jahreshälfte von 2019 einen wirklich erfolgreichen Start hingelegt. Durch sein Mitwirken im Film „Bird Box“ ist er als Drogendealer Felix neben Sandra Bullock und John Malkovich seinem ambitionierten Ziel gen Hollywood näher gekommen. Und auch als Tommy Lee in der Band-Biographie-Verfilmung von Mötley Crüe’s „The Dirt“ hat er eine überzeugende Rolle gespielt. Nicht nur das, der talentierte Musiker hat extra dafür Schlagzeugspielen gelernt und sich die typischen Stick-Twirls von Lee drauf geschafft. Gemeinsam mit der berühmt-berüchtigten 80er-Glam-Rockband hat er dazu dann auch gleich noch den Titeltrack „The Dirt (Est. 1981)“ aufgenommen. Die Netflix-Produktion hat dann Anfang 2019 erfolgreich Premiere gefeiert.

Die darauf folgende, größere Aufmerksamkeit um seine Person hat MGK gleich sinnvoll genutzt und sein nagelneues, sehr persönliches Album „Hotel Diablo“ Anfang Juli auf den Markt gebracht. Die Hitsingle „I Think I’m Okay“, die er gemeinsam mit seinen Freunden sowie Musikkollegen Yungblud und Travis Barker (Blink 182) aufgenommen hat, ist kurz vorher erschienen und hat sich die erste Plätze der Hot Rock-Charts geteilt mit Größen wie Panic! at the Disco, Imagine Dragons und Twenty One Pilots! Passend zum Album-Release ist der Cleveland-Rapper gleich losgezogen auf „Hotel Diablo Tour 2019“ und aus diesem Anlass spielt er nun auch insgesamt drei Konzerte in Deutschland. Am Donnerstagabend sind die Berliner Fans im Astra Kulturhaus an der Reihe. Vorher gibt aber erstmal noch für eine knappe halbe Stunde eine Frau den Ton im Vorprogramm an: Amazonica. Die erfolgreiche DJane legt regelmäßig bei den Filmfestspielen von Cannes, den Oscars oder BAFTA auf und war u.a. auch schon mit Marilyn Manson und Scarlxrd auf Tournee.

Seit Machine Gun Kelly in 2017 von Sean Combs (P. Diddy) auf der großen Musikmesse SXSW in Austin, Texas entdeckt worden ist, hat er vier Studioalben und zwei EPs herausgebracht – wovon alle sogar zeitweise in den verschiedensten, weltweiten Charts vertreten waren. Der Mann-der-vielen-Kollaborationen hat, neben den oben genannten, schon mit unzähligen Musikern zusammengearbeitet, darunter auch Kid Rock, X Ambassadors, Hailee Seinfeld, French Montana, Steve-O, Camila Cabello, Danny Avila, Chief Keef – um nur einige zu nennen. Und sein Musikstil? Eine Mischung aus Pop, Rap, Metal, Emo und Rock. Hier treffen Melancholie, Aggression und Depression ungebremst aufeinander und brechen bei seinen Live-Konzerten in Sekundenschnelle die Moshpits auf.

Und wie so etwas aussieht, wird beim aktuellen Konzert im Berliner Astra deutlich. Dort wird der volltätowierte Gunner im rappelvollen Saal mit Kreischorgien im hohen Dezibel-Bereich empfangen. Die Luftfeuchtigkeit in dem 1.500-Mann-Saal (heute eher „Frauen-Saal“) ist schon seit Eintreffen der Fans knapp 1,5 Stunden vor Konzertbeginn enorm hoch – und wird noch deutlich steigen. MGK gibt zwei Stunden lang Songs seiner gesamten Künstler-Diskographie zum Besten, mit leichtem Schwerpunkt auf dem aktuellen Werk. Bei 27 gut ausgewählten Liedern bleiben keine Wünsche offen. Der Musiker geht mehr als einmal auf intensive Tuchfühlung mit den Zuschauern, dabei strotzt er nur so vor Energie und reißt sich am Ende noch das Oberteil vom Leib.

Ein absolut authentischer Auftritt, in den Machine Gun Kelly nicht nur viel Herzblut steckt, er zeigt auch einmal mehr, dass ihm das Bad Motherfucker-Image genauso herrlich steht, wie die gefühlvolle Softie-Seite. Leider kennt man den talentierten Musiker in Deutschland einfach noch viel zu wenig. Hoffentlich ändert sich das in absehbarer Zeit, damit ihm die Aufmerksamkeit zuteil wird, die ihm gebührt.