Ragnarök Festival 2019: Der Samstag zeigt sich im besten Metalgewand


Nach dem unfreiwillig verkürzten Freitag mit nur neun Bands in ebenso vielen Stunden ist der Samstag dicht gepackt. Und das obwohl zwei Bands (Naglfar und XIV Dark Centuries) kurzfristig absagen mussten. Den beinahe 14-stündigen Metal-Marathon komplettieren Skeleton Witch und Gernotshagen. Letztere erhalten dafür Bonuspunkte, weil sie nur wenige Stunden vor dem Auftritt von ihrem Glück erfahren und spontan alles stehen und liegen lassen, um den Auftritt beim Ragnarök Festival 2019 möglich zu machen. Chapeau!

Munarheim

Mit einer Mischung aus Folk und Black-Metal läuten Munarheim den zweiten Festivaltag ein. Für den Fall, dass es noch nicht genug Metaller aus dem Schlafsack und vor die Bühne holt, bringen die Damen und Herren von Munarheim selbst genug Mitstreiter mit: Mehr als ein halbes Duzend Köpfe zählt die umtriebige Schar auf der Bühne. Natürlich finden sich wie auch 2017 zu dieser frühen Stunde (Punkt 12 Uhr Mittag) genug Metalheads ein, um Munarheim ordentlich zu feiern.

Firtan

Mit Pagan-Black-Metal aus deutschen Landen geht es direkt weiter. Auch Firtan sind Wiederholungstäter beim Ragnrök. Aber wie auch in der Vergangenheit müssen sie arg früh ran. Mit Schwung und Elan rocken sich die vier Jungs aus Baden-Württemberg durch ein abwechslungsreiches Set, das nichts zu wünschen übrig lässt.

Dalriada

Die Ungarn von Dalriada stimmen deutlich melodischere Töne an: Es darf geschunkelt werden. Die Mannen um Sängerin Laura stimmen ungarische Weiseheiten an und vertonen Legenden und Gedichte ihrer Heimat. Neben Flöte, Violine und Dudelsack kommt natürlich auch der Metal-Sound nicht zu kurz. In Summe ergibt sich ein Rundum-Sorglos-Paket für den fröhlichen Metalhead, der zufriedene Mienen zurück lässt.

Ash of Ashes

Das Pagan-Metal-Duo Ash of Ashes spielt auf dem Ragnarök seine erste Live-Show. Unterstützt von routinierten Kollegen zeigt sich jedoch, dass Bühnenerfahrung haufenweise vorhanden ist. Stimmgewaltig und episch kommen die Werke von Skaldir und Morten daher. Ein Hauch von Falkenbach weht durch die Stadthalle Lichtenfels. Gänsehaut inklusive.

Gernotshagen

Trotz des spontanen Auftritts spielen die Thüringer ein solides und routiniertes Brett. Pagan-Metal mit einem ausgeprägtem schwarzmetallischem Einschlag hauen die Jungs dem geneigten Publikum um die Ohren. So machen sie die Absage ihrer Thüringer Kollegen von XIV Dark Centuries schnell vergessen. An dieser Stelle gute Besserung an den Gitarristen und auf nächstes Jahr, für das XIV Dark Centuries bereits zugesagt haben.

Minas Morgul

Die Brandenburger Minas Morgul haben unlängst prominente Verstärkung bekommen. Nach dem Ausstieg von Rico im letzten Jahr, brüllt nun Robse von Equilibrium ins Mikrofon. Natürlich steht damit das letzte Werk „Niedergang“ im Vordergrund. Dennoch mischen die Kollegen aus der Nazghul-Festung ihre Setlist ordentlich durch und zaubern eine gute schwarz-metallische Mischung aus Alt und Neu aufs Parkett.

Mors principium est

Von Mittelerde geht die Reise ins kühle Finnland. Vor einer Erkältung muss sich aber keiner fürchten. Die Melodic-Deather um Frontmann Ville Viljanen haben zwar keine Sauna im Gepäck, heizen dem Publikum dennoch ordentlich ein. Die Griffbrett-Flitzer blicken auf eine 20-jährigen Bandgeschichte zurück und können auf so manchen Nackenbrecher zurückgreifen. Das tut der Fünfer natürlich nur all zu gern, was zu dem einen oder anderen Schleudertrauma und steifen Nacken geführt haben dürfte.

Ragnarök Festival 2020 Infos:

Eïs – interglacial farewell show

Höhe- und Tiefpunkt zugleich stellt das zweite Set der deutschen Ausnahme-Black-Metaller dar. Geboten wird ein unheimlich emotionaler und gelungener Auftritt, der zugleich auch der vorerst letzte sein wird. Gänsehautsongs wie „Stillstand und Heimkehr“ oder „Winters Schwingen“ werden von Alboin und seinen Mannen in ein perfektes Soundgewand gekleidet. Ein würdiger Abschied – hoffentlich nicht für immer.

Heidevolk

Hoch die Hörner, es kommen Heidevolk. Groviger Pagan-Metal, der sich durch klaren, zweistimmigen Männergesang auszeichnet. Auch wer kein holländisch versteht, kommt bei den Niederländern auf seine Kosten. Zwar sind die Texte fast ausschließlich in ihrer Muttersprache verfasst, aber die Energie des halben Dutzends aus Arnheim springt direkt auf das Publikum über. Kein Wunder, dass man sogar Primordials Frontmann Alan Nemtheanga für ein Gastspiel auf dem letzten Album „Vuur van Verzet“ gewinnen konnte.

Arkona

Von den Schlachtfeldern im Westen geht es nun gen Osten: Geprägt von ihren slawischen Wurzeln lassen es Arkona aus Russland ordentlich krachen. Frontfrau Masha und ihre Mitstreiter wechseln dabei gekonnt von melancholischen Stücken zu temporeichen Hüpf- und Trinkliedern. Mit ihrer einzigartigen Mischung von slawischen Weisen, modernem Black-Metal und einem Hauch Humppaa schaffen sie so eine fesselnde Mischung aus Metal und Folk – nicht nur an diesem Abend.

Týr

Die Färöer sind nicht unbedingt der Nabel der Metalwelt. Dennoch hat die gut 50.000 Einwohner zählende Inselgruppe neben Fisch einen weiteren Exportschlager hervorgebracht: Die Folk-Metaller Týr. Mit dem neuen Album „Hel“ im Gepäck tourt das Quartett aus Tórshavn gerade durch Europa. Verspielter Heavy-Metal traditioneller Prägung trifft auf nordische Folklore und begeistert heute Abend das nächtliche Lichtenfels. Zumindest die, die den Auftritt nicht boykottieren. So bietet der Samstag mal wieder eine Kontroverse: Týr ist insbesondere bei Tierfreunden alles andere als unumstritten. Im Vorfeld liefen Vertreter der Organisation Sea Shephard Sturm gegen den Auftritt der Mannen von den Färöer-Inseln. Grund dafür, ist die wie auch auf Island beheimatete Tradition des Walfangs, der auch Frontmann Heri Joensen selbst aktiv nachgeht.

Ensiferum

Mit den Finnen Ensiferum wird es weniger kontrovers. Markus Toivonen und seinen Mannen drehen den Pathos-Regler voll auf und schmettern Hymne um Hymne im besten Metalgewand. Fette Riffs treffen auf folkigen Klargesang, Death-Metalgrowls auf verspielte Melodien. Eine Stunde feuern die Finnen Kracher um Kracher auf die Meute ab und werden von der ganzen Halle gefeiert.

Skeletonwitch – exclusive Festival show 2019

Die für Freitag geplanten US-amerikanischen Thrasher Skeletonwitch entern als vorletzte Band die Bühne. An dieser Stelle waren ursprünglich Naglfar geplant, die es auf Grund des SAS-Streiks nicht nach Lichtenfels geschafft haben. Dafür dann nächste Jahr! Skeletonwitch geben auf dem Ragnarök 2019 ihren einzigen Festivalauftritt in 2019! Ob das wirklich exklusiv ist oder nur am fehlenden Rückhalt eines Labels liegt, mag jeder für sich selbst entscheiden. An der fehlenden Saitenkunst liegt es mit Sicherheit nicht. Das Quartett aus Athen im Bundesstaat Ohio heizt der verbliebenen Meute in jedem Fall ordentlich ein.

Dornenreich

Den Abschluss eines wiedermal launigen Festivals bilden die Avantgarde-Schwarzmetaller Dornenreich. Zwischen Blastbeats, Stromgitarre und Geige wird geschrien, gefaucht und gejammert, was das Zeug hält. Auch wenn es nicht jedermanns Sache ist, so muss man anerkennen, dass Ausnahmemusiker Eviga seine Musik mit jeder Faser seines Körpers lebt.

Fazit

Auch Ausgabe Nr. 16 vom Ragnarök ist wieder ein voller Erfolg und das obwohl die Nornen der Organisation wenig zugeneigt waren. Trotz dreier Bandabsagen und einer halbtägigen Verspätung einer Band geriet der Festivalmotor nie ins Stocken. Guter bis toller Sound – beileibe keine Selbstverständlichkeit in der jüngeren Historie – und so wenig Verspätung, wie es sich die Deutsche Bahn nur wünschen kann. Besonderes Lob geht an die Organisatoren für die sehr gute und zeitnahe Information auf allen Kanälen bzgl. der Änderungen an der Running Order. Ragnarök 2020, wir kommen wieder!

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