So war das PartySan Metal Open Air 2018 am Freitag + Samstag


Nachdem man sich mit den Sturmschäden arrangiert hatte, hunderte Gaffarollen und sonstige Klebemittel eingesetzt wurden um die Schäden zu kompensieren (falls möglich), eröffnete traditionell eine Grindcore Kapelle den 2. Tag. Guineapig aus schönem Rom luden zum kollektiven Klobürsten schwingen ein. Das farbenfrohe Spektakel mit Grunzlauten machte auf alle Fälle Spaß und die ersten Cuba Libre schmeckten auch schon wieder. Das völlige Gegenteil in Sachen Publikum und Bühnenbild folgt danach. Das strenge Black Metal Kommando The Committee imponierte mit ihrem strengen und militärischen Auftritt doch ordentlich. Von einem Rednerpult aus donnerte Igor Mortis alias The Conspirator die hasserfüllten Textzeilen dem Publikum entgegen.

Mit Pillorian trat der wohl legitime Nachfolger von Agalloch auf die Bühne. Das Nachfolge Projekt von John Haughm. Atmosphärisch nicht minder düster, überzeugt die Kapelle vor allem durch ein stimmiges Songklima – hier passt alles zusammen. Die gelungene Abwechslung zwischen melancholischen instrumentalen Parts und treibenden Hass-Passagen mit Haughms Stimme gefiel doch diversen Besuchern auf dem Infiled.

Dass aus Japan nicht nur J-Rock und Sushi kommt demonstrierten eindrucksvoll Coffins. Die Death Doom Formation aus Fernost spielte vor einem äußerst gut gefüllten Bühnenbereich. Der Exot aus Asien kann auch in Deutschland auf eine große Fan Basis zurück greifen und nach dieser Show haben sie sicherlich noch mehr Fans dazu gewonnen. Das Stimmorgan von Uchino zeigte sich in bester Form und so wurde ihr Auftritt ein Siegeszug. Was eine geniale Show!

Als Schmankerl streut das PSOA immer wieder Old School Heavy Metal Bands ins Line-up. Dass sie auch diesmal ein glückliches Händchen dafür bewiesen zeigte sich mit ihrer diesjährigen Wahl. RAM aus Schweden erleben seit einigen Jahren einen richtigen Hype. Und das zu recht. Die gut geölte Heavy Metal Maschine erinnerte stark an die ganz großen Acts, wie Priest oder Maiden. Nicht zu Letzt dafür erhielt das Quintett von den Anhängen der dunklen Metall Schule anerkennenden Applaus.

Genug der schönen Stimmen – Zeit für Spaß und Zerstörung. The Black Dahlia Murder legten los und zwar wie die Feuerwehr. Ohne Wenn und Aber demonstrierten die US-Amerikaner ihre typische Spielfreude. Der äußerst agile Trevor Strand peitschte mit seiner tödlichen keifenden Stimme das Publikum so richtig an und brachte es auf Touren. In gewohnter Manier gab es bei dem Set keine Kompromisse – es ging nur auf die 12. Spätestens jetzt rieben sich so einige die Nackenwirbel.

Deserted Fear stand als nächstes auf dem Programm. Die Todesmetall-Truppe aus Eisenberg zählt zu den heißesten Eisen in Sachen Death Metal aus der heimischen Schmiede. Nicht umsonst nahm ihre Popularität von Jahr zu Jahr rapide zu. Bis weit hinter dem FOH standen die Jünger dieser Band und feierten die Truppe bis zum Anschlag. Nackenbrecher folgte auf Nackenbrecher – so macht Old School Death Metal Spaß. Schnörkellos und nur ins Gesicht!

Thrash Metal made in the USA ist quasi ein Gütesigel. Es steht für maximale Zerstörungswut auf Höchstgeschwindigkeit, ohne dabei langweilig zu werden. Exhorder erfüllten diesen Qualitätsanspruch ohne viel Tamtam. Kyle Thomas rannte über die Bühne und donnerte die Songs mit absoluter Perfektion ins Mikrofon. Und die Energie, die auf der Bühne regelrecht explodierte, steckte das Publikum an. Aber nichts anderes hat man zu erwarten von einer Band, die seit Mitte der 80er Jahre ihrer Musik treu geblieben ist.

Ein gern gesehener Gast auf dem PSOA läutete den Abend ein. Die schwedischen Todesmetaller von Unleashed gaben sich mal wieder die Ehre das Party.San in Schutt und Asche zu zerlegen. Und es folgten auch unzählige dem Ruf des Hammer Bataillons. Im Wesentlichen weiß man einfach, was man von den Stockholmern zu erwarten hat. Und so rockte das Quartett in einer beispiellosen Perfektion ihr Set herunter, dass man ihnen die Routine anmerkte. Nichts desto trotz feierten ihre zahllosen Fans jeden einzelnen Song so, als würden sie diese zu ersten Mal überhaupt hören. Der Co-Headliner des Freitags kam aus den USA und ist ebenfalls nicht das erste Mal auf dem PSOA gewesen.

Dying Fetus rumpelten pünktlich los und zwar ganz typisch gleich mit Vollgas zwischen die Augen. Anders kann man einen Live Auftritt von den Amerikanern auch nicht definieren. Unverschämt schwierige Passagen wurden von dem Trio peinlich genau und auf Klick präzise gespielt. Wie schon bei ihrem letzten Besuch war ihr Auftritt eine Demonstration von technischer Perfektion. Nicht ohne Grund zählt die Band im Bereich Brutal Technical Death Metal zu einen der Bekanntesten überhaupt.

Der Headliner am Freitag zählt zu den Urvätern des Black Metal. Ende der 70er Jahre in UK gegründet lieferten sie 1982 mit dem Album Black Metal den Grundstein für das gleichnamige Genre. Die Rede kann natürlich nur von Venom sein. Obwohl schon sichtlich in die Jahre gekommen zeigte Cronos mit seinen Gefährten auf der Bühne, wie man performt. Mit einwandfreien Sound und jeder Menge Power lieferte das Trio eine souveräne Show ab. Knappe 90 Minuten dauerte der Ausflug in die Zeitgeschichte des Black Metal und wurde von einem völlig ausgefüllten Infield rigoros abgefeiert! Na wenn das mal kein würdiger Headliner war, dann gibt es keinen!

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Zum Aufstehen etwas um die Ohren, wobei man das Hirn einfach mal abschalten kann? Nichts Leichteres als das. Ganz in klassischer PSOA Tradition eröffnete erneut eine Grindcore/Gore Grind Kapelle den Tag. Razorrape aus Malmö, Schweden, luden zum gemeinschaftlichen Klobürstenschwingen ein. Nach einer durchzechten Nacht das richtige um wieder munter zu werden.

Death Metal gab es zum 2. Frühstück. Die spanischen Gravejard rumpelten zur frühen Mittagsstunde los. Ihr klassischer Death Metal, verfeinert mit einer guten Prise Doom, erweckte auch die letzte Schnapsleiche zum leben. Das Infield füllte sich von Song zu Song um sich die Spanier zu gönnen.

Geographisch ging es danach in den Norden von Europa. Wolfheart aus Finnland boten feinsten Melodic Death Metal der Extraklasse mit einer ordentlichen Beimischung an Melancholie. Nicht nur die massiv muskulöse Statur von Frontmann Tuomas Saukkonen imponierte, auch seine Stimme heizte mächtig ein. So muss Melodic Death sein. Harmonisch und doch Vollgas!

Harakiri For The Sky übernahm vor allem das Melancholische. Die Österreicher sind im Bereich des Post Black Metal die Band der Stunde. Dementsprechend ausgefüllt war auch das Infield, als die Salzburger mit ihrer Show anfingen. Obwohl es vielleicht etwas zu sonnig für die suizidale Atmosphäre der Songs war, zelebrierten nicht wenige die düstere Kunst von J. J. und M. S.

Nach Tristes folgte legendäres gepolter. Die wohl exzessivste norwegische Black Metal aus Norwegen betrat die Main Stage. Carpathian Forest gaben sich die Ehre und prügelten ihren punkigen Balck and Roll den Zuschauern um die Ohren. Es durften natürlich Klassiker wie „I am Possesed“, „Knokkelmann“ oder ihr legendäres The Cure Cover „A Forest“ im Set nicht fehlen. Auch wenn Natterfrost und Co nicht jedermanns Geschmack ist bleiben sie sich und ihrem Motto nach Jahrzehnten immer noch treu. FUCK YOU ALL!!!

Ein in Leder und Nieten gehülltes Trio schlug da ganz andere Töne an. Einer der Pioniere des Thrash Metals aus Kanada zimmerte los – die Rede kann natürlich nur von Exciter sein. Seit den 80er Jahren existiert die Formation und definieren per se den Begriff „Legende“. Und das die Herren aber auch nichts an ihren Instrumenten verlernt haben, demonstrierten sie den zahllosen Besuchern auf dem Infield. Aber wann hat man denn auch schon mal die Möglichkeit solch eine Band live sehen zu dürfen und vor allem mit einem singenden Schlagzeuger? Einfach nur gigantisch.

Sadistic Intent aus L.A., Californien, spielte als nächstes auf. Das Gespann ist bekannt für seine Mischung aus Thrash, Death und Black Metal. Alleine schon diese Genremischung passt wie Arsch auf Eimer zum Party.San und siehe da: es war auch so. Von Anfang bis Ende legte die Formation rund um Sänger und Bassist Bay Cortez eine Show ohne Fehl und Tadel ab. Auch wenn die Anzahl an Personen vor der Bühne gerne etwas höher hätte ausfallen dürfen, gab es einfach nichts an dem Auftritt auszusetzen.

Die Nachfolgende Band bezeichnet ihren Stil selber als „oldschool progressive deathfusion“. Und was bedeutet das? Kurz gesagt: Du wirst gnadenlos in die Erde gestampft mit einer sehr fortschrittlichen Methode. Spaß beiseite. Pestilence aus den Niederlanden ist einfach ein Abrisskommando, dass die alte Death Metal Schule mit progressiven Schnörkeln verziert. Und das kam bei den Besuchern des PSOA auch richtig gut an. Ein temporeiches Set lud zu 50 Minuten intensiven Haare schütteln ein. So macht Death Metal Spaß!

Die schwedische Truppe die nun den frühen Abend einläutete, ist für wahrlich viele nicht mehr unbekannt. Tribulation ist seit ihrer 2015er Platte „Children Of The Night“ eine Kategorie für sich. Optisch stark an die frühen Black Sabbath angelehnt, ist ihr musikalischer Stil eine extravagante Mischung aus 70er Stoner Rock und modernen Dark und Black Metal Elementen. Und mit einer furiosen Show unterstrichen sie abermals, dass sie ihre Kunst beherrschen. Wehende Haare, hohe Schuhe und eine schlangenartige Performance lies die zahlreichen Besucher staunen. Das ist wahre und gelebte Bühnenkunst!

Einen starken politischen Einschlag erhielt das PSOA mit Brujeria, zu Deutsch „Hexerei“. Die Mexikaner aus Los Angelos (NICHT das L.A. in Kalifornien) sind strikt gegen die faschistische Einwanderungspolitik von US Präsident Trump. Allgemein lassen sie ihrem Unmut in schierer Aggression freien Lauf. Die spanischen Texte sind für sicher viele nicht verständlich, aber bei so viel Hass muss man das auch nicht. Es ist klar, was vermittelt werden soll. Politischer Grindcore Death Metal, der einem das Hirn weg bläst. So in etwa lässt sich der Auftritt von den vermuten Mexikanern kurz und knapp beschreiben.

Ein wahres Urgestein der deutschen Trash Metal Szene hatte die Ehre die vorletzte Band des Party.San Openair 2018 zu sein. Die südhessischen Recken Rund um Bierkönig Gerre von Tankard luden zum letzten Mal für dieses Jahr zum Vollsuff ein (auf dem PSOA wohl gemerkt). Die Band aus Frankfurt polarisiert mit ihrem Alcoholic Metal und egal on jung oder alt – spätestens mit Songs Wie „Empty Tankrad“ war auch bei dem aller letzten Gast der Bierdurst geweckt. Gerre und seine Jungs zeigten sich in bester Spiellaune, obwohl man dem einen dann doch anmerkte, dass da doch das ein oder andere Bierchen im Backstage getrunken wurde. Aber das sind halt Tankard: Alcoholic Metal at it‘ best!

Völlig spaßbefreit und mit grimmiger Wut betrat das schwedische Black Metal Gespann Watain die Bühne. Der finale Headliner des diesjährigen PSOA imponierte wie bei jeder Openair Show mit einer Bühnenperformance, die einer schwarzen Messe glich. Stimmungsvolle Lichter und bedrohliche Flammenspiele untermalten Songs und die Pausen dazwischen. Mehr Authentizität in Sachen gelebter Kunst kann man im Black Metal nicht verlangen. Obwohl sie mit ihrer aktuellen 2018er Platte „Trident Wolf Eclipse“ auf Tour sind, ließen es sich die Schweden nicht nehmen Klassiker wie „Sworn To The Dark“ in ihr Set aufzunehmen.

Mit einem imposanten Feuerwerk und einem finalen Schuss aus der Flak endete das Party.San Openair 2018. Da nächstes Jahr das 25 jährige Jubiläum ist fragt man sich dann doch, wie man das diesjährige Line Up denn bitte topen soll oder kann? Wir werden es sehen.

Notiz am Rande

Der Wind. Ein elendiges Thema, doch selten so aktuell wie dieses Jahr. Neben dem kurzzeitigen Abbruch und den Sachschaden bei Zelten und ähnlichem, zerwarf dieser verfluchte Wind in nie da gewesener Form den Sound. Deswegen hier auch nochmal Respekt an die Toncrew des PSOA. Unter solchen Bedingungen zu arbeiten ist für niemanden einfach. Hochkarätig war dieses Jahr auch wieder das Zelt bestückt und so mancher wird sich sicherlich fragen, was hat denn die Band bitte im Zelt verloren? Aber das ist meckern auf höchstem Niveau. In Sachen Abriss standen Bands wie Endseeker aus Hamburg oder auch Possession den Bands auf der Hauptbühne in wirklich nichts nach. Besonders das Hamburger Gespann, dass am Mittwoch vor ihrer Show verkündete, dass sie bei Metal Blade unter Vertrag genommen wurden, muss ich in Zukunft um solche Probleme wohl bald keine Gedanken mehr machen und das völlig zurecht. Wer es schafft nach Mitternacht das gesamte Zelt zu füllen, der hat gezeigt, dass er Potential hat. Alles in allem war das 24. PSOA mal wieder ein voller Erfolg. Vielleicht gibt es ja zum 25. Jubiläum ja zwei Cuba Libre Stände? Man weiß es nicht. Auf alle Fälle bis nächstes Jahr!