AnnenMayKantereit in Rostock


Vor etwas über zwei Jahren spielte die Kölner Band AnnenMayKantereit noch im Rostocker Peter-Weiss-Haus für 10,- Euro vor ca. 400 Leuten. Vor einem Jahr waren es schon ungefähr 1.000 Rostocker-Fans, die ins Moya pilgerten. Nun also die mit 4.600 Karten ausverkaufte Rostocker Stadthalle. Soweit, so erfolgreich. Aber was musste die Band an Kritiken im letzten Jahr bloß alles über sich ergehen lassen?! Hier nur ein Beispiel:

„Zeit-online“ titelte vor genau einem Jahr: „Haben die jungen Leute das verdient?“ und weiter: „Einer spielt kapitänsmäßig Klavier, einer unauffällig Gitarre, und die Rhythmusgruppe – inzwischen erweitert um den Bassisten Malte Huck – versucht, nicht im Weg zu stehen. AnnenMayKantereit erinnern an die Beatsteaks, obwohl sie nicht wie die Beatsteaks klingen. Ihr Sänger Henning May singt auch so reibeisern wie der Typ von den Beatsteaks und seine Texte sind genauso schlecht, nur auf Deutsch. Eine Band für die Nachfahren der Generation Y, die genauso desinteressiert und unpolitisch sind wie ihre Wegbereiter, sich aber nicht mehr dafür schämen. Ist Alles nix Konkretes das Album, das diese Leute verdient haben?“ usw., usw.

Ganz offensichtlich ist es Vielen unerträglich geworden, den Erfolg musizierender junger Leute neidlos anzuerkennen. Ohne politische Statements und/oder Weltverbesserer-Attitüde ist Unterhaltung nicht mehr möglich?


AnnenMayKantereit haben am Sonntag Abend ein höchst angenehmes Konzert abgeliefert. Und das mit der Bescheidenheit von Straßenmusikern, die sie ja vor wenigen Jahren noch waren. Mit freundlichem Publikumskontakt spielten sie die Songs ihres Erstlingsalbums, ergänzt durch „Nicht nichts“, „James“, „Du bist überall“, Gypsy“ und die Covers „Sunny“ von Bobby Hebb und „Come together“ von den Beatles. Und apropos desinteressiert und unpolitisch: Genau auf diesen Vorwurf reagierte Henning May sehr charmant und grüßte die befreundeten, sehr politisch engagierten Mecklenburger Punks von Feine Sahne Fischfilet. Wenn das kein politisches Statement ist?! Leider war die Ankündigung, den nächsten Song gemeinsam mit Monchi, dem Sänger von Feine Sahne Fischfilet, zu singen nur ein Spaß.

Sehr witzig, wie schnell die Smartphones bei dem Song „Du bist überall“ kurz verschwanden als Henning May deutlich sagte, wie lästig er die Filmerei findet um dann kurz darauf wieder allgegenwärtig in die Höhe gehoben zu werden. Ist halt heutzutage so… Highlights waren natürlich „Barfuß am Klavier“ und „Pocahontas“. Leider war der Sound echt basslastig. Die Bässe schaukelten sich bisweilen rückkoppelungsartig bis zur Unerträglichkeit hoch. Woran das auch immer lag: Sorry Soundleute – das war nichts. Die Lichttechnik dagegen war sehr stimmungsvoll.

Resümee: Wir möchten der Band zurufen: Weiter so! Lasst euch nicht verbiegen, schreibt Texte, die zu euch passen und wenn ihr euch politisch äußern mögt, dann tut das wann und wie ihr wollt! Ihr trefft den Nerv eurer Fans und viel mehr sollte man von euch zunächst nicht erwarten!