Southside Festival 2016: schweres Unwetter sorgt für vorzeitigen Abbruch


Southside Festival 2016
(Bild: Dita Vollmond / Vollmond Konzertfotografie)

Der Festivalsommer 2016 ist noch jung. Erst Ende Mai ist der Startschuss für die vielen Open Air Musik-Veranstaltungen gefallen, die noch bis Anfang September fast jedes Wochenende zehntausende Begeisterte anlocken. Darunter auch die beliebten Zwillings-Festivals im Süden – das Southside (Neuhausen ob Eck) und im Norden – Hurricane (Scheeßel). Das letzte Juni-Wochenende steht schon seit Jahren fest im Terminkalender von Veranstalter FKP Scorpio aus Hamburg, das Hurricane Festival feiert in diesem Jahr sogar seinen 20. Geburtstag. Die Wetteraussichten in Baden-Württemberg sind gut, mit Sonnenschein und 28 Grad beginnt der erste Festivaltag. Doch das Wetter hält bereits für den frühen Freitagabend eine völlige Kehrtwendung bereit. Heftige Unwetter sorgen erst für eine Spielunterbrechung und am Ende müssen die Festivalbesucher sogar ihre Zelte abbrechen. Das Southside Festival 2016 wird in der Nacht von Freitag auf Samstag vorzeitig abgebrochen. Blitzeinschläge und Überschwemmungen hinterließen ein zerstörtes Festivalgelände und 25 leichtverletzte Personen. Hier lest hier, wie unsere zwei Festivalreporterinnen Dita und Alex das Southside Festival 2016 erlebt haben.

Bildergalerie: So war das SOUTHSIDE FESTIVAL 2016:

Hochmotiviert und voller Vorfreude starten wir gegen 14 Uhr bei strahlendem Sonnenschein und sengender Hitze ins Southside Festival 2016. Gleich als erstes schauen wir uns »The Devil makes Three« auf der Green Stage an, die mit ihrer Mischung aus Bluegrass, Folk und Country einen tollen Opener abgeben. Nur recht langsam füllt sich das Gelände, denn viele Besucher bleiben bei der Hitze einfach doch lieber noch im Schatten auf dem Campingplatz.

Bildergalerie: So war THE DEVIL MAKES THREE live:

Als nächstes schauen wir uns »Barns Courtney« an. Der Singer/Songwriter aus UK hat uns mit von Blues und Americana inspirierter Musik hart erwischt. Ganz allein mit seiner Gitarre steht er auf großer Bühne und haut uns mit großartiger sexy Stimme völlig vom Hocker! Er war übrigens schon Support von Ed Sheeran und The Libertines und wird als junger Johnny Cash gehandelt… Wir haben ihn sofort zu unserer Neuentdeckung des Festivals deklariert…

Bildergalerie: So war BARNS COURTNEY live:

Gleich im Anschluss finden wir auf der Red Stage den Oscar und Grammy prämierten »Ryan Bingham« mit seiner Mischung aus Rock’n Roll und Country. Gefühlvolle Melodien mit nicht kitschigen Lyrics. Endlich ist auch das Gelände recht voll und das Publikum wartet vor der Blue Stage ab, wie es weitergeht, da »Twin Atlantic« absagen mussten. Den Sänger hat wohl leider die Stimme verlassen. Vorgezogen wird nun der Act von Jamie Lawson.

Bildergalerie: So war RYAN BINGHAM live:

»Jamie Lawson« hat sich in Londoner Clubs hochgearbeitet und arbeitet derzeit beim Label von Ed Sheeran. Ein sehr sympathischer Singer/Songwriter mit kraftvollen, intensiven, poppigen Songs, der aber auch mit viel Gefühl kann. Man möchte kuscheln, wäre es nicht so unfassbar heiß… Die meisten haben schon den ersten Sonnenbrand.

Bildergalerie: So war JAMIE LAWSON live:

Jetzt kommt der erste Hunger auf und wir schauen uns die endlos vielen und wunderbar übersichtlich gestalteten Essensstände an und entscheiden uns für extrem leckere Falafel. Dann muss noch ein Fußkettchen her. Aber dann zurück zum Wesentlichen: Musik! »Hiatus Kaiyote« ist eine australische Band mit einer Mischung aus Jazz, Funk, Soul und R’n’B. Poetisch, und auch mal was für’s Auge.

Bildergalerie: So war HIATUS KAIYOTE live:

Dann ein großes Highlight: »Tom Odell«, Singer/Songwriter, den viele von seinem Song „Another Love“ (2013) kennen dürften. Mit kraftvoller Gänsehautstimme reißt er uns völlig mit. Alle Hände im Publikum sind in der Luft, die Masse singt mit. Dann fängt es, passend zur melancholischen Musik, an zu regnen… Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: Es sollte das letzte Konzert des diesjährigen Southside Festivals werden…

Bildergalerie: So war TOM ODELL live:

Denn gegen 20 Uhr, kurz nach Ende des Auftritts von Tom Odell, Alarmstimmung im Pressezelt: Wir sollen sofort und auf der Stelle alles unter die Arme nehmen was geht, und alles liegen lassen, was wir nicht sofort greifen können: Das Gelände wird evakuiert. Alle sollen aus Sicherheitsgründen in ihre Autos. Vollgepackt stürzen wir raus in den mehr als strömenden Regen. Wir stoßen auf halbnackt feiernde Massen, die sich nur schwer Richtung Parkplatz treiben lassen, obwohl aus allen Lautsprechern Anweisungen tönen. Wir kommen klatschnass und knietief vollgeschlammt am Auto an. Und schon hört es auf zu regnen. Wir hoffen, dass es um 22 Uhr wie geplant weitergehen kann. Gegen 21:30 Uhr sieht man jedoch das große Gewitter nahen. Über Radio, Twitter und sämtliche Kanäle, sofern Netz vorhanden, werden wir auf dem Laufenden gehalten. Die Pause wird verlängert. Wir sollen in den Autos bleiben.

Schweren Herzens beschließen wir gegen 22 Uhr nicht weiter zu warten, da beim nächsten Regen das Auto vermutlich vor Matsch nicht mehr aus dem Parkplatz gekommen wäre. Wir fahren ab und gehen traurig schlafen, erfahren aber vorher noch, dass der Rest des Abends tatsächlich komplett abgesagt werden musste. Nach einer kurzen, unruhigen Nacht dann die Info: der Rest des Festivals muss ausfallen. Es gab einige Verletzte, weitere Unwetterwarnungen und zudem war das Gelände von der vorherigen Nacht völlig überflutet und von orkanartigen Sturmböen ziemlich zerstört.

Geschockt und sprachlos treten wir mit 60.000 Besuchern traurig und still die Heimreise an. Ein kurzes Festival, ein trauriger, harter Festivalsommer…

Southside Festival 2016