This is „The road to hell“: Hellfest 2024 – Mittwoch bis Freitag


Hellfest Open Air 2024
Vom 27. bis 30. Juni startete in Clisson wieder das beliebte Hellfest Open Air. (Bild: Marten Körner)

Letztlich ist es egal, welches „Road to hell“ man im Ohr hat. Chris Rea, Bruce Dickinson oder wer auch immer schon davon gesungen hat, irgendwie kommt man auf den 1.600 km, die vor uns liegen nicht an diesen Melodien vorbei. Wir starten am Dienstagabend in Nordostdeutschland zu einem der größten Metal-/Hardrockfestivals Europas, dem Hellfest Open Air. Es findet seit 2006 im französischen Clisson, einer Gemeinde mit rund 7.500 Einwohnern in der Nähe von Nantes, im Departement Loire-Atlantique nahe der Bretagne statt. Die 1.600 km schaffen wir im Campervan in 24 h. Eingemietet haben wir uns auf dem Weingut von Philippe&Veronique Blanchard. Die Wiese neben ihrem Weinkeller stellt er normalerweise für Camping auf dem Bauernhof zur Verfügung, aber auch zum Hellfest hat er immer gern Headbanger auf seinem Anwesen. Die Vermittlung der Quartiere bei den Anwohnern läuft unkompliziert über die website des Festivals. Dort gibt es ein Verzeichnis aller Anbieter von Campmöglichkeiten oder auch Zimmern mit genauer Entfernungsangabe zum Festivalgelände.

Die Einladung zur Weinverkostung gibt’s gleich nach Ankunft. Der vielfach prämierte Wein schmeckt uns hervorragend und umgehend werden Kisten in unser Auto verladen. A votre sante!
Das Weingut liegt ca. 3 km vom Festivalgelände entfernt. Wir haben unsere „Festvialfahrräder“ am Start und sind in 15 Minuten am Eingang zur Hölle. Auf dem Weg stellen wir fest, dass die chaotische Parksituation, die wir 2018 erlebten, unterbunden wurde. Neue Großparkplätze haben zu einer geordneten Situation an den Zufahrtsstraßen geführt. Wir empfangen unsere VIP/Media wristbands ohne jegliche Wartezeit. Alles klappt perfekt. Das Warm-up läuft gleich hinter dem liebevoll gestalteten Eingangstor (ein 10m hoher Marshallverstärker) in HELL CITY (quasi die Vorhölle). Wir laden den Chip an unserm Festivalbändchen in der „Bank“ auf, denn das Hellfest läuft komplett cashless. Bierlieferanten sind in diesem Jahr „Grimbergen“ und „Carlsberg“. Es sind 31 Grad, der Himmel ist tiefblau. Unser Blick fällt auf das Portal des Festivalgeländes, das am Donnerstag öffnet, und wir stellen fest, die Jungs von AC/DC hatten recht: „Hell ain`t a bad place to be“!

Donnerstag

Unmittelbar vor Eröffnung des infields durch das ikonische Eingangstor zur Hölle, rocken die Punks von Broken Bomb aus Frankreich mit ihrem explosiven Cocktail aus Hardcore Punk und Crossover auf der Hellstage in Hellcity. Anschließend öffnet sich das Tor und wir sehen auf der Mainstage 1 Asinhell, das Death Metal Projekt von Michael Poulsen (Volbeat) als sehr würdige Eröffnung des Festivals. Wir nehmen danach auch gleich noch Slaughter to Prevail mit. Die russische Deathcore Band um den Sänger Shikolay startet ambitioniert, allerdings verzettelt dieser sich beim Organisieren einer Wall of death dermaßen, dass ca. 10 min vergehen und so richtig nichts zustande kommt, außer einer irgendwie peinlichen Pause.

Broken Bomb

Asinhell

Slaughter to Prevail

Green Lung aus UK liefern anschließend in Valley (der Bühne, die überwiegend Stoner/Desert bietet) dann Stonerdoom at ist best! Um herüber zur Warzone Bühne zu gelangen, kommen wir am riesigen Lemmy Kilmister Denkmal vorüber und erweisen ihm die Ehre! In der Warzone, in der jetzt schon die Flammen aus den stilisierten Wachtürmen schießen und die eine grandiose Szenerie liefert, erledigen Crystal Lake aus Japan als „einer der wichtigsten Metalcore Exportartikel ihres Landes“ einen sehr guten Job.

Green Lung

Crystal Lake

Freitag

Mit Ankor aus Barcelona erleben wir Alternative Metal quasi zum Frühstück (11:40) auf der Mainstage 2. Die Band, deren Mitglieder bei Gründung alle um die 13 Jahre alt waren, hat nun 20 Jahre später eine weltweite Fanbase und ist eine Referenz für ihr Genre.

Ankor

Die Lovebites auf der Mainstage 1 sind durch ihre so gar nicht zum Powermetal passenden Outfits schon mal ein optischer Kontrast zu den sonst überwiegend schwarz gekleideten Kollegen. 2018 erhielten sie beim Golden Gods Award des Metal Hammer den Best New Band Preis. Seitdem sind sie, unterbrochen von der Coronapause, weiter am entwickeln ihrer internationalen Karriere. Hier liefern sie solide ab und werden nun so einige Fans mehr haben.

Lovebites

Wargasm aus dem UK sind angekündigt als „Kollision zwischen schneidenden Thrashgitarren, apokalyptischer Dancefloor-elektronik, beunruhigend eingängigen Harmonien und unverfrorenem Sexappeal“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Mitunter schimmert sogar ein bisschen Limp Bizkit Dynamik durch. Weiter geht’s mit Kanonenfieber im Zelt der Temple Bühne. Die deutsche Band, deren Stil als Blackened Death Metal beschrieben wird, hat als Konzept die Darstellung des Schreckens des Ersten Weltkrieges. Dazu bedienen sie sich textlich an Briefen und originalen Dokumenten aus dieser Zeit. Die Bühne ist dekoriert mit Sandsäcken, Stacheldraht und Kanonen. Die Band tritt in deutschen Uniformen des Ersten Weltkrieges und mit schwarz maskierten Gesichtern auf. Eine bedrückende Szenerie, die möglicherweise auch missverständlich wirken könnte.

Wargasm

Kanonenfieber

1000mods aus Griechenland haben sich seit der Veröffentlichung ihres ersten Albums vor sieben Jahren kontinuierlich auf allen wichtigen Stoner Festivals in die Herzen der Liebhaber dieses Genres gespielt. Auf der Valley Bühne werden sie begeistert gefeiert. Mit Clawfinger aus Schweden stehen auf der Warzone Bühne echte Legenden. Die Pioniere des Crossover und Rap Metal haben unter anderem  Korn und Rammstein stilistisch maßgeblich beeinflusst. Obwohl sie ihre größten kommerziellen Erfolge in den 90er Jahren feierten, 2014 eine Pause und Auflösung verkündeten, sind sie mit unglaublicher Intensität auf der Bühne am Werk. Mehrfach spielt Sänger Zak Tell (53) auf sein Alter an, fegt und springt anschließend aber wie eh und je über die Bühne. Und – nimmt auch gern ein Bad in der Menge! Großartig!

1000 Mods

Clawfinger

Biohazard aus New York, 1987 gegründet und damit auch schon wieder ein Klassiker, beeindrucken mit ihrer brachialen Hardcoreintensität und dem charismatischen Even Seinfeld an Mikro und Bass ebenfalls in der Warzone.

Biohazard

Unser Tag endet mit den Stoner Mitbegründern Fu Manchu. Zwar ist Scott Hill das einzige verbliebene Gründungsmitglied, aber Brad Davis (Bass) nunmehr auch schon seit 1995, Bob Balch (Git.) seit 1997 und Scott Reeder (Dr.) seit 2001 mit auf der Reise durch die Stoner Festivals und -Bühnen. Im Valley liefern sie ab wie immer und hinterlassen sowohl das Publikum als auch uns zufrieden. Zu den Klängen von The Prodigy verlassen wir für heute das Gelände.

Fu Manchu