Unsere Highlights: Hurricane Festival 2018 am Samstag


(Bild: stagr / Dominik Fiolka)

Karen Marie Ørste alias MØ, kommt mit verschobenen Synthie-Sounds daher, die sie mit ihrem unwiderstehlich souligem Gesang und einem Minimalismus in Ihren Song spickt. Die dänische Künstlerin liefert gut gemachten Pop, abseits des üblich langweiligen Pop-Schemas. Mit ihrer Mischung aus Elektropop, R’n’B und Dancehall kommt die junge Skandinavierin daher wie eine Mischung aus Lana Del Rey und den Eurythmics. Das Resultat geht ins Ohr, aber auch in die Beine. Zumindest zeigt sich das bei einem kurzen Blick ins Field. Vor der Bühne steht fast niemand mehr still, was aber angesichts von MØ auf der Bühne aber auch kaum überrascht, denn neben ihren Songs hat sie ein erfrischendes, munteres und freches Wesen, mit dem sie Menschen einfach und locker mit guter Laune anstecken kann.

the kooks

The Kooks sind zurück und haben Nachschub für Ohren und Radio am Start. Wie immer zeitlos, positiv, mitfühlend und schwerlich aus dem Kopf zu bekommen ist, was die Truppe anbietet. Die Veröffentlichung vom fünften, neuen Album „Let’s Go Sunshine“ steht an, die ersten Hits „No Pressure“ und „All Time“ gibt es bereits zu hören. Den Musikstil der britischen Band beschreibt man am besten als gelungene Mischung aus Funk, Jazz, Soul und Rock. Schön, dass die Jungs nach vier Jahren Abstinenz wieder hier sind, vor allem die Mädels scheinen heiß auf The Kooks zu sein – wie man an den vielen Pappschildern in der Menge sehen kann. Sicher liegt das an Sänger Luke Pritchard, der mit seiner bewegenden Stimme und seinem natürlichen Rock’n’Roll-Charme für Begeisterung sorgt. Dazu gibt es lange Gitarrensoli und auch mal lässige Akustik-Grooves. Insgesamt eine wunderbare, britische Rock-Show.

biffy clyro

Biffy Clyro haben ihr letztes Album „Ellipsis“ in 2016 veröffentlicht, dazu hat es natürlich etliche Konzert- und Festivalauftritte gegeben. Etwas neues musste nun her. Das erste Akustikalbum zum Beispiel. Mit „MTV Unplugged: Live At Roundhouse London“ ist hier das Set ihres legendären Auftritts aus November 2017 bei der beliebten Unplugged-Reihe verewigt. Auch in Deutschland wird es im September drei Akustik-Shows geben. Auf die Hurricane-Bühne kommen Biffy Clyro heute mit gewaltigen Lichtgewitter und schmettern direkt mit den ersten Song los. Sparsam gehen die drei Schotten mit ihrer Energie nicht um. Sie springen, treten in die Luft und holen alles aus ihrem Körper heraus. Vor der Bühne ist es proppenvoll und der stechende Strat-Sound von Frontmann Simon hagelt nur so auf alle herab. Mit sanften und harten Progressiv-Rock-Sounds, donnern Biffy Clyro immer weitere Fetzen Seele in die Herzen ihrer Fans. Die Lieder der drei halbnackten Schotten bringen eine erfrischende Abwechslung mit sich, aus gepfefferten Rocksongs und ruhigen Balladen. Biffy Clyro haben einfach einen großen Vorteil vielen anderen Rockbands gegenüber, sie sind nämlich eine mega gute Live-Band und ihr Repertoire an Hits wird von Album zu Album größer. Biffy’s Sound ist einzigartig und lebendig.

bonaparte

Frontmann Tobias Jundt genießt auf der Bühne gern die Gesellschaft eines hübschen Damen-Ensembles. Doch was genau einen sonst so bei einer Bonaparte-Liveshow erwartet, weiß man nie. Nur eines ist hunderprozentig sicher, mit seinem experimentellen „Visual Trash Punk“ haut der Schweizer gehörig auf den Putz. An und um den Frontmann herum, dreht sich eine bizarre Szenerie –mit viel nackter Haut, lasziven Posen, wilden Tänzen und wirklich verrückten Kostümen. Das alles mit einem Hang zum Wahnsinn, aber auch mit viel Energie. Die Lyrics mögen dem ein oder anderen vielleicht ebenfalls etwas eigenwillig vorkommen. Davon, dass am besten alles boykottiert werden sollte, was man nicht selbst erschaffen hat, wird z. B. gesungen. Seinen Gedanken folgen muss man aber nicht wirklich. Dafür macht das Zusehen jede menge Spaß und Jundt weiß, wie man das Publikum in Bewegung bringt und mitreißt.

beginner

Hamburgs Hip-Hop-Legenden lassen zu allererst mal das brachiale Intro von „Ahnma” wummern und das mit gefühlten zigtausend Dezibel. Eizi Eiz, Denyo und DJ MAD sprinten dabei auf die Bühne und geben direkt Vollgas, als wollen sie auch den letzten Kritikern zeigen, wer in Hamburg rapmäßig der Chef ist. Die Crowd eskaliert sogleicht und bricht immer wieder in frenetischem Jubel aus. „Was los Digger, Ahnma. Wie wir gucken, wie wir labern. Jeder sagt Digger heutzutage. Wir packen Hamburg wieder auf die Karte.“ Es folgt ein Hit nach dem anderen, z.B. wird „Hammerhart“ von den Fans natürlich hammerhart gefeiert. In unterschiedlichen Konstellationen rappen sich die Beginner durch ihre lange Liste an Deutschrap-Hymnen, Eizi Eiz schnoddert dabei routiniert seine Zeilen ins Publikum, Denyo rappt wie immer so klar und deutlich, dass man mitschreiben könnte. Muss aber keiner, weil ja eh alle die Texte auswendig können.

the Prodigy

Grelle Lichtblitze zucken über die Bühne und schnelle Synthesizer-Klänge paaren sich mit Techno-Beats. Was von den Beginnern übrig gelassen wurde, wird jetzt von The Prodigy restlos zerstört. Die Engländer brennen ein echtes Feuerwerk ab und die tanzende Meute dankt es ihnen von Herzen. The Prodigy spielen sich quer durch ihre langjährige Diskografie. Für junge und ältere Fans wird etwas geboten, aber die jüngeren Fans kennen natürlich auch die alten Tracks. In den 90er Jahren hat die englische Band dafür gesorgt, dass der Musikstil Elektro populär wurde. 27 Jahre, acht Studioalben und haufenweise Auszeichnungen später, stehen sie nun auf der Hurricane-2018-Bühne. Und es hat sich gar nicht so viel verändert. Krachende Bässe und Beats, extreme Licht- und Lasereffekte und der flippige Frontmann Keith Flint, der wie wild geworden über die Stage fegt. Nicht weniger auffällig ist dabei Partner Keith Palmer (alias Maxim Reality), der erst in einen Pelzmantel gehüllt bleibt, um später aber ähnlich ausgeflippt und mit Kung Fu-Einlagen herumzuwirbeln. Für Fans ihrer Klassiker, aber auch die der neuen Werkte gibt es aller Hand musikalisches Futter. The Prodigy sind einfach ein energiegeladenes Gesamtkunstwerk.

portugal. the man

In der vergangenen Woche haben Portugal. The Man noch mit Größen wie Eminem und Lil Wayne in den USA auf der Bühne gestanden und jetzt sind sie direkt vor uns – auf dem Hurricane 2018, mit dem sie einen der ersten Termine ihrer diesjährigen Europa-Festival-Tour feiern. Mit dabei ist ihr neuntes Album „Woodstock“, das in 2017 veröffentlicht wurde. Die großartige Band, die man derzeit mit ihrer Hitsingle „Feel It Still“ im Radio dauernd rauf und runter hören kann, schaut zum Glück auf jede Menge Fans herab, denn parallel wird auf der Green Stage mit The Prodigy ein gutes Alternativprogramm geboten. Die Indie-Rocker aus Alaska kommen bei ihrem Publikum so gut an, dass es nicht lange dauert, bis die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht hat.