So war das Rockharz Open Air 2018 – Mittwoch + Donnerstag


Das Rockharz Open Air feiert 25-jähriges Jubiläum und das soll natürlich ordentlich gefeiert werden. Ein paar Unterschiede zu den Vorjahren gibt es dabei auch, so wurde u. a. das Mutatenstadel (ein Biergarten) um mehrere hundert Plätze vergrößert. Ebenso ist der Flugbetrieb des Flugplatzes für die komplette Zeit eingestellt und damit der Campground erweitert wurden. Sonst bleibt alles beim alten. Das Rockharz ist nach all den Jahren noch immer ein kleines, familiäres Festival, bei dem man jedes Jahr mit Freude in die gleichen Gesichter im Publikum blickt und bei dem mit einem bunt gemischten Line-up gerechnet werden darf, wo stets auf Überscheidungen verzichtet wird.

Mittwoch beim Rockharz 2018

Nachdem die verfrühte Anreise am Dienstag für die meisten ohne Probleme verlaufen ist, haben die mittwochs Anreisenden, also am offiziellen Anreisetag, größere Probleme. Es ist mit einem Stau von bis zu 2 Stunden zu rechnen, wenn man über Ballenstedt kommt. Auch die Suche nach einem freien Plätzchen auf dem Campground gestaltet sich als schwierig, sodass spontan noch weitere Campingflächen eröffnet werden müssen. Etwas, das leider auch schon die letzten Jahre immer wieder aufgetreten ist. Wenn man dann über die Flächen geht, fällt einem auf, dass die ersten Besucher doch sehr großzügig Platz genommen haben und die in den hinteren Reihen eng beieinander stehen. Das ist wohl das Resultat der nicht vorhandenen Einweiser, mit denen das Problem vielleicht schon im Handumdrehen verbessert werden könnte.

Aber so wichtig das Campen auf dem Festival auch ist, die Bands sind genauso wichtig. Den Anfang des Warm-Ups machen Monument. Sie können zwar schon gut Stimmung aufbauen, werden jedoch etwas durch die geringe Anzahl der Leute auf dem Infield gebremst. Als Opener hat man es eben selten leicht, gerade wenn die Sonne auf alle Köpfe knallt. Einfachere Karten haben dagegen Drone, die sich über viel Beliebtheit auf dem Festival freuen dürfen. Die Band betitelt ihre Musik als „101% Sexmetal“ und macht dieser alle Ehre, sei es in Ansagen oder ihren Texten, was jedoch nicht bei jedem auf positive Resonanz schlägt. Weiter geht es mit Power-Metal von Winterstorm, bevor dann Bannkreis auf die Bühne kommen. Die Band besteht nicht nur fast ausschließlich aus Subway To Sally-Mitgliedern, sie erinnert auch musikalisch sehr an deren Anfangszeit. Aber das trifft genau den Geschmack von vielen Fans, sodass diese sich zahlreich vor der Bühne versammelt wird, um die vor kurzem gegründete Band zu sehen. In der Dämmerung kommen Ross the Boss auf die Bühne. Die vom ehemaligen Manowar-Gitarristen gegründete Band ist bei den meisten bekannt und sorgt für ordentlich Gedränge im Infield. Und die Musik? Die kann man nicht zu Unrecht als „das, was Manowar hätte sein können“ bezeichnen. Parallelen sind durchaus zu erkennen.

Kreator

Voller sollte es an diesem Tag im Infield nicht mehr werden: Die Headliner des Tages, Kreator, stürmen die Bühne. Die deutschen Thrash-Metal Legenden sind schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr und das stellen sie kraftvoll unter Beweis. Angefangen von Bengalos auf der Bühne, Unmengen an Konfetti und noch mal mehr Feuer. Kreator wissen, wie sie ihre Show machen und hauen auch musikalisch einen Klassiker nach dem nächsten raus. Das Publikum feiert dies sehr ausgelassen und ist fast etwas enttäuscht, als es schon wieder vorbei war. Insgesamt spielt die Band ein gutes, aber auch vorauszusehendes Set, was aber keineswegs den Auftritt abwertet.

Donnerstag beim Rockharz 2018

Auch heute meint es die Sonne nicht gut mit den Besuchern, sodass diese schon morgens um 8 regelrecht aus ihren Zelten gequält werden. Aussicht auf Regen Fehlanzeige. Aber was soll’s, mit Sonnencreme eingeschmiert, den Grill angemacht und das erste Bier auf. So startet bei vielen der Tag, auch wenn man vielen den Kater vom Vortag ansehen kann. Passend zum Start um 11:50 finden sich dann schon einige Fans ein, um sich die erste Band des Tages anzuschauen: Blind Channel. Die junge, aufstrebende, finnische Band kommt mit ihrem Pop-Metal leider nicht bei jedem an, eine beachtliche Menge hat sich trotzdem vor der Bühne versammelt. Als nächstes betreten Cellar Darling die Bühne. Das Trio, welches sich 2016 von Eluveitie getrennt hat und ihre eigene Band gründete, kann sich schon über deutlich mehr Publikum freuen. Folk-Metal kommt eigentlich immer gut an – und hier ist es nicht anders, grade, wenn Anna Murphy am Mikrofon steht. Anschließend kommt es zum ersten Auftritt von Dom Crey, welcher zunächst mit seiner selbst gegründeten Melodic-Death-Metal Band Nothgard performed. Der Name ist unter Kennern natürlich nicht neu und so darf er sich bereits jetzt über viel Andrang freuen, bevor er mit Equilibrium später wieder auf der Bühne steht, dort dann jedoch nicht mehr am Gesang, sondern nur noch an der Gitarre. Spätestens Nothgard kann einiges an Stimmung aufbauen, die zwischen den folgenden Auftritten immer weiter getragen wird.

Skálmöld

Spätestens jetzt wird das Infield langsam voll. Den langen Weg aus Island haben Skálmöld auf sich genommen, um eine exklusive Show in Deutschland zu spielen. Gedankt wird es ihnen mit viel Stimmung und man merkt schnell, dass der Viking-Metal der Band durchaus auf Begeisterung stößt. Auch der sonst für Viking-Metal untypische Growl-Gesang sorgt dabei für aufsehen, welche bei welchen die Band sich die Aufgabe gemacht hat, das Erde der Wikingerzeit zu ehren.

Diablo Blvd

Anschließend kommen die Belgier von Diablo Blvd auf die Bühne, die mit ihrem Hard-Rock eine durchaus entspanntere Musik an den Tag legen. Auch hier ist es weiterhin voll, was sehr beachtlich ist, da die Sonne einiges vom Publikum abverlangt. Für diesen Einsatz bedankt sich die Band auch mehrmals während ihrem Set. Einzigst die Stimme von Sänger und Kabarettist Alex Agnew kann live nicht ganz überzeugen, was jedoch nicht weiter ins Gewicht fällt.

Grailknights

Kommen wir nun zur ersten Band auf dem Festival, welche sich selber nicht ganz so ernst nimmt. Die Grailknights befinden sich immer noch im Kampf gegen Dr. Skull befinden und während ihres Sets den Heiligen Gral zurückzuerhalten. Natürlich gelingt ihnen dies mit Hilfe des Ballechoires (ihr Publikum). Nebenbei gibt es dabei noch guten Power/Melodic-Death-Metal auf die Ohren, in deren Texten es natürlich auch um den ewigen Krieg geht.

God Dethroned

Deutlich härter geht es danach bei God Dethroned zu. Bei der Death-Metal and liegt viel Geschredder im Vordergrund, was vielen Besuchern sehr gut gefällt. Da kann man perfekt ausflippen. Leider haben die Niederländer anfangs mit ein paar Soundproblemen zu kämpfen, was aber professionell überspielt wird und die Stimmung in keiner Weise nach unten treibt.

Letzte Instanz & Primal Fear

Bei Letzte Instanz können wir zum ersten Mal das Publikum laut und deutlich hören. Die Band, sie feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum, kann sich dabei über viel Andrang freuen, was bestimmt nicht nur daran liegt, dass sich die Sonne etwas hinter den Wolken versteckt und es angenehm kühl wird. Das Publikum stellt sich während des Auftritts nicht nur bei ihren Songs als textsicher heraus, sondern auch bei einem Cover von „Junge“ von den Ärzten. Primal Fear müssen sich zwar mit etwas weniger Publik zufriedengeben, was aber bestimmt nur an der wiederkehrenden Sonne liegt. Die Fans, die geblieben sind, werden mit Musik einer der erfolgreichsten deutschen Power-Metalbands belohnt.

Equilibrium

Als nächstes stehen wahre Publikumslieblinge auf der Bühne, was auch die Doppelbelastung für Dom Crey bedeutet. Equilibrium sind fürs Feiern bekannt, sodass das Publikum erstmal durch die Grabenfeuerwehr, in Form der Security, wieder abgekühlt werden muss. Diese hat aber auch sonst viel zu tun, denn wir können jede Menge Crowdsurfer beobachten. Als die Band jedoch zum letzten Lied ansetzen möchte, wird ihnen knallhart der Strom entzogen. Schade, doch mit dem Song hätte die Band eh etwas überzogen und der Zeitplan ist nun mal sehr eng getaktet auf dem Rockharz Open Air 2018.

Sodom

Sodom kann man als Pioniere des deutschen Trash-Metals bezeichnen, denn sie haben auch viele andere Bands mitgeprägt. Um Routine vorzubeugen, hat Tom Angelripper erst Anfang des Jahres fast die ganze Band ausgetauscht, auch wenn die Mitglieder fast 20 Jahre mit dabei waren. Dies hinterlässt bei manchem Fan zwar einen unschönen Unterton, Laune machen die Jungs aber dennoch. Am Ende des Sets gibt es noch die Nationalhymne in einer Rock-Version, was für den ein oder anderen Besucher doch recht unerwartet ist.

Amorphis

Jetzt kommen Amorphis auf die Bühne, sie zühlen zu den erfolgreichsten finnischen Metal-Bands. In ihren 28 Bandjahren haben sie immer wieder leicht ihren Stil verändert, der seit einiger Zeit musikalisch als auch textlich von der finnischen Kultur inspiriert ist. Live können Amorphis absolut überzeugen und sich sich über jede Menge Pits in der Menge freuen. Die Stimmung scheint an diesem Abend keinen Abfall mehr zu erleiden.

Schandmaul

Richtig voll wird es wieder zu Schandmaul. Die Band kann während ihres Auftritts nicht nur einmal in ein Meer aus Händen blicken. Auch sonst ist das Publikum sehr textsicher und stellt dies immer wieder lautstark unter Beweis. Schandmaul spielen ihre Show, wie man sie von ihnen kennt, ohne große Besonderheiten, aber hier kommt es eben einfach auf handgemacht, gute Musik an. Am Ende gibt es noch ein Lichtermeer zu bestaunen und das Publikum übernimmt kurzerhand das Singen vom Lied „Dein Anblick“. Eine tolle Stimmung.

Powerwolf

Nun lädt der Headliner Powerwolf zur Heavy-Metal-Messe. Mit viel Feuer leiten sie diese ein und bringen mit ihrem, von einer Orgel geprägtem, Power-Metal die Menge zum Kochen. Die Show ist gefühlt bis auf die letzte Bewegung durchgeplant und wirkt teilweise etwas zu sehr choreografiert, was aber auch bei einigen Besuchern gerade gut ankommt. Ist eben alles Geschmacksache. Einige Special Effects gibt es auch, so wird das Set zu „Let there be light“ von Feuerschalen erhellt oder Atlina Dorn heizt dem Publikum zu „Fire and Forget“ mit einem Feuerwerfer ein. Das Publikum feiert, als gäbe es kein morgen und bedankt sich am Ende mit tosendem Applaus bei der Band.

Anschließend gibt es Musik von Mr. Hurley & Die Pulveraffen – in diesem Jahr das zweite Mal in Folge auf dem Rockharz, was nicht oft vorkommt. Die erneute Festivaleinladung feiert die Band aus dem karibischen Osnabrück mit einer Piratenstimmung, bei der sich alle Anwesenden langsam in den Schlaf tanzen und anschließend, bei den inzwischen recht kühlen Temperaturen, Richtung Zelt schaukeln.

Infos + Tickets Rockharz Open Air 2018