As I Lay Dying in Hannover


As I Lay Dying Hannover 2018 / As I Lay Dying Tour 2018
(Bild: stagr / Cynthia Theisinger)

Kaum eine Band wird in letzter Zeit wohl mehr diskutiert als As I Lay Dying. Zwar ist die Band nach 5 Jahren zurück auf der Bildfläche, die Hintergründe für die Pause sind jedoch alles andere als schön. Daher verweigern viele langjährige Fans nun die Band weiter zu unterstützen. Aber was ist geschehen? Dieser Frage gehen wir hier im Bericht etwas weiter unten nach, bleiben wir erstmal bei der aktuellen Tournee.

Die Europa Tour von As I Lay Dying läuft auf Hochtouren. Auch Hannover wurde aufgrund des Andrangs in das Capitol hochverlegt. Ausverkauft ist es dennoch. Begleitet wird die Band von Erra und Bleed From Within.

Bleeded From Within

Punkt 20 Uhr betreten Bleed From Within die Bühne. Es dauert nicht lange bis der Pit sich und die Stimmung damit nach oben treibt. Schon beim zweiten Song sehen wir die erste Wall of Death des Abends. Die Schottische Deathcore Band macht einfach keine halben Sachen. Mit dabei haben sie ihr neues Album “Era”, von welchem sie heute Abend fast ausschließlich spielen. Die Fans sind durchgehend voll dabei. Egal ob schneller Song mit Circle Pit oder langsamerer mit Headbangen oder beides im konstanten Wechsel. Einziges Manko an diesem Auftritt: die Spielzeit. Mit 25 Minuten ist diese recht kurz. Hier hätten sich alle Anwesenden über etwas mehr gefreut. Dennoch setzen Bleed From Within als Opener die Messlatte für den heutigen Abend schon weit hoch.

Erra

Nach einer kurzen Umbaupause stehen ERRA auf der Bühne. Die Band konnten mit ihrem letzten Album, “Neon”, viele neuen Fans in der Szene finden. Live sieht das nicht anders aus. Die Stimmung ist von Anfang an weiterhin weit oben ohne zu fallen. Besonders hervorzuheben sind bei dem Auftritt die Growls von Frontmann Joseph Thomas Cavey. Präzise und brachialisch gut. Leider gehen die Cleans von Gitarrist Jesse Cash dabei etwas unter. Entsprechend lassen auch die Pits nicht lange auf sich warten, welche sich regelmäßig mit einem Circle Pit abwechselnd. Dennoch kann die ERRA am heutigen Abend Bleed From Within nicht das Wasser reichen, obwohl der Auftritt keineswegs schlecht war.

As I Lay Dying

Plötzlich geht das Licht aus. Das Geschreie ist groß, bis plötzlich ein Bier Richtung Bühne fliegt. Dann betreten sie die Bühne: As I Lay Dying. Vor der Bühne ist ein umfallen nicht möglich. Alle stehen Schulter an Schulter, wodurch sich auch der Pit zum ersten Song “Meaning in Tragedy” nicht öffnen kann. Die Stimmung steigt direkt an ihr Maximum. Beim nächsten Song “An Ocean Between Us” öffnet sich dann auch der Pit, um sich diesen Abend nicht mehr zu schließen. Ein steht fest: In all den Jahren hat Tim Lambesis das Screamen nicht verlernt. Genau so sehen dies auch alle Fans, welche die Rückkehr der Metalcore Ikonen gebührlich feiert, in dem sie Regelmäßig lauter ist als die Band selbst. Die ersten Reihen können einem jedoch etwas leid tun, da diese immer wieder die viele Bewegung des Publikums auffangen muss und fast durchgängig Crowdsurfer sich ihren Weg nach vorne bahnen. “Sing this one with us” – Zu “The Sound Of Truth” will Tim es nochmal richtig Wissen, wo ihm das Publikum gerne hilft. “Thank you so much for giving us the chance” bedankt er sich anschließend bei dem anwesenden Publikum, bevor die Songs “A Greater Foundation” und “My Own Grave” gespielt werden, bei dem das Publikum weiter lautstark mitsingt. “We always like to end our Set with an old song”. So beenden As I Lay Dying ihren Auftritt mit “Forever”, bei welchen die beiden Sänger der Vorbands mit auf die Bühne kommen.

Ohne Zugabe gibt sich das Publikum jedoch nicht zufrieden und verlangt lautstark nach weiteren Songs. Die sollen sie auch in Form von “Nothing Left”, “94 Hours” und “Confined” bekommen. Bei allen Songs verausgabt sich das Publikum noch einmal richtig und singt sich die halbe Seele aus dem Leib. Anschließend findet das Konzert aber wirklich sein Ende und die Musiker verabschiedet ihr Fans in den restlichen Abend. Hierbei lässt es sich Tim aber nicht nehmen sich bei den ersten Reihen nochmal per Handschlag persönlich zu verabschieden.

Im Mai 2013 wurde Frontmann Tim Lambesis wegen Anstiftung zum Mord an seiner Frau verhaftet und gegen Kaution wieder entlassen. Im Februar 2014 bekannte er sich der Tat und wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der Rest der Band gründete in der Zwischenzeit die Band Wovenwar um sich von dem beschädigten As I Lay Dying und Tim zu distanzieren aber dennoch weiter zusammen Musizieren zu können. Mit dieser konnten sie jedoch nur mäßigen Erfolg verbuchen. Im Dezember 2016 wurde Lambesis auf Bewährung aus der Haft entlassen. Mit der Zeit kam es zur Band-Aussprache. Erst im Juli 2018 meldeten sich As I Lay Dying  in ursprünglicher Besetzung mit dem Song “My Own Grave” zurück. In dem Song nimmt Tim die Schuld auf sich und bereut seine Taten.

Aber kann man einfach vergeben? Fakt ist, während seiner Haft hat sich Tim zum zertifizierten Suchtberater ausbilden lassen und verfolgt seit seiner Entlassung eine Masterstudiengang zur Sozialarbeit. Zudem sieht er nun einen Teil seiner Lebensaufgabe darin, den Schmerz, den der verursacht hat, rückgängig zu machen. Er stellt sich aktiv gegen den Menschen, der er einst war, und versucht mit all seinen Mitteln zu verhindern, dass ein Anderer die gleichen Taten begeht wie er. “Ich werde niemals dazu in der Lage sein, meinen größten Fehler rückgängig zu machen, aber ich bin überzeugt davon, dass es besser ist, etwas zu tun, als aufzugeben” sagt er dazu in einem kürzlichen Facebook Post.

Im November spielte die Band eine große Tour durch die USA, bei der fast jedes Konzert ausverkauft war. Europa ist im Dezember dran. Auch hier ist fast jedes Konzert ausverkauft, obwohl zumindest in Deutschland jedes einzelne Konzert hochverlegt werden musste, da die Konzerte nach wenigen Tagen bereits ausverkauft waren. In München spielte die Band dabei auch ihr größtes Konzert überhaupt. Was die Fans dabei nicht wussten: Ein Teil der Einnahmen ging an HeartSupport. Eine Organisation, die als Ansprechpartner für junge Erwachsene bei Sucht, Depression und sexuellem Missbrauch dient. Grundsätzlich setzt sich die ganze Band gegen alle Arten von häuslicher Gewalt und Gewalttätigkeit ein und will künftig auch vermehrt mit entsprechenden Organisationen zusammenarbeiten und sieht dies als neuen Kern der Gruppe.