Wie wir das Coachella 2022 nach 2 Jahren Corona Pause erlebten


Coachella Festival 2022
An 2 aufeinander folgenden Wochenenden fand das Coachella Festival 2022 in Palm Springs statt. (Bild: stagr / Julia Langmaack)
Das Coachella Valley Music and Arts Festival in Indio nahe Palm Springs gilt in den USA (und weltweit) als das berühmteste Outdoor-Festival und lockt neben internationalen Top-Acts, Influencern, Bloggern natürlich auch die Schönen und Reichen aus ihrer sonst eher zurückgezogenen Lebensweise heraus. Auf den VIP-Partys dreht sich alles um Luxus, Mode, Beauty und natürlich neue Trends. Rund 250.000 Besucher zieht es an jedem der zwei aufeinander folgenden Wochen in die kalifornische Wüste. Nachdem das Festival bereits zweimal auf Grund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, ist der Andrang in diesem Jahr um so größer, beide Festivalwochenenden sind schon lange restlos ausverkauft, jeder möchte beim ersten Coachella wieder dabei sein.

Zwei Jahre lang mussten wir auf Festivals und Konzerte in der DACH-Region verzichten. Als sich dann während unseres Kalifornien-Roadtrips die Möglichkeit ergab, das Coachella in Indio zu besuchen, haben wir sofort einen Abstecher eingeplant. Also ging es für uns früh am Morgen per Flugzeug von San Francisco nach Palm Springs. Dort angekommen, haben wir schnell unseren Mietwagen abgeholt und uns auf den Weg zum Festival gemacht.

Das Coachella findet auf dem riesigen Gelände des Empire Polo Club statt. Parken, Check-in und Sicherheitskontrollen waren perfekt organisiert, sodass wir zügig den eigentlichen Festivalground betreten konnten. Kaum angekommen, blickten wir direkt auf die hangarähnliche Sahara Stage. Hier wurde hauptsächlich EDM aufgelegt, mit einigen internationalen Größen wie Duck Sauce, Denzel Curry und Duke Dumont. Auch Jacoby Shaddix von Papa Roach war für Promo-Aktionen zugegen und trat sogar spontan während der Show als Gast von Emo Nite auf und performte den Megahit „Last Resort“.

Weiter ging es für uns zur Outdoor Theatre Stage, vorbei an den kleineren Stages Mojave und Sonora. Auf dem Weg passierten wir einen der ausladenden Food Courts. Um ein bisschen Schutz vor der brennenden Sonne und über 30 Grad zu finden, war der Food Court im Markthallen-Stil komplett überdacht. Mit ausreichend Sitzplätzen nutzten viele Besucher die Gelegenheit etwas im Schatten zu entspannen.

Damit sich alle ausreichend mit Wasser versorgten, waren auf dem gesamten Gelände viele Trinkwasserspender installiert. Etwas was sich in dieser Vielzahl auch gern einige deutsche Festivals abschauen könnten.

Auch Sanitäranlagen waren reichlich vorhanden. Leider nur Dixies, sodass auch alle Männer fürs schnelle Geschäft ein freies Dixie finden mussten. Die Dixies standen dafür nochmals unter einem großen Dach, sodass das Klima im inneren des Dixies erträglicher war. Netter Nebeneffekt, Nachts wurden die Dixies durch viele Strahler im Dach beleuchtet, sodass der lästige Balance-Akt mit der Handytaschenlampe entfiel.

An der Outdoor Theatre Stage angekommen, schauten wir bei den Shows von Wallows und Disclosure vorbei. Beides solide Auftritte, die auf einer Bühne stattfanden, die von Größe und Ausstattung in etwa den Mainstages vom Hurricane oder Deichbrand entsprachen. Links neben der Theater Stage war die Coachella Stage zu finden. Mit deutlichem Abstand und etwas schräg versetzt, wurde sie parallel mit der Outdoor Theater Stage bespielt. Dies führte dazu, dass man sich doch recht mittig vor einer der Bühnen platzieren musste, um nicht einen ungewollten Remix zu hören.

Spannend zu beobachten war, wie stark die Crowd sich zwischen den Bühnen bewegte. Kaum jemand wartete von Anfang an auf die Headliner am Abend. Nach einem Auftritt fand ein fast vollständiger Wechsel der Zuschauer statt. So konnte man seinen Lieblingsact aus einer der vorderen Reihen genießen, ohne schon seit Mittag warten zu müssen.

Die Coachella Stage selbst bestand aus mehreren verbundenen Displays, die seitlichen Displays liefen in einer Kurve zum Backdrop-Display, was tolle Animationen ermöglichte. Insgesamt waren alle Produktionen auf den Displays sehr hochwertig und auch die Live-Videos der Auftritte wurden in einer Qualität produziert, die teilweise schon an Musikvideos erinnerten.

Nach einem Besuch der Mainstage zog es uns zu den weiteren Essens-Ständen und den unzähligen Ständen von Sponsoren und Unternehmen. Ein Highlight war der Stand von HP. In einem Iglu-nachempfunden riesigen Zelt, befand sich eine Kuppel, die wie in einem Planetarium mit einer faszinierend 360-Grad-Experience des Künstlerkollektivs Regen bespielt wurde. Auch die weiteren Stände waren teils sehr stark frequentiert, sodass man mit unter lange Wartezeiten in Kauf nehmen musste. Apropos Wartezeit. Da der Merch vom Coachella sehr beliebt war, musste man sich vor dem Merchzelt in eine mehrstündige Warteschlange einreihen, um an die begehrten Teile zu kommen.

Neben dem vielfältigen Musikprogramm bot das Coachella auch eine Vielzahl an Kunstinstallationen. Eines der Markenzeichen war der Spectra, ein großer runder Turm, der im inneren über eine spiralförmige Rampe erklommen werden konnte. Die Scheiben waren in Regenbogenfarben getönt, was Nachts noch durch entsprechende Beleuchtung betont wurde.

Die viele schönen Kunstinstallationen waren auch beliebte Kulisse für die unzähligen Influencer und welche, die es noch werden wollten. Eine hohe Dichte an Fashionistas, war nicht zu übersehen und so wurden Unmengen an Inhalten für Instagram, TikTok und Co. produziert.

Mit der untergehenden Sonne wurde das ganze Festival nochmals in ein anderes Licht getaucht. Die Kunstinstallationen wurden teilweise mit eigenen kleinen Lichtshows ausgeleuchtet. Die Bühnen verzauberten das Publikum mit aufwändigen Lichtshows passend zur Musik. Auch hier war die schiere Menge an Moving Lights, Bars und Flutern sehr beeindruckend.

Einen der außergewöhnlichsten Auftritte legte am Samstagabend Danny Elfman hin. Der vorrangig für seine Filmmusik bekannte Künstler lieferte eine fantastische Show ab. Neben einer klassischen Rockband auf der Bühne erschien auch ein kleines Orchester inkl. Chor. Und so spielte Elfman eine ungewöhnliche Mischung aus Filmmusik und Rock aus Zeiten von Oingo Boingo sowie seine neuste Single Big Mess. Unser Highlight, ein Mashup vom Simpsons Theme, in einer rockig interpretierten Variante.

Nochmal eine Schippe drauf legte wenig später Headliner Billie Eilish. Mit einer riesigen Rampe, die gleichzeitig auch ein Display war, wurde die Coachella Stage nochmals erweitert. Außerdem wurde ein großer Steg installiert, der durch die Menge verlief, sodass auch die Fans ihrem Idol ganz nah sein konnten. Es war toll zu beobachten wie Billie Eilish nochmal an Selbstvertrauen dazu gewonnen hat, seit ihrem letzten Coachella-Auftritt in 2019.

Und so verließen wir zu den Klängen von Billie Eilish langsam das Festivalgelände und beendeten unseren eindrucksvollen Ausflug zum Coachella, einem Festival, was man unbedingt mal erlebt haben sollte.

Coachella-Fakten

Seit 1999 besteht das Coachella. Mit Ausnahme von 2022 und 2021, starte das Festival seit dem in jedem Jahr. Der Veranstaltungsort ist das „Coachella Valley“ – ein Tal im südkalifornischen Riverside County, das sich auf einer Länge von 72 Kilometern von den San Bernardino Mountains bis zum Nordufer des Saltonsees erstreckt. Es liegt in der Colorado-Wüste. Als Veranstalter steht die Location „Empire Polo Club“ dahinter, die regulär Host diverser Polo-Sportveranstaltungen ist. Auf dem riesigen Gelände können die vielen Besucher drei Tage lang und an zwei Wochenenden nacheinander unter der strahlenden Sonne Kaliforniens von Bühne zu Bühne wandern. Die Genes Rockmusik, Pop, Independent, Hip-Hop und elektronische Tanzmusik treffen hier zusammen.

Das Coachella im Sonnenstaat Kalifornien ist ja nicht nur dank seiner populären Fotokulisse (Riesenrad, Sonne, Palmen, Sand) berühmt. Klar, in Zeiten von Instagram und TikTok kommt man im Monat April trotzdem umher, die vielen großartigen Festivallooks zu sehen.

Leider sind die Kosten für das Festival nicht gerade günstig. Mit dem Wochenend-Ticket der günstigsten Kategorie liegt ihr bei etwa 429,00 US-Dollar, umgerechnet also 350,00 Euro. Allerdings gilt es auch nur für ein Wochenende. Wer an beiden Wochenenden feiern möchte, braucht also auch zwei Tickets. Tagespässe werden nicht verkauft. Es gibt natürlich auch VIP-Tickets, aber die sind seltener und kosten mit 999 US-Dollar (ca. 810 Euro) fast das Doppelte. Oben drauf müsst ihr dann aber auch noch die klassischen Festival-„Nebenkosten“ einplanen, wie Parken, Shuttle-Busse und Verpflegung.

COACHELLA FESTIVAL 2023 – TICKETS + INFOS