Roskilde Festival 2017 – So war der Donnerstag


Ein wenig ist die Stimmung getrübt am Donnerstag beim Roskilde Festival 2017. Die Wetterprognose scheint sich tatsächlich zu bewahrheiten. Zwar kommen wir mit ein paar Schauern noch recht glimpflich über den Tag, aber Festival und Sonne sind zusammen einfach besser …


Roskilde Festival 2018 Tickets + Infos:

BLOOD COMMAND

Wegen technischer Probleme verzögert sich der Start des Konzertes der jungen norwegischen Band um ca. zwanzig Minuten. Der Pavillon füllt sich zwischenzeitlich. Sängerin Karina Ljone hat die zwanzig Minuten offensichtlich gut genutzt, um sich in Fahrt zu bringen. Mit einem brachialem Screaming geht sofort der Punk ab. Vier Titel werden durchgezogen – und dass ohne jede Pause. Dann kurz mal einen ruhigen Titel, damit die Pit sich neu sortieren kann. Karina wirbelt ohne Verschnaufpause in einer Mischung aus Chearleading und Pogo über die Bühne. Dabei kommen auch Nicht-Punks voll auf ihre Kosten. Witzig, die gelegentlichen Einsätze eines Mariachi-Trompeters mitten in den Punkrocknummern. Das ganze Projekt Blood Command ist mehr durch Zufall und Scherz entstanden. Gitarrist Yngve Andersen und Drummer Sigurd Haakaas wollten neben ihrer Hardcore-Band Jeroan Drive etwas mit verschiedenen Stilen experimentieren. Gute Idee. Der Pavillion hat sich darüber gefreut und dankbar den Mairachi-Pogo gefeiert.

Im relativ kleinen Pavilion (2.000 Plätze) hatten übrigens auch MO und Icona Pop ihre ersten Auftritte. Blood Command sollte man im Auge behalten! Bei Popcaan schauen wir nur kurz vorbei. Gute Stimmung, Dancehall vom Feinsten.

Auf der Orange Stage spielt The Savage Rose, die wir uns ein Weilchen von Weitem anhören. Die dänische Band um die Sängerin Annisette Hansen, die 1967 gegründet wurde und 1968 ihr erstes Album abgeliefert hat, verschloss sich lange dem Kommerz, engagierte sich politisch und ist somit recht gut mit der Grundidee des Roskilde Festivals in Einklang. Musikalisch geht’s Querbeet durch Folk, Rock, Gospel und Blues. Hippielike!

The Savage Rose beim Roskilde Festival 2017

ROYAL BLOOD

Ganz klar war uns die Idee des Festivalkomitees Royal Blood auf der Orange Stage spielen zu lassen eigentlich nicht. Davor passen ja locker 70.000 Leute. Im Tourplan von Royal Blood gibt es immer noch Clubs mit 600 Plätzen. Aber egal wir kennen ja den Weg in die Frontpit. Und die war proppenvoll. Ohne viel Geschnörkel ging es gleich los mit „Lights Out“. Was Mike Kerr und Ben Thutcher aus Brighton (Zu Zweit! Ohne Gitarre!) für eine Sound-Walze lostreten ist unfassbar. Mit Bass und Schlagzeug wurde das Orange gerockt. Eine schöne Tanz- und Mosh-Party. Bei „Little Monster“ verschwand die Sonne hinter einer unscheinbaren Regenwolke. Für zwei komplette Tage. Bereits bevor Royal Blood ihre erste Single veröffentlichten war es interessanterweise Matt Helders von den Arctic Monkeys der mit einem Bandshirt von Royal Blood auf dem Glastonbury Festival 2013 auftrat.

Neu für uns war, dass wir selbst als akkreditierte Journalisten kein professionelles Fotoequipment mit in die Frontpit nehmen durften. Auf Nachfrage bei der Pressestelle war die Auskunft: Aus Sicherheitsgründen habe man sich zu dieser Regelung entschieden. Ärgerlich für uns und euch als Leser, aber nicht zu ändern. So gibt es aus der Frontpit der Orange Stage nur ein Smartphone-Foto.

Royal Blood beim Roskilde Festival 2017

JAH 9

Wenn man in Montego Bay, St. James, geboren wird ist der Weg zum Roots-Reggae nicht weit und fast unvermeidbar. Das sich Janine (Jah9) Cunningham aber so erfolgreich neben Rap und Dancehall behauptet ist nicht selbstverständlich. Ihre Conscious-Reggae mit vielen Dubelementen trägt sie auf Touren zusammen mit The Dub Treatment vor. Politisch-ethische Botschaften werden zwischen den Titeln plaziert. Für uns einer der großen positiven Überraschungen des Festivals. Ungewöhnlich für das Roskilde-Festival – es gab sogar Zugaben außerhalb der sonst eisernen Zeitplanung des Programms.

HIGH ON FIRE

2016 hatte uns der mitternächtliche Auftritt von Sleep glücklicherweise den Schlaf geraubt. Nun wollten wir auch die 1999 vom ehemaligen Sleep-Gitarristen Matt Pike gegründeten High on Fire sehen und höhren. Licht aus – Amp an – Abriss. Unglaublich laut. Gefühlte Wände aus Stahl grindern das Avalon. Zu spät zur Flucht. Die Security ist deutlich überfordert, die Crowdsurfer abzusammeln. Was Matt Pike, Jeff Matz und Des Kensel da zu dritt veranstalten ist atemberaubend. Man kann davon ausgehen, dass auf dem noch nicht veröffentlichten 2017er Album die Tradition von „Snakes for the Divine“ und „De Vermis Mysteriis“ weitergeht. Vorher spielen noch sowohl High on Fire als auch SLEEP in Kortrijk beim Alcatraz Hard Rock & Metal Festival im August.