Wave-Gotik-Treffen 2018: Wenn eine Stadt zum schwarzen Mekka wird


(Bild: stagr / Katja Wisotzki)

WGT 2018 – Fazit

Licht und Schatten hielten sich die Waage auf dem WGT 2018. Vor der Planung und Organisation eines Festivals in dieser Größenordnung ziehe ich nach wie vor meinen Hut, und im Großen und Ganzen hat auch dieses Jahr wieder alles reibungslos funktioniert. Dennoch muss man sich die Frage stellen, ob manche Bands nicht in viel zu kleinen Locations gespielt haben – siehe THE BEAUTY OF GEMINA und vor allem TIAMAT. Der Kohlrabizirkus als zweitgrößte Location fehlte an allen Ecken und Enden. Das Westbad mit seiner deutlich kleineren Halle hat als Ersatz versagt. Mit dem Wegfall des Kohlrabizirkus wurde außerdem der traditionelle Metal-Samstag eliminiert, der uns in den vergangenen Jahren Konzerte von ROTTING CHRIST, PRIMORDIAL, PARADISE LOST, AMORPHIS, MOONSPELL und vielen mehr bescherte. Dadurch war unsere persönliche Liste an Must-See-Bands deutlich schlanker, als wir das gewohnt sind. Ich hoffe sehr, dass sich das nächstes Jahr wieder ändert – der Anreiz, sich als Metalfan ein WGT-Ticket zu holen, war in diesem Jahr zu klein. Fans anderer Genres sind hingegen sehr gut auf ihre Kosten gekommen.

In diesem Zusammenhang muss man sich auch die Frage stellen, ob die Sonderstraßenbahnlinie 31, die vom Hauptbahnhof über Kohlrabizirkus und Volkspalast zur AGRA fährt, noch ihre Daseinsberechtigung hat. Sinnvoller wäre es vielleicht, eine zusätzliche Anbindung in den Leipziger Westen zu schaffen, wo mit Täubchenthal, Felsenkeller und Westbad inzwischen die drei nächstgrößeren Locations nach der AGRA relativ nah beieinander liegen. Zwar fuhr hier ein Sonderbus vom Westen zum Connewitzer Kreuz, aber erst ab 22:00 Uhr.

Absolut indiskutabel war der lächerliche (und gefährliche) Fotograben im Felsenkeller, der deutlich kleiner war als in den vergangenen Jahren. Wäre hier ein Fotograf in der Mitte gestolpert und hingefallen, hätte es kaum einen Ausweg gegeben. Ob die Veranstalter hier alle Sicherheitsvorschriften beachtet haben, wage ich sehr zu bezweifeln. Was das Rahmenprogramm angeht, gibt es hingegen absolut nichts zu meckern. Hier ist es nach wie vor schön zu sehen, wie das WGT, die Museen der Stadt Leipzig und eigene Veranstalter ein riesiges Kulturprogramm zusammenstellen, das um einiges mehr Interessantes zu bieten hat als man tatsächlich schaffen kann. Trotz der Kritik ist und bleibt das WGT der schönste und wichtigste Termin für die Schwarze Szene. Wer noch nie in Leipzig auf dem Wave-Gotik-Treffen war, sollte das unbedingt nachholen. Denn die Stimmung und Atmosphäre, wenn eine ganze Stadt für vier Tage schwarz wird und es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt, ist unvergleichlich und unbezahlbar.

Danke für den Text: Felix Wisotzki