Roskilde Festival 2017 – So war der Samstag


Wir starten in den letzten Tag beim Roskilde Festival 2017. Er verspricht etwas besseres Wetter. Auch wenn sich immer so ein wenig Melancholie breitmacht, sind wir guter Dinge und freuen uns auf das Finale!

Roskilde Festival 2018 Tickets + Infos:

The Lumineers

Als The Lumineers 2013 das Festival im kleinen (nicht mehr vorhandenen) Odeon quasi eröffnet haben hatte man noch das Gefühl, dass ihre damalige Setlist für das erwartungsfrohe und feierwillige Publikum etwas knapp war. Und 2017? Direkt auf die Hauptbühne um 16:00. Also wir hatten da unsere Zweifel und haben uns gründlich geirrt. Aus der Pit haben wir zwar nicht gesehen was hinten los war aber in den Totalen sah das riesige Feld vor der Orange Stage doch gut gefüllt aus. Wesley Schulz hatte überhaupt kein Problem mit der großen Bühne. Seine Moderationen waren teilweise sehr berührend. So z.B. über den Verlust eines sehr talentierten und engen Familienmitgliedes das sich nach einer Rede von John F. Kennedy freiwillig nach Vietnam meldete. Wir waren gut eingestimmt für den letzten Tag.


slowdive

Hier schauen wir nur kurz vorbei und irgendwie springt der Funke bei uns nicht über. Für Shoegazing ist’s vielleicht um 18.00 Uhr doch noch zu früh? Aber das Avalon ist gut gefüllt. Wir schlendern hinüber in den Pavillon.

TRAP them

„Werft euch in die verwüstete Welt von Trap Them aus Seattle. Die Band spielt, als gäbe es kein Morgen!“ Okay? Das ist ein Versprechen. Und das, was wir nun erleben ist Hardcore, D-Beat, Grindcore und Death Metal zusammen! Auf einer  vorherigen Tour brach sich Sänger Ryan John McKenney beide Hacken und Knöchel und bestritt den Rest der Konzerte im Rollstuhl. Uns wird auch Himmelangst, was dieser Derwisch dort abzieht. Mehr geht nicht! Als gäbe es kein Morgen… Das ist Leidenschaft! Die Augen von McKenney sind nach kürzester Zeit blutunterlaufen und irgendwelche Wunden am Kopf bluten auch. Absolute Selbstaufopferung. Die Crowd mosht wie wild, ich muss alsbald raus mit der Kamera. Die Luft brennt!

ICE Cube

Ice Cube leitet den Reigen der letzten Konzerte auf der Orange Stage ein. Der Himmel reißt auf und die Sonne scheint! Das erste Mal in diesem Roskilde-Jahr. Mit „Straight Outta Compton“ und „Fuck Tha Police“ huldigt Ice Cube seiner N.W.A. Ära. Aber auch „No Vaseline“, der Disstrack, zum „Abschied“ von N.W.A. knallt über die Wiese. Die antisemitische Attitüde über den ehemaligen Manager Jerry Heller fehlt glücklicherweise. Die Zeilen entfallen ersatzlos. Das hätte auch nicht nach Roskilde gepasst! Jedenfalls feiert die Menge Ice Cube und so verschmerzen alle, die auf „A Tribe Called Quest“gewartet haben, die Programmänderung gut.

Anthrax

Anthrax wird ab 21:15 in der gefüllten Arena (17.000 Zuschauer) gefeiert. Ein wirklich fröhliches, gut gelauntes Thrash–Metal-Fest der Mitglieder der „Big Four“ des Thrash Metal (neben Metallica, Megadeath und Slayer). Scott Ian (das einzige noch in der Band spielende Gründungsmitglied) wirbelt genau wie Sänger Joey Belladonna pausenlos über die riesige Bühne. Ein Fest!

Arcade Fire

Das kanadische Artrock-Kollektive begrüßt besonders die Zuschauer aus Kanada – es ist ja heute Kanadatag Nummer 150. Tatsächlich werden auch schon einige Songs des erst im Juli erscheinenden neuen Albums „Everything Now“ präsentiert. Auf einige ältere Titel wie z.B. „Suburbs“ haben wir leider vergeblich gewartet. Die ganze Show ist deutlich differenzierter als man bei einer Indie-Band erwarten sollte. Besonders die häufigen Einsätze von Sarah Neufeld an der Violine tragen zu einem speziellen Sound bei. Tolle Bühnen- und Lichteffekte sorgten für eine gute Stimmung, die aber leider nie richtig ausgelassen wurde. Für das (fast) Abschlusskonzert auf der Hauptbühne war insbesondere der total überraschende Abschluss ungewöhnlich. Fast ohne Zugabe-Rufe, kein Feuerwerk, wie sonst oft am letzten Abend.

baby woodrose

Die 2001 von Uffe Lorenzen gegründete dänische Band, deren Name sich von der Hawaianischen Holzrose ableitet, verzaubert uns mit feinstem Psychedelic Rock. Die Farbprojektionen erinnern an frühe Pink Floyd Lightshows. Zumindest stellen wir uns das so vor. Das Avalonzelt füllt sich mit dem Duft von Kräuterzigaretten und nicht nur wir empfinden diese eigenartige Mischung aus drohendem Abschiedsschmerz, dem Gefühl der Dankbarkeit auch in diesem Jahr wieder dabei gewesen zu sein und der Gewissheit: auch im nächsten Jahr heißt es wieder: Roskilde. Also nachher nochmal zur Orange Stage und ihr bei Moderat/Modeselektor zum Abschied zuwinken.

Moderat/Modeselektor

Die beiden Masterminds Gernot Bronsert und Sebastian Szary aus Berlin haben dann ab 24:00 noch mal die Lampe angezündet. Es waren schon deutlich weniger Leute vor dem Orange als bei Arcade Fire aber die waren überwiegend am rumhelicoptern und abzappeln. Die Video-, Licht- und Lasershow war nicht mehr von dieser Welt. Bis im Umspannwerk jemand den falschen Stecker zog. Es gab eine Unterbrechung von 10 Minuten und der Groove ging weiter. Der übliche Festivalblues der letzten Nacht hatte keine Chance. Lass noch bisschen tanzen … Spätestens Sonntag früh wird er uns wiederhaben, der Roskilde-Blues … 360 Tage warten. Auf Roskilde 2018 und hoffentlich besseres Festivalwetter!