Wolfszeit Festival 2021 – Freitag: Zurück in Crispendorf


Wolfszeit Festival 2021
Am Freitag startete das beliebte Wolfszeit Festival 2021 in eine neue Runde. (Bild: stagr / Katja Wistozki)

Was haben sich alle für das letzte August-Wochenende gewünscht? Laue Sommernächte! Was haben wir bekommen? Nasskaltes Herbst-Feeling! Machte uns das was aus? Ja, ein bisschen schon. Im Gegensatz zum letzten Jahr hatte ich dieses Jahr wieder (fast) ein Heimspiel. 2020 wurde das Wolfszeit kurzerhand nach Torgau verlegt, weil in Sachsen Festivals aufgrund der aktuellen Corona-Lage unter strengen Auflagen erlaubt waren, in Thüringen hingegen nicht. Mit diesem Boss-Move sicherte sich das kleine gemütliche Wolfszeit im vergangenen Jahr den Status als größtes deutsches Metal-Festival, denn viel ging ja bekanntlich nicht. Verrückte Zeiten.

Von der Arbeit aus fahre ich am letzten Augustwochenende schlappe sieben Minuten bis zum Ferienland Crispendorf. Deshalb wollte ich mir am Donnerstag das Eröffnungsritual von VOENIX nicht entgehen lassen. Also bin ich mal fix runter ins Tal gefahren. Dort angekommen regnete es schon wie verrückt. Deshalb wurde der Eröffnungsblót auf später verschoben und so bin ich unverrichteter Dinge wieder abgedüst.

Maahes

Vom Metall-Betrieb zum Metal-Festival – für mich begann das zweitägige Fest nach meinem überpünktlichen Feierabend 15.30 Uhr mit MAAHES. Passend zum Namen, der aus der ägyptischen Mythologie stammt und für eine Löwengottheit steht, stürmten fünf finster dreinschauende Mumien die Bühne. Aus ihrem 2020 nochmal komplett neu eingespielten Album „Reincarnation“ präsentierten sie unter anderem den Song „Perfection“. „Chaos“ und „Prometheus“ von der EP „Ancient Force“ lockten leider nur wenige Zuhörer direkt vor die Bühne. Schuld daran war mit Sicherheit nur das Wetter, den melodischen Black Metal von MAAHES kann man sich durchaus reinziehen.

Derweilen wurde von der Wolfszeit-Crew dafür gesorgt, dass wir nicht knietief im Schlamm versinken. Es wurde regelmäßig reichlich Stroh rangeschafft und verteilt, entweder per Hand oder mit schwerem Gerät.

Für den kleinen und großen Hunger fand man allerlei schmackhafte Sachen am Fress-Stand vom Ferienland-Team. Beizeiten ausverkauft war leider die superleckere Soljanka. Hungern musste natürlich trotzdem keiner, von Nudelgerichten über belegte Brötchen und Rostbratwurst war für jeden Festivalbesucher etwas dabei. Kleiner Tipp: Samstagmittag gibt es jedes Jahr Klöße und Roulade in limitierter Auflage (140 Portionen). Da heißt es schnell sein oder mit leeren Magen wieder zum Zelt schlurfen.

Ukanose

Die Folk Metaller ŪKANOSE hatten so richtig Pech mit dem Wetter. Es regnete so sehr, dass sich fast alle unter die großen Zelte mit Biertisch-Garnituren verzogen und so nur von weiter weg einen Blick auf die Bühne erhaschten. Die sechs Litauer wollten das natürlich gerne ändern und luden alle zum Mittanzen ein. Ein paar Wagemutige haben ihnen den Gefallen tatsächlich getan.

Thormesis

Es war ein Trauerspiel. Nein, nicht der Auftritt von THORMESIS! Die Rothenburger Post-Black-Metaller gaben wirklich alles, und der wolkenverhangene Himmel ebenfalls. Die mittlerweile eisigen Temperaturen passten allerdings super zu den epischen Melodien. Regenschirme und -ponchos prägten das Bild vor der Bühne. Die wasserabweisenden Umhänge gab es übrigens für 2 EUR am Merchandise-Stand zu kaufen.

Forndom

Passend zu den ruhigen Klängen von FORNDOMs „Nio nätters led“ setzte die Dämmerung ein. Es war eine ganz wunderbare Atmosphäre durch die mystisch beleuchtete Bühne inmitten des von Wald umzingelten Tals. Ein paar bierbeseelte Metaller witzelten, dass sich die Schweden ja wohl eindeutig bei Batushka vier Kerzen und die Umhänge geklaut hätten. Die meisten ließen sich jedoch von der spirituellen Ausstrahlung des Bühnenbilds einfangen und genossen die Tiefenentspannung, bevor es richtig zur Sache ging.

Varg

Ihren von vielen Festival-Besuchern herbeigesehnten Auftritt starteten VARG im strömenden Regen. Trotzdem war die Stimmung von Anfang an hervorragend. Das gehört sich auch so, schließlich sind die Jungs die Ausrichter des Wolfszeit. Nicht nur das Publikum war erfreut, Sänger Freki bedankte sich beim Publikum für die oft langjährige Festivaltreue. Natürlich bekam auch die völlig unterbesetzten Wolfszeit-Crew ein fettes Lob und einen tosenden Applaus, denn sie hatten trotz aller Umstände, Hygienemaßnahmen und Widrigkeiten wieder ein großartiges Metal-Wochenende auf die Beine gestellt. Neben Klassikern wie „Wir sind die Wölfe“ und „Streyfzug“ gab es reichlich Stoff vom neuen Album „Zeichen“ auf die Ohren. Seit dem 2020er Album ist Fylgja als Sängerin mit von der Partie, die bei einigen Songs mit auf die Bühne kam. Ein Mega-Highlight war in jedem Fall, dass pünktlich zu „Auf die Götter“ der Regen aufgehört hat! So konnte zu „Wildes Heer“, „Zeichen“ und „Schildfront Germania“ noch ausgiebig und unbeschwert geheadbangt werden.

Marduk

Mit wem könnte man besser in die arschkalte Nacht entlassen werden als mit MARDUK? Es schoben sich allerhand Metaller mit freiem Oberkörper und kurzen Hosen in Richtung Bühne. Tja, Black Metal ist Krieg und da sind so Mimimis wie ich doch irgendwie fehl am Platze. So hab ich mich nach den ersten Songs auf den Weg nach Hause gemacht. Ich hoffe, ich laufe der Band nochmal bei zweistelligen Gradzahlen über den Weg.