Roskilde Festival 2022 – Freitag: Unsere Highlights


Roskilde Festival 2022 - Freitag
Unsere Highlights vom Roskilde Festival 2022 Freitag. (Bild: Marten Körner)

Der Himmel ist grau. Nach den ersten zwei sonnigen, warmen Festivaltagen ist für heute Regen angesagt. Also wasserdichte Wanderschuhe an, Regenjacke eingepackt und los. Auf den Videoleinwänden der Orange Stage wird auf das richtige Verhalten bei Gewitter hingewiesen. Doch soweit kommt es nicht. Bis auf einige Nieselschauer bleibt der Tag trotzdem warm und lässt die Stimmung nicht sinken.

Auf der Avalon Bühne beginnen wir heute mit der englischen Band Rolo Tomassi um die Sängerin Eva Spence. Die Mischung aus Mathcore, Acid Jazz und Hardcore Punk ist absolut faszinierend. Der für eine Frau ungewöhnliche Mix aus gutturalem Gesang (man könnte auch Grindcore sagen) und dem Wechsel zu glasklarem wunderschönen Gesang begeistert.

Die Nachwuchstalente Amina & Sosa & FVN aus Dänemark füllen mühelos die Arena und überzeugen mit einer Mischung aus R&B und Hip-Hop.

Unser erstes Konzert auf der Mantra-Bühne ist Sampa The Great. Die sehr kleine Hip-Hopperin aus Botswana, die mittlerweile nach Australien ausgewandert ist, spielte schon vor ihrer ersten Album-Veröffentlichung mit Kendrik Lamar und Denzel Curry. Mit tollem flow und oft sehr politischen Texte etablierte sie sich schnell in der internationalen Rap-Szene. Auch vor der Mantra Bühne ist ihre fanbase zahlreich vertreten.

Auf der Gloria Bühne erwartet uns nun die spontan eingesprungene japanische Punkband Otoboke Beaver. Das Frauenquartett aus Kyoto benannte sich, warum auch immer, nach einem Sexhotel in Osaka. Sie dreschen einen sehr schnellen, aggressiven Punkstil mit häufigen Rhythmus- und Tempowechseln runter als gäbe es kein Morgen. Eine schöne Neuentdeckung für uns und ein high-energy-concert für die rappelvolle Gloria.

Auf der Orange spielt nun Fatoumata Diawara, eine in der Elfenbeinküste geborene malische Singer-Songwriterin und Schauspielerin. Neben der Schauspielerei in Filmen und Theater sang sie auf Alben von Dee Dee Bridgewater und Herbie Hancock. Neben eigenen Platten kollaborierte sie mit Bobby Womack, den Gorillaz und vielen anderen. Die charismatische Sängerin braucht wenige Minuten, um das zahlreiche Publikum mit afrikanischer Rhythmik mitzureißen. Niemand, wirklich niemand kann stillstehen.

Snail Mail aus Maryland/USA um die erst 23-jährige Lindsey Jordan veröffentlichte 2018 ihr Debütalbum. Seinerzeit von der Musikkritik als eines der besten Indie-Alben des Jahres gefeiert, gibt die Band auch hier im Pavillon ein wunderbares Konzert. Der Däne Thomas Helmig, uns unbekannt, ist in Dänemark seit Mitte der 80er Jahre einer der populärsten Sänger. Das erklärt natürlich, dass der Platz vor der Hauptbühne genauso voll ist, wie sonst bei internationalen Superstars. Rockig, poppig und auf jeden Fall mitreißend, auch beim ersten Mal.

Alice Phoebe Lou, die südafrikanische Singer-Songwriterin, lebt in Berlin und trotzt der Kommerzialisierung im Musikgeschäft. Sie entschied sich gegen große Labels und verlegt ihre Platten bei kleineren ohne festen Plattenvertrag. Auch lehnte sie eine Einladung, im Vorprogramm von James Blunt zu spielen, ab. Mutig. Trotz alledem spielt sie nun auf allen großen Festivals. Ihre eindrucksvolle Stimme und die sehr emotionalen Songs bleiben uns im Ohr.

The Smile um die Radiohead-Mitglieder Thom Yorke und Jonny Greenwood ist eine berstend gefüllte Arena sicher. Der Post Punk/Progressive Rock reißt die garantiert zahlreich vertretenen Radiohead-Fans im Publikum definitiv mit.

Mit Little Simz steht wieder Hip Hop auf der Agenda. Die zunächst als Schauspielerin gestartete Simbiato Abisola Abiola Ajikawo hängte zugunsten ihrer Musikkarriere die Schauspielerei an den Nagel. Ihren Stil bezeichnet sie selbst als Rap experimental. Durch Rock-, Jazz- und Klassikelemente ist ihr Stil allerdings sehr vielseitig.

Tyler The Creator ließ als Bühnenbild ein komplettes Ökosystem aus Gräsern und vielfältigen Grünpflanzen aufbauen. Ob als Bergsteiger oder in Shorts wandert er während seiner Show darin herum und nimmt uns alle mit auf eine Reise. Die 2015 gegründete Death Doom Metal Band „Konvent“ aus Kopenhagen knallt uns im Pavillon wieder aus den Sphären der Traumreise mit Tyler. Aber, eine super Vorbereitung für Jerry Cantrell.

Jerry Cantrell, bekannt von Alice In Chains liefert ein für Rockfans sehr schön Grunge geprägtes Set. Oder besser Post Grunge. Uns gefällt’s!