Summer Breeze Open Air 2017 – So war der Freitag


Ohne Pardon, Gnade oder Rücksicht auf einen alkoholgeschädigten Kopf prügelten Aversions Crown am Freitag beim Summer Breeze Open Air 2017 los. Und das zu einer Uhrzeit, bei denen die meisten erst seit kurzem im Schlafsack gelandet sind. Die Musiker prügelten mit ihrem geschulten Deathcore auch der letzten Schnapsleiche den Kater aus dem Kopf (bis auf die, denen alles egal war). Nach diesem brutalen Weckruf begannen Cellar Darling. Vom Stil her wären sie eher der passendere Opener des Tages gewesen. Die Musiker rund um Sängerin Anna waren eher in einer ruhigeren Klasse unterwegs und überzeugten voll und ganz mit ihrem Folk Metal-Show mit eindrucksvollen Clean-Passagen und perfekt abgestimmten Instrumenten.


Summer breeze Open Air 2018 Tickets + Infos:

Auf Wiedersehen heile Welt, es war schön mit dir. Memoriam, die indirekten Nachfolger der legendären Bolt Thrower betraten die Hauptbühne. Und wirklich jeder der dem Old School Death Metal anhängt, musste diese Band sehen. Gefestigt und mit ordentlich Feuer unter dem Hintern legte die Truppe los. Klassischer Death Metal donnerte aus den Boxen und ließ zahllose Haare fliegen – Todesmetal-Herz, was willst du mehr?

Mit Battle Beast wurde es wieder melodischer. Frauenpower mit zünftigem Heavy Metal stand damit auf dem Programm. Noora Louhimo und ihre finnischen Recken feierten eine ausgiebige Metal-Messe mit zahlreichen Besuchern vor der Main Stage. Kein Wunder! Die Show war ein regelrechtes Feuerwerk aus klassischen Power und Heavy Metal Elementen mit einer guten Prise finnischen Charme.

Wir bleiben in Finnland, zumindest was die Herkunft angeht. Sonata Arctica spielten auf. Die Finnen überzeugen seit etlichen Jahren mit ihrer Mischung aus symphonischen und klassischen Power Metal. Nicht ohne Grund grölten diverse Fans in Fan-Trikots die Ohrwürmer der Nordeuropäer mit. Man konnte es fast mit Fangesängen im Stadion vergleichen – aber es war auf alle Fälle sehr spektakulär. Die Genauigkeit der Musiker war ebenso eindrucksvoll, wie die enorme Stimmgewalt des Sängers. Eine Leerstunde für Fans des Genre.

Schluss mit Melodie und Power Metal, jetzt wird es räudig. Betontod legte los. Jeder kennt mindestens ein oder zwei Songs der Kapelle aus Rheinberg. Nicht ohne Grund sind sie regelrechte Ikonen in Sachen Punk, Rock’n’Roll und Metal. Wenn man diese Richtungen all in einen Mixer zimmert kommt diese Band dabei heraus. Die Masse tanzte und bewegte sich. Pit folgte auf Pit, Bier auf Bier und die Stimmung passte wunderbar ins Bild des Tages. Diese Band hatte nicht nur Spaß, sie machte es auch.

Und nun wieder Frauenpower am Mikro. Die mittlerweile sehr bekannte Band Epica betrat die Hauptbühne. Und mit ihnen zog eine gigantische und apokalyptische Regenfront am Festival vorbei. Völlig unbeeindruckt legten die Niederländer rund um Sängerin und Publikumsliebling Simone Simons los. Stilistisch eindeutig im symphonischen Metal auszumachen, ließen sie keine Wünsche offen, denn hier stimmte alles. Timing, Performance und Stimmung! Besonders die Darbietung der Musiker war wirklich fesselnd!

Nun war es Zeit für die Big Band des Folk Metal – die Rede konnte nur von Eluveitie sein (vom wem auch sonst?). Die Eidgenossen haben sich mittlerweile, dank ihrer zahllosen Konzerte auf dem Globus, einen unerschütterlichen Ruf erspielt und das auch zu recht. Jahrelange Erfahrung zahlt sich eben doch aus. Besonders, als es im Line-up zu einem großem „Aderlass“ kam. Denn das, was an Epica vorbei zog, kam jetzt auch auf dem Summer Breeze Open Air 2017-Gelände herunter. Trotzdem wurde die Band vom einem ausgefülltem Infield abgefeiert und das trotz anhaltenden Regens (Respekt an den Rollifahrer, der das Crowd Surfing durchgezogen hat)!

Jetzt blieben Dudelsack und Konsorten mal hinter der Bühne. Eine wahre Größe in Sachen Hardcore gab sich die Ehre und rumpelte richtig los. Hatebreed zerlegten seit 1994 weltweit die Bühnen, leider machte ihnen dieses Mal das Wetter einen Strich durch die Rechnung, zumindest kurzeitig. Aus Sicherheitsgründen kam es zu einer Unterbrechung wegen einer amtlichen Unwetterwarnung – gehört dazu im Festivalsommer 2017, passiert, egal. Nach der kurzen Zwangspause gaben die US-Amerikaner aber erst richtig Vollgas! So und nicht anders muss Hardcore auf einem Metalfestival ankommen! Kompromisslos und richtig auf die Zwölf.

Eine richtige Nummer in Sachen Melodic Death Metal war nun an der Reihe. Fucking Children Of Fucking Bodom gaben allen Gitarristen jetzt mal eine Lehrstunde in Sachen Technik und Spielweise. Der Spaß kam aber auch nicht zu kurz. Nachdem der kernsympathische Finne Alexei Lahio sein Lieblingswort (damit ist Fuck gemeint) eindrucksvoll auf das Wetter bezogen hatte, ließ er wieder unfassbar schnell seine Finger über das Griffbrett fliegen. Und ein dezent ausgefülltes Infield feierte die Nordeuropäer ohne Ende, trotz des Dauerregens. Metalfans lassen sich halt von keinem Wetter aus der Ruhe bringen.

Mit Bengalos auf der Bühne wurde die folgende Band eröffnet. Eine teutonische Größe, eine wahre Thrash Metal Institution gab sich ein Stelldichein. Kreator legten gleich mit „Hordes of Chaos“ los und sofort war klar, dass das Set nur die Kauleiste massieren würde. Technisch einwandfrei und gesanglich ein richtiges Brett wurde den zahllosen Besucher vor der Hauptbühne präsentiert. Mille und seine Mannen zelebrierten von Anfang bis Ende eine regelrechte Thrash Metal Messe aus Hass. Allerdings musste man auch nichts anderes erwarten bei einer der größten Thrash Bands der Bundesrepublik.

Nach dieser geballten Zerstörungswut war es wieder Zeit für melodischere Töne. In Sachen finnischer Melodic Death Metal ist besonders eine Band im Kopf – Wintersun. Jarii und seine Mitstreiter präsentierten sich zur späten Stunde in Höchstform und lieferten eine bombastische Live Show ab. Obwohl den eingefleischten Fans doch auffiel, dass Jarii Ausschließlich den Gesang übernahm und den Posten als Lead Gitarrist räumte. Zumindest stimmten bei den teils höchst anspruchsvollen Riffs und die ganze Sache wirkte Rund. Vor allem bekennende Fans freuten sich darüber Tracks er aktuellen Scheibe „The Forest Season“ live zu erleben. Aber allgemein war der Gig der Finnen ein reiner Genuss.

Der Headliner auf der Mainstage kam ebenfalls aus dem Norden Europas. Das progressive Metal Kommando Amorphis aus Helsinki bat zum Haare schütteln. In einer Best-Of-Show demontierten die Finnen in bester Manier alles, was nicht sturmerprobt war. Mit eingegipstem Arm zeigte sich Sänger Tomi Joutsen in bester Spiellaune und seine Mitmusiker waren nicht minder gut aufgestellt in Sachen Spielfreude und Konstitution. Perfekte Soli und Übergänge flossen reibungslos ineinander über. „Silver Bride“ oder auch „The Smoke“ wurden von den zahllosen Fans und Besuchern vor der Bühne mächtig gefeiert. Bei dem Maß an Perfektion aber auch mehr als verdient. Was eine gewaltige Show!

Text: Jan. N. Ernst
Bilder: Cynthia und Andreas Theisinger