So war das Lollapalooza Berlin 2018 am Sonntag


(Bild: stagr / Julia Langmaack)

liam Gallagher

Mit seinem ebenso nostalgischen wie zukunftsweisenden Soloalbum „As You Were“ (VÖ 2017) hat sich Liam Gallagher nach einigen musikalischen Fehlversuchen endlich vom großen Oasis-Schatten gelöst. So und nicht anders gar besser klingt der (Oasis-)Sound, den die Fans lieben. Seine Musik vereint moderne Klänge mit rockigen Beats, starken Rhythmusgitarren, federleichtem Background-Gesang und Liams markanter, unvergleichlicher Stimme. Auch live kann sich der eine Gallagher-Bruder mit seiner neu zusammengestellte Liveband sehen lassen. Sein Britpop ist ebenso stark wie der von Noel, stimmlich natürlich noch etwas mehr an Oasis und dabei modern und unaufgewärmt.

Imagine Dragons

Die Imagine Dragons sind endlich wieder in Deutschland zusehen und zwar optimistischer und vielseitiger als jemals zuvor. Nach Selbstfindungsphase von Sänger Dan Reynolds und nun noch Trennung von der Ehefrau, ist der Frontmann fitter und beliebter denn je. Das aktuelle Album „Evolve“ ist seit Juni 2017 auf dem Markt mit der Kernaussage, dass man an seinen Krisen wächst und durch sie stärker wird. Lebensfroh und lebendig statt düster und bedrückend, das ist das aktuelle Motto der vier US-Indie-Rocker. Als Headliner der Herzen begeistert die Band und vor allem ein fleischgewordener Traum von Reynolds, der fast unbekleidet, lediglich im knappen Sportdress und „oben ohne“ über die Bühne und auch mitten ins Publikum fegt. Musikalisch gibt es das, was man von den Imagine Dragons erwartet und noch mehr: innovativen und elektrisierenden Sound aus rhythmischen Indie-Riffs gepaart mit Synth-Flächen und dazu einem Chorus der das Zeug zu echten Hymnen hat. Ihrem Charthits „Thunder“, „Belieber“ oder „Whatever it Takes“ schlagen live tatsächlich ein wie ein Soundgewitter. Textsicher singt und bewegt sich eine schier endlose Masse an Menschen vor der Bühne und singt lauthals mit. Politische Statements zum aktuellen Welt-/Terrorgeschehen und der sympathische, bodenständige Charme des US-Quartetts bescheren eine volle Ladung Imagine Dragons-Sound aus den ganzen letzten Jahren ihres musikalischen Schaffens.

showtek

Die holländischen Brüder Sjoerd und Wouter Janssen sind in Sachen Techno, Hardstyle EDM und House absolute Könner und Kenner. Ob sie nun eigene Produktionen abfeuern oder mit Acts wie Elliphant, David Guetta, Moby oder Ms. Dynamite kollaborieren: Showtek wissen, wie man die Massen überzeugt und live vor der Perry’s Stage in Bewegung und die Zeigefinger in der Luft hält. Zuletzt haben sie beweisen das, in dem sie Mobys !“Natural Blues“ in die Jetztzeit übertragen und den eher besinnlichen Track in einen breitkreuzigen EDM-Killer verwandeln und mit David Guetta’s „Your Love“ einen Megahit feiern konnten.

kraftwerk 3d

Die Electro-Legenden Kraftwerk haben Musikgeschichte geschrieben. In den letzten Jahren haben sie ihre 3D-Multimediashow in den wichtigsten Kunstmuseen der Welt wie dem MoMA in New York, Tate Modern in London oder der Neuen Nationalgalerie in Berlin gezeigt. Exklusiv beim Lollapalooza Berlin 2018 bringen die Herren Ralf Hütter, Fritz Hilpert, Henning Schmitz und Falk Grieffenhagen ihre einzigartige Show nach Deutschland. Im Januar 2018 ist „3-D Der Katalog“ mit Live-Aufnahmen aller acht Kraftwerk-Alben für eine Grammy nominiert und dann für das beste Dance/Electronic Album ausgezeichnet wurden. Als finaler Act auf den Main Stages und auch als Headliner präsentieren Kraftwerk ein Meisterwerk aus ihrer fast 50-jährigen Schaffensgeschichte und eine perfektionistische Mutilmedia-Show. Die Band veröffentlicht keine neuen Songs mehr, macht aber nichts, denn genau die alten Werke und Kraftwerk-als-Kunstwerk sind es, die heute viele Zuschauer vor die Lollaberlin-Bühne locken und Gegenstand für den gutlaufenden Verkauf der Tagestickets für den Sonntag sind. Mit dreidimensionalen Effekten gespickt (dafür sind extra 3D-Brillen verteilt wurden) gibt es ein perfektes Best Of von Kraftwerk.

SXTN

Nura und Juju sind die Frontfrauen des Hip-Hop-Duos SXTN. Als weiblicher Pendant zu Aggro Berlin haben sich die zwei Berlinerinnen in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Sie rappen und nehmen wie ihre männlichen Kollegen Haftbefehl oder Kool Savas kein Blatt vor den Mund. Mit ihren Texten, die nicht immer frauenfreundlich gehalten sind, finden die selbsternannten Fotzen aber vor allem bei der weiblichen Hörschaft Anklang. Entsprechend voll, ja schon fast überfüllt ist die Perry’s Stage am Sonntagabend. Jede Menge Mädels in den vorderen Reihen mit „SXTN“-Schriftzug auf der Stirn und keinerlei Skrupel, die provokanten Texte mitzugröhlen. Dass Frauen bei Texten wie „Hass Frau – du nichts, ich Mann“, der sie als reine Lustobjekte abstempelt lauthals mitgröhlen sieht man wirklich nicht alle Tage. Doch gerade durch diese Provokationen machen sind SXTN nun so bekannt (und beliebt?). Ihre Songs spiegeln ihr eigenes Leben wieder, mal wild, mal nachdenklich – aber ungefiltert und absolut ehrlich. SXTN sind sozusagen das Sprachrohr einer Generation, die sich keine Gedanken über Morgen machen will und nur den Moment in vollen Zügen auskostet.

kygo

Ähnlich wie am Vorabend ist auch der Andrang groß vor dem Olympiastadion für die Show des norwegischen DJs und Musikproduzent Kygo. Mit Einlass-Stop gibt es leider auch wieder ein wenige Frust bei den Fans. Es passen mit dem aktuellen Sicherheitskonzept aber nun mal nicht mehr als 25.000 Menschen vor die Perry’s Stage. Vielleicht lässt sich da im nächsten Jahr noch etwas verbessern. Mit seinen 27 Jahren ist Kygo die Karriereleiter schon sehr weit nach oben geklettert. Denn auf einem Level mit Kollege David Guetta am späten Abend, sogar als Rausschmeißer des Lollapalooza 2018 aufzulegen, das ist schon was. Bekannt ist er für seine gelungene musikalische Mischung, dem Tropical-House. Da doch ein wenige anders als seine Kollegen, gibt es bei ihm langsamere Beats und Steel-Drums. Auf seiner Soundcloud-Seite veröffentlichte er einige Remixes, mit denen er über 10 Millionen Aufrufe erreichte, seine YouTube Videos wurden sogar noch erfolgreicher. Avicii hat er glamourös bei der TomorrowWorld vertreten und auch sonst kann sich der attraktive junge DJ vor Aufträgen und vor allem vor weiblichen Fans kaum retten. Seine Hits, die auch Zusammenarbeit mit Imagine Dragons, Selena Gomez, uvm. entstanden oder der Remixe von Ed Sheeran’s „I See Fire“ haben inzwischen Kultstatus erreicht.

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