A Perfect Circle in Berlin – Die Stimme aus der Ferne


A Perfect Circle Berlin 2018 / A Perfect Circle Tour 2018 / Citadel Music Festival 2018
(Bild: stagr / Christoph Eisenmenger)

Der Ball der Fußballweltmeisterschaft rollt in den Vorrunden und heute ist das erste Pflichtspiel für die deutsche Nationalmannschaft 0:1 gegen Mexico ausgegangen. Doch hinter den Mauern der Zitadelle Spandau findet heute ein weiteres Ereignis statt. A Perfect Circle sind wieder auf dem Vormarsch und spielen heute nach unzähligen Jahren, endlich wieder live – die Band um Maynard James Keenan ist zurück. Es gibt weder eine Vorband noch eine generelle Foto- und Videoerlaubnis für die Zuschauer. Währenddessen sich der Zuschauerraum rasch füllt, werden auf der Bühne von den fleißigen Stagehands die letzten Vorbereitungen für das Konzert getroffen – jetzt kann es aber auch losgehen-

Das Schlagzeug und das Piano setzt zum gleichnamigen Albumsong „Eat The Elephant“ ein. Die Stimme von Keenan ertönt wie einer warmer Sommerregen durch die Lautsprecher. Mit dem ersten Ton seiner Stimme schafft Maynard es, alle zu fesseln. Er trägt heute einen türkis-gefärbten Anzug mit Weste und Schlips. In der Mitte der Bühne ist ein erhöhter Kreis aufgebaut, auf dem sich Keenan bewegt und mit seiner Stimme, wie aus der Ferne das Publikum mitten ins Herz trifft. Wie aus den YouTube-Live-Videos ist er völlig in sich gekehrt, als wäre er gar nicht anwesend geschweige denn im selben Universum. Applaus und Zurufe gelangen nicht in seinen „Kreis der Konzentration“. Seine Aura und sein Auftreten sind beeindruckend und eigen. Doch es gibt auch Momente, in denen er mit den Zuschauern redet: „Vielen Dank, dass ihr nach all den Jahren noch kommt und dass wir hier sein dürfen“.

Der Sound kämpft sich hervorragend durch die PA-Lautsprecher. Bis auf das Schlagzeug klingt alles rund, eben wie man es sich vorstellt. Die Bassdrum und Snare knacken, was das Zeug hält. Durch die Menschenmassen laufen Ordner und kontrollieren, ob die Besucher keine Foto- und Videoaufnahmen aufnehmen. Im Vorfeld und auch vor Ort, wird durch Schilder hingegewiesen, dass das Fotografieren und Filmen ausdrücklich verboten sei und bei Verstoß sogar mit Rausschmiss gerechnet werden muss. Einige werden freundlich gebeten, das Filmen zu unterlassen und das Publikum folgt dieser Aufforderung. Wer heute am Merchandising-Zelt vorbei schaut, muss schon genauer hinschauen, um zu glauben, was dort für Preise stehen. T-Shirt für 35,- Euro ist noch der Standard aber Hoodies für 80,- Euro, Eventplakate unsigniert für 40,- Euro und signiert für 80,- Euro sind nicht die Krönung des Repertoires der US-Amerikaner. Ein Buch ist unsigniert für 35,- Euro zu erwerben, signiert dann für 105,- Euro! Was zum Teufel stimmt da nicht? Um die Burg der Zitadelle ist zwar Wasser, aber wir sind hier nicht auf Sylt, auch wenn es einige Besucher mit Highheels und Cocktailkleid glauben. Burggraben bleibt halt Burggraben und Sylt bleibt halt Sylt. „Hebt die Hand, wenn ihr wisst, wer AC/DC ist… und jetzt, wenn ihr wisst wer Bon Scott war.“ spricht Frontmann Maynard durch sein Mikrofon. „Der nächste Song ist ein Tribute to Malcom Young – Dog Eat Dog.“ Der Abend ist zu kurz, um alle Songs von A Perfect Circle zu spielen, daher fehlen Lieder wie „Judith“ oder „Imagine“, die sicher sehr viele hören wollten. Das Konzert ist ein Highlight und bleibt sicher vielen Zuschauern noch lange in Erinnerung.

Setlist – A Perfect Circle in Berlin 2018

1. Eat the Elephant
2. Disillusioned
3. The Hollow
4. Weak and Powerless
5. So Long, and Thanks for All the Fish
6. Rose
7. Thomas
8. People Are People (Depeche Mode cover)
9. Vanishing
10. The Noose
11. 3 Libras (All Main Courses Mix)
12. The Contrarian
13. TalkTalk
14. Hourglass
15. The Doomed
16. Counting Bodies Like Sheep to the Rhythm of the War Drums
17. The Outsider
18. The Package
19. Dog Eat Dog (AC/DC cover) (tribute to Malcolm Young)
20. Feathers