So war das Deichbrand Festival 2018 am Freitag


50.000 festivalbegeisterte Musikfans sind an diesem Wochenende bei der 14. Ausgabe vom Deichbrand – dem beliebten Rockfestival an der Nordsee. Zur Festivalcity umfunktioniert, bietet der Seeflughafen Nordholz bei Cuxhaven – den Veranstalter ESK Events & Promotion GmbH  gerade frisch mit einer weiteren Nutzungsdauer für 10 Jahre ergattert hat – den musikbegeisterten Campern wieder fünf Tage lang eine Heimat. Bereits seit Mittwoch hat das Deichbrand 2018 für Besucher geöffnet, allerdings nur für die Maincamp-Anreisenden, die das im Vorfeld angemeldet haben. Haupt-Anreisetag und der Beginn des eigentlichen Programms ist Donnerstag. Hier sind aber erstmal nur die zwei kleineren Bühnen (Palastzelt und Electric Island) bespielt wurden. Mr. Hurley und die Pulveraffen, Versengold, Kadavar, Zebrahead, Lexer und weitere Künstler haben sich die Klinke in die Hand gegeben.

Erst am Deichbrand Festival 2018 Freitag fließen dann die zwei Hauptbühnen mit ins musikalische Programm. Wo bei vielen Sommerfestivals die Liveshows parallel stattfinden gibt es hier einen großen Vorteil: die Fire und Water Stage werden nacheinander bespielt, so dass man bestmöglich die vielen Acts auch sehen kann. Das Konzept des Veranstalters, für das Line-Up viele deutsche Künstler zu engagieren, geht schon seit einigen Jahren bestens auf und wird nicht durchbrochen. Die Toten Hosen, Casper (Headliner des 1. Tages), SDP, Bosse, Clueso, Freundeskreis, Kontra K – um nur einige der Beliebtesten 2018 am gesamten Wochenende zu nennen. An internationalen Acts werden es The Killers, Mando Diao, The Hives, Wolfmother, Bilderbuch und natürlich noch viele weitere sein. Auch das Wetter ist perfekt auf Festival eingestimmt und bietet am ersten Festivaltag Sonne, Sonne und noch mehr Sonne.

The Subways

Die Eröffnung der Hauptbühnen gebührt einer Band aus England, um 14:00 Uhr geht es auf der Fire Stage los. Endlich ist mal wieder eine Frau mitten im Indie-Rock-Zirkus zu sehen. Und die gibt wirklich alles an ihrem Bass. Daneben sehen wir die Brüder Billy und Josh, die schon im Kindesalter auf eigene Faust ihre Instrumente erlernt haben. The Subways musizieren schon viele Jahre in dieser gekonnten Zusammensetzung und haben einige Erfolge geeiert. Zu dritt ist die Band mit ihrem Indie-Rock jedenfalls eine perfekte musikalische Mischung für den Nachmittag. Das sympathische Trio steht fetten Sound mit jeder Menge Energie.

Chefboss

Hier gibt es knallharte Girlpower aus Hamburg vor den Latz. Das Duo, bestehend aus Alice Martin und Maike Mohr, hat in 2017 z.B. ihren Song „Insel“ veröffentlicht, ein absoluter Ohrwurm, der wie ihre anderen Songs vor Energie und guter Laune strotzt – und vor allem die Stile Dancehall, Electro und Hip-Hop mit einander kombiniert. Vor drei Jahren haben Chefboss mit ihrer EP „Blitzlichtgewitter“ erstmals auf sich aufmerksam gemacht, im März 2017 dann endlich das Chefboss-Debüt-Album „Blitze aus Gold“. Gemeinsam mit einer Horde Tänzer/innen definieren die Hamburger Girls das Twerken mal neu und versorgen die Menge mit einer fetten Ladung Bass, Rhymes und steilen Beats. Komplettes Ausrasten ist angesagt, wenn T-Shirts und Handtücher durch die Luft wedeln.

SSIO

Weiter geht es mit Deutsch-Rap von SSIO. Vor allem viele Mädels haben sich in die Crowd gemischt. Der deutsche Rap hat sich halt etwas verändert – hat man ja an den Mädels von Chefboss schon sehr schön gesehen. Die Texte von SSIO werden auch vom weiblichen Geschlecht gut und gerne toleriert und das für SSIO typische „Nuttööö“ wird umso lauter mitgegröhlt. Mit Battle-Rap und Ganster-Rap haben seine Texte aber gar nichts zu tun. SSIO schafft es gleichzeitig witzig aber auch total authentisch rüberzukommen. Es klingt mehr nach funky Straßenrap, der sich einen dicken Mantel Ironie drüber gezogen hat. Erinnere dich z. B. an sein Video „Nullkommaneun“, da hat SSIO schnuckelig mit einem Schaf an der Leine posiert – nicht mit einem Pitbull oder Tiger wie einige seine Kollegen… Während des gesamten Livesets gibt er sich auch zwischen den Songs als lässiger, witziger Typ und die Zuschauer bouncen, rappen und pogen zu seinen Beats.

257ers

Wer es durchgeknallt mag, der ist mit den 257ers – der Hip-Hop-Crew aus dem Kohlenpott prima bedient. Das Duo liefert nämlich derben Sound und dazu eine ausgeflippte Liveshow. Dabei kann wirklich jeder mitgröhlen und feiern, das ist ein einfaches Motto. Mit ihrer sehr eigenen Definition vom Deutsch-Rap haben die zwei Jungs ihr Markenzeichen geschaffen: völlig bekloppte Texte mit Banalitäten als Ausgangspunkt, immerhin mit geballtem, selbstironischem Wortfeuerwerk. Die Rap-Parts geben Daniel „Shneezin“ Schneider und Mike Rohleder, die beide während der gesamten Show wie bei einem Kirmesbesuch auf LSD wirken. Mit Wortwitz wird hier endlos gereimt und jedes noch so trashige Musikgenre oder deutsche Liedgut als kleine Hommage umgewurschtelt. Macht Laune.

Amy macdonald

Die britische Sängerin Amy Macdonald hat heute ihre Band dabei und präsentiert natürlich das, was ihre Fans ganz besonders an ihr lieben: die einzigartige Stimme der wortgewandten Schottin. Stark und ausdrucksvoll. Dazu hat Amy einen ganz eigenen und unverwechselbaren Charme, der durch ihre Persönlichkeit in ihre Songs einfließt. Ihr Liveset lässt keinen der Longplayer aus, alle großen Hits werden gespielt und kein Fanwunsch offen gelassen. In den Vordergrund rückt sie ganz klar ihre Musik, statt lange Ansagen zu halten. Ein paar kleine Anekdoten dürfen dennoch nicht fehlen und sorgen – auch wenn sie selbst nicht an ihre Qualitäten als Comedian glaubt – für den ein oder anderen Lacher. Neue wie alte Songs geben sich die Hand und die Fans lauschen zumeist andächtig. Amy Macdonald ist eine großartige Sängerin und ihre Liveshows sind Garant für einen musikalisch großartigen und unvergesslichen Abend.

The Hives

Nach 4 Jahren (da war ihr letzter Auftritt beim Deichbrand Festival) kehren Howlin „Pelle“ Almqvist, Nicholaus Arson, Chris Dangerous, Dr. Matt Destruction und Vigilante Carlstroem nun endlich wieder zurück an den Flughafen Nordholz. Die x Jungs aus stehen für handgemachten Alternative-Rock. Und dafür, alles selbst zu übernehmen: Die Alben selbstproduziert, selbsteingespielt, selbstveröffentlicht und selbstbeworben. Hut ab. Die Skandinavier mit der Punk-Attitüde haben ihren Durchbruch in 2000 erreicht, eben weil sie genau die richtige Mischung aus überdrehtem, aggressivem Punk und eingängigem Pop geliefert haben. Hier geben sich alte und neure Hits die Klinke in die Hand. Schnell und punkig, vor allem aber mit Rotz und Aggressionen gefüllt ist das Liveset von The Hive, auf der Bühne geht es schmutzig und energiegeladen zur Sache. Frontmann Pelle Almquist sorgt mit seiner wütenden Stimme immer wieder für großartige, dreckige Höhepunkte.

wolfmother

Ohne großen Schnick-Schnack hauen Wolfmother direkt in die Saiten bzw. Tasten. Wer diese Band erstmals live sieht, weiß noch nicht, dass sich jeder Song wie ein Hit anhört. Wie bei vielen Musikern ähneln sich eine Vielzahl der Songs, aber Wolfmother haben es geschafft, einen mit ihrer Stoner-Blues-Rock-Schiene direkt abzufangen. Die Formation mit Andrew Stockdale an der Spitze fischt das Infield ohne großen Mühe ab und ohne jeden Show-Effekt mit. Dazu ein großes Drum-Set mit impulsivem Schlagzeuger, bei dem die tiefen Toms und die großen Becken auch mal Sinn machen. Zwischen psychedelischen Rock-Sounds und Blues-Stoner-Gitarrenhölle, findet sich auch noch eine E-Orgel. Wolfmother liefern eine atemberaubende, kraftvolle Rockshow ab!

clueso

Seit 2016 hat sich bei Deutsch-Sänger Clueso einiges verändert. Es wurde Zeit für einen Neuanfang. Und der hätte für ihn gar nicht besser laufen können, außerdem steht er dem 38-jährigen richtig gut! Das gleichnamige, siebte Studioalbum hat er direkt an die Spitze der Albumcharts katapultiert, die Auszeichnung der 1Live Krone als bester Künstler folgt (seine sechste!). Seither tourt Clueso aka Thomas Hübner durch Deutschland, fast überall ausverkaufte Hallen, und beglückt hier und da seine ganzen Fans, die ihm immer den Rücken gestärkt haben. Beim Deichbrand 2018 tritt der smarte Erfurter direkt vor Headliner Casper auf – genreverwandt, fast gleich alt und ähnlich lange im Geschäft – geben sich hier zwei großartige deutsche Musiker die Klinke in die Hand.

casper

Der Headliner des Abends präsentiert auf der snipes Mainstage vom diesjährigen splash natürlich seine größten Hits. Casper und seine tiefe, raue Stimme brauchen nicht lange, um bei den Festivalbesuchern absolute Abrissstimmung abzurufen. Liegt vor allem auch daran, dass Casper ein Energiebündel sondergleichen ist. Benjamin Griffey legt mal wieder ordentlich Kilometer zurück auf der Bühne. Mit einer Wahnsinns Power springt und rennt er wie gewohnt über die Bühne, damit auch ja kein Fan links oder rechts zu kurz kommt. Als Highlight des Abends performt er zusammen mit Marteria einen Song des gemeinsamen Albums „1982“ – neun Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Song „Rock’n’Roll“ haben sich Casper und Marteria erneut zusammengefunden um das Collabo-Album zu erschaffen. Der neue Sound der Herren Griffey und Laciny macht Laune und vor allem neugierig auf mehr.

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