„Some things never change“, oder doch?
Eigentlich ist es wie immer. Norddeutsch grauer Novemberhimmel, leichter Nieselregen, Festivalbesucher, die sich in die Arme fallen wie beim letzten Klassentreffen und sich wie irre auf das liebevoll gestaltete Festival freuen… Eigentlich wie immer beim Rolling Stone Beach. Aber nur eigentlich. Denn den Machern des Festivals, Rolling Stone Deutschland und FKP Scorpio, ist in diesem Jahr ein Line-up gelungen, dass an Internationalität wieder an die Vorpandemiezeit erinnert. Und das trotz der weiterhin angespannten Kostensituation der gesamten Musikbranche! Chapeau! Doch der Reihe nach.
86TVs bestehen aus den Brüdern Hugo, Felix, Will White (ehemals The Maccabees) und dem Stereophonics Drummer Jamie Morrison. Der energetische Pop ihres 2023er Debuts erinnert an MGMT oder auch Empire of the sun und lässt im Baltic Saal niemanden wirklich stillstehen!
The Levellers aus Brighton/GB sind seit 1988 dabei, ihre Mixtur aus Folk, Punk und Celtic Rock zu verbreiten. Als Opener auf der Zelt stage liefern sie die beste Grundlage für einen fröhlichen, ernergiegeladenen Festivaleinstieg.
Husten als Nebenprojekt von Gisbert zu Knyphausen, versorgen das Publikum im Baltic Saal mit deutschsprachiger Rockmusik, mit Texten, die manchmal melancholisch, manchmal humorvoll, aber immer originell daherkommen.
Indie-Rock von Cursive aus Omaha/US gibt es anschließend im Zelt auf die Ohren. Textlich ist von Liebe bis zu Kapitalismuskritik alles dabei, musikalisch wirkt alles angenehm frisch und reißt mit!
Mercury Rev aus Buffalo/US, gestartet 1991 mit Psych-Rock, inszenieren mit den flächigen Synthesizerklängen und Jonathan Donahues Sprechgesang eine regelrechte Landschaft aus Sound. Ein Zitat von plattentest.de trifft es: „Nachts auf leeren Landstraßen bei einem durch die Windschutzscheibe lugenden Sichelmond kann man „Born Horses“ (die aktuelle Platte) durchaus genießen“. Aber heute auch im Baltic Saal!
Mit Americana und Country Rock vom Allerfeinsten lassen Jason Isbell And The 400 Unit (US) das Zelt feiern, was in Deutschland bei dieser Stilistik nicht selbstverständlich ist. So manch Einer fragte sich übrigens: Welche Rolle hatte Jason Isbell doch noch in dem Martin Scorsese Film „Killers oft he Flower Moon“?
Die Klavierballaden und der Electropop des US Amerikaners John Grant mit Texten über Rassismus, Homophobie und die Verlogenheit in Teilen der amerikanischen Gesellschaft erden wieder, bevor der heutige Abend mit einem grandiosen Konzert von Peter Doherty den Höhepunkt erreicht. Zu erleben ist ein gut gelaunter Doherty, der in bester Form ist und, das erfreute viele Besucher, den Tag über in fast allen Konzerten im Publikum gesichtet wurde, Smalltalks führte, Selfies mit Jedermann machte. Zu hören sind Titel aus seiner gesamten Karriere, brillant interpretiert, so dass am Ende des Festivals viele Besucher dieses Konzert zum Lieblingskonzert küren werden.