Wave-Gotik-Treffen 2018: Wenn eine Stadt zum schwarzen Mekka wird


(Bild: stagr / Katja Wisotzki)

WGT 2018 – Montag

Auch den letzten Tag wollten wir komplett im Felsenkeller verbringen, da sich am Montag dort alles um Pagan Metal und Black Metal drehte. Angst vor Überfüllung musste man diesmal nicht haben, da im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kein hochkarätiger Headliner dabei war. Nichts gegen HEIDEVOLK, aber wenn man sich anschaut, was in den letzten Jahren montags so gespielt hat, war das dieses Jahr eher ernüchternd. Zumal HEIDEVOLK bereits am Vorabend im Heidnischen Dorf auf der Bühne standen. Der Felsenkeller war deshalb den gesamten Tag über maximal zu einem Drittel gefüllt. Den Anfang machten am späten Nachmittag GRIMNER aus Schweden, die man optisch locker auch in der Serie „Vikings“ hätte mitspielen lassen können. Mit ihrem fröhlichen Folk Metal waren sie ein guter Anheizer für die folgenden Bands – Gute-Laune-Melodien mit harten Riffs, ohne jedoch ins Alberne abzudriften. Wer es dudelig mag, ist hier voll auf seine Kosten gekommen. Allerdings ähnelten sich die Songs insgesamt doch sehr stark, so dass wir nicht ganz bis zum Ende blieben und lieber im Biergarten noch die müden Füße schonten.

Deutlich grimmiger wurde es anschließend bei EMINENZ, dem erzgebirgischen Black-Metal-Urgestein, das in den 90ern insbesondere mit dem zweiten Album „The Heretic“ zu den besten deutschen Genrevertretern zählte. Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, dass EMINENZ noch existieren – schließlich hat das letzte Album schon sieben Jahre auf dem Buckel und auch sonst war es ziemlich ruhig um die Band. Ihr Auftritt gestaltete sich hingegen alles andere als ruhig. EMINENZ knüppelten und schredderten sich eine Stunde durch ihre Diskografie und bewiesen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Auf dem WGT gaben sie sich jedoch etwas zahmer als bei ihren regulären Auftritten, wo auch gerne mal Tierköpfe und Gedärme auf der Bühne liegen.

Wenn es darum geht, an einem letzten Festivaltag den müden Knochen noch mal Leben einzuhauchen, sind WOLFCHANT eine sichere Bank. Auch an diesem Abend zeigten sich die bayerischen Pagan-Metaller in Bestform. Die beiden Frontmänner Lokhi und Nortwin versuchten sich wie gewohnt gegenseitig zu übertreffen, so dass sie schon ab dem zweiten Song komplett durchgeschwitzt waren. Die Interaktion mit dem Publikum beherrschen sie nahezu perfekt und entsprechend hart wurden WOLFCHANT von ihren Fans gefeiert. Lediglich die fehlende Abwechslung macht sich auch bei WOLFCHANT im Laufe eines einstündigen Sets bemerkbar.

Black Metal from the Black Forest stand anschließend auf dem Programm. IMPERIUM DEKADENZ aus dem Schwarzwald gehören neben DER WEG EINER FREIHEIT zweifellos zu den progressivsten Black-Metal-Bands, die in Deutschland derzeit unterwegs sind. Im Gegensatz zu vielen anderen Genrevertretern steht bei IMPERIUM DEKADENZ weniger das Aggressive im Vordergrund, sondern vielmehr das Erschaffen einer eisigen Atmosphäre. Frostige Drums bereiten den Weg für epische Melodien und klirrende Riffs, die auch gerne mal in Songs jenseits der Acht-Minuten-Marke gipfeln. Ein klasse Auftritt, dessen einziger Wermutstropfen die zu leise abgemischte Lead-Gitarre war.

Den Headliner an diesem Abend gaben HEIDEVOLK – aus bereits erwähnten Gründen leider nur vor 200-300 Leuten. Schade, dass es den Veranstaltern nicht gelungen ist, einen namhafteren Act zu buchen, denn dann hätten auch HEIDEVOLK im Vorprogramm vor ein paar mehr Leuten gespielt. Das wäre verdient gewesen, denn die niederländischen Pagan/Folk-Metaller sind live ein Garant für Partystimmung. Auf ihrem aktuellen Album „Vuur Van Verzet“ haben sie sich zwar nicht nennenswert weiterentwickelt, ihren Stil aus flotten Ohrwurm-Melodien und zweistimmigem Gesang dafür perfektioniert. Bester Beweis sind Songs wie „A Wolf in My Heart“, die sich erbarmungslos in die Gehörgänge fressen. Aufgrund des ähnlichen Stils drängen sich Vergleiche mit WOLFCHANT auf und hier bewiesen HEIDEVOLK, dass sie ihren bayerischen Genrebrüdern musikalisch noch ein bisschen was voraus haben.

Heimlicher Headliner des Abends war dann allerdings DJ Kermit aus Leipzig, der im Naumanns nebenan zur WGT-Metal-Abschlussparty einlud. Wer mit den Metalbands der 80er und 90er Jahre aufwuchs, erlebte hier eine geniale Zeitreise durch etliche Klassiker aus dieser Zeit und aus allen Metalgenres. Von IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST über SODOM und SLAYER bis hin zu TIAMAT und MOONSPELL war hier wirklich alles dabei. Wer da nicht Luftgitarre spielte, war selber schuld. Die Party bildete somit einen versöhnlichen Abschluss eines stellenweise durchwachsenen WGTs, das dieses Jahr doch mehr Kritikpunkte mit sich brachte, als man es aus den vergangenen Jahren gewohnt war.