Wave-Gotik-Treffen 2018: Wenn eine Stadt zum schwarzen Mekka wird


(Bild: stagr / Katja Wisotzki)

WGT 2018 – Samstag

Der zweite WGT-2018-Tag begann mit einem gepflegten Frühschoppen in der Getränkefeinkost Leipzig, dem Laden mit der besten (Craft-)Bier-Auswahl in ganz Leipzig. Das hat sich offenbar auch bei WGT-Besuchern mittlerweile herumgesprochen, denn während unseres Aufenthalts kamen immer wieder Gruftis rein, um sich für die nächsten Tage einzudecken. Zur Krönung holten wir uns aus der keine fünf Minuten entfernten Mintastique ein paar erstklassige handgemachte Cupcakes – extra fürs WGT gab es zum Beispiel die Steampunk-Edition mit kleinen Schoko-Zahnrädern. Vor drei Jahren entdeckten wir auf dem WGT das Atelier der beiden Künstler Michael Schreckenberger und Martin Hermeling, in dem sie ihre Bilder bzw. Skulpturen und auch die Werke anderer lokaler Künstler ausstellen. Seitdem statten wir ihnen zum WGT regelmäßig einen Besuch ab, da sie sich speziell für das WGT immer etwas Besonderes einfallen lassen. Für dieses Jahr hatte Hermeling einige Bilder von berühmten Musikern gemalt – darunter zum Beispiel Lemmy von Motörhead und Andrew Eldritch von den Sisters of Mercy. Die meisten Blicke zog aber die „Erotic Art“ des Leipzigers Bernhard Berres auf sich. Seine Sonderausstellung „Total Genital“ zeigte Bilder und Schmuckstücke von Genitalien. Besonders eindrucksvoll: Vagina-Kettenanhänger aus Metall, die ihren Ursprung in Alginat-Abdrücken des Originals haben.

Nur wenige Minuten vom Atelier entfernt liegt das Leipziger Stadtbad, ein historisches Gebäude, das schon lange nicht mehr als Schwimmbad, sondern als Veranstaltungslocation genutzt wird. Dort lauschten wir dem britischen Duo CONFRONTATIONAL, die uns beim Durchhören der einzelnen Künstler im Vorfeld überzeugt hatten. Live machten die beiden Jungs ihre Sache sogar noch besser – ihr Retro Dark Wave gepaart mit modernen elektronischen Spielereien und gelegentlichen rockigen Ausflügen sorgte für eine hypnotische Stimmung und brachte das zur Hälfte gefüllte Stadtbad zum Tanzen.

Anschließend waren wir gespannt auf das Westbad (ebenfalls kein Schwimmbad, sondern auch eine Veranstaltungslocation), das in diesem Jahr zum ersten Mal dabei war und offensichtlich den Kohlrabizirkus als zweitgrößte Halle ablösen sollte. Dieser Schuss ging leider komplett nach hinten los. Vor dem Westbad und in den Gängen herrschte dichtes Gedränge, die Halle selbst fasste höchstens ein Drittel der Besucher, die in den Kohlrabizirkus gepasst hätten. Entsprechend hieß es leider auch hier: Nur schnell Fotos machen bei EDEN WEINT IM GRAB und dann auch ganz schnell wieder raus. Wir waren heilfroh, dass an den letzten beiden Tagen im Westbad keine Band auf dem Programm stand, die uns interessiert hätte. Das einzig Gute an der Location war an diesem Abend der gemütliche, versteckte Biergarten gegenüber.

Um dem Tag musikalisch noch etwas abzugewinnen fuhren wir gegen zwölf Uhr ins Haus Leipzig. Dort findet seit einigen Jahren der „Dunkelromantische Tanz“ statt – eine feste Institution für alle Gruftis, die eher den ruhigen düsteren Klängen frönen. Eine schöne Veranstaltung mit guten DJs, die an der tristen Location krankt. Ein paar Sitzgelegenheiten oder zumindest Stehtische hätten dem großen Saal gut zu Gesicht gestanden.