Rock am Ring 2022 – Sonntag: Unsere Highlights


Bush Rock am Ring 2022 Sonntag
Am Sonntag ging Rock am Ring 2022 in den finalen Tag. (Bild: Dominik Fiolka)

Für den letzten Festivaltag auf der Rennstrecke in der Eifel gibt es bei milden Temperaturen leider immer wieder etwas Nieselregen und den ein oder anderen Schauer. War aber angesagt und daher sind Ponchos und Regenjacken heute einfach ein Muss im Festival-Gepäck. Nach zwei unerwartet schönen Tagen nehmen es die 90.000 Festivalbesucher aber gelassen. Feiern kann man trotzdem und es ergibt ja auch ein hübsches Bild, wenn man auf die knallbunte Masse schaut. 

An der Musikfront geht es natürlich noch einmal mit Bands der Extraklasse weiter. An den Start gehen unter anderem Airbourne, Korn, Beatsteaks, Bullet for my Valentine, Shinedown, Bush und die heißersehnten Dänen von Volbeat. Sie besetzen die Position des dritten Headliners für den Rock am Ring 2022 am Sonntag. Zu guter letzt läuten Billy Talent das Finale und gleichzeitig Ende des diesjährigen mega Rock-Events am Nürburgring ein.

DAUGHTRY

Alles mal andersrum heißt es beim Freitags-Opening, denn dies findet nicht traditionell auf der Utopia sondern auf der Mandora Stage statt. Der US-Post-Grunge-Band gebührt die Ehre, aber aufgrund des nicht gut einschätzbaren Wetters und der fürs Festival noch frühen Stunde, ist der Bereich vor der Bühne leider noch eher mäßig gefüllt. Aber: Wer hier ist, der ist gut drauf und lässt sich auf die Musik ein. Chris Daughtry und seine vier Jungs können endlich Songs ihres 2021er Albums „Dearly Beloved“ live spielen und dazu eine gute Mischung der vorherigen fünf Alben seit dem Jahr 2006.

black veil brides

Nach Daugthry auf der Mandora Stage, erfreuen sich Black Veil Brides am letzten Festivaltag, die Fans vor der Utopia Stage am frühen Nachmittag durchzurocken. Im Jahr 2010 nennen sich die damaligen „Brides“ in Black Veil Brides um, was dem optischen Auftritt der Band bestens entspricht. Denn ihr androgynes Aussehen passt zum Musikstil. Im selben Jahr veröffentlichen sie „We Stitch These Wounds“ und das Album springt sofort auf den ersten Platz der Billboard Independent Charts und führt sie ins Support-Programm für namhafte Bands – in den USA gehen sie durch die Decke. Europa lässt nicht lange auf sich warten. Im Herbst 2021 ist das neue Album „The Phantom Tomorrow“ erschienen, daher wird es Zeit des die Black Veil Brides ihr neues Material auch mal live an den Mann und die Frau bringen. Bei den Zuschauern kommt das bestens an, altes Zeug, genau wie neues.

myles kennedy

Der 52-jährige ist ein beschäftigter Mann, mal ist er gemeinsam mit Guns’n’Roses-Gitarrist Slash auf Tour oder mit seiner eigenen Rockband Alter Bridge. Myles Kennedy kann beides perfekt unter einen Hut bringen hat sogar zwei Soloalben sowie acht gemeinsame mit Slash veröffentlicht. Davon sogar je die letzten zwei in der Coronapause, Myles Kennedy hat die zeit sinnvoll genutzt. Sein Solo-Werk „The Ides of March“ ist 2021 erschienen, mit „4“ ist das nächste gemeinsame Album mit Slash in Februar 2022 erschienen. Es wird also Zeit, Songs davon auch endlich einmal live den Zuschauern zu präsentieren. Es geht ohne viel Schnickschnack direkt los. Ein Gitarrenriff jagt das Nächste, bei denen Kennedys Finger nur so über das Gitarrenbrett fliegen. Sein Gesang ist stets präzise, die bluesige, unverkennbare Stimme schwebt gekonnt über der Melodielinie. Ein Musiker auf auf höchstem Niveau, der stets auch immer ein Stück seiner Seele offenbart.

airbourne

Er shoutet wie Brian Johnson und spielt Gitarre wie Angus Young, inklusive Grimassen. Airbourne-Gitarrist und Sänger Joel O’Keefe und seine Kombo beweisen, dass guter Hardrock aus Australien nicht unbedingt „AC/DC“ heißen muss. Spotlights, die wie Flak-Scheinwerfer die Zuschauer und den Arena-Himmel absuchen oder auch die Titelmelodie aus „Terminator 2“ als Intro. Hammer. Die Jungs aus Down Under spielen „Ready to Rock“ als klare Ansage, dass ab jetzt keiner mehr stillstehen wird. Weder auf der Bühne, noch im Publikum. Die vier Jungs sind bereits nach dem ersten Song völlig durchgeschwitzt. Die einzige nennenswerte Pause, die die Hardrocker sich und dem feiernden Publikum gönnen, sind ein paar Minuten, in denen Bassist Justin Street auf der Bühne eine „Air Raid Siren“ aufbaut und darauf ein „Solo“ aus immer lauter werdendem Luftschutzsirenen-Heulen zum Besten gibt.

Tremonti

Aus dem sonnigen Orlando, Florida kommt diese US-amerikanische Hard-Rock-/Thrash-Metal-Band. Die bei Napalm Records  unter Vertrag stehende Kombo um Frontmann Mark Tremonti ist erfreut am frühen nachmittag auf der Mandora Stage endlich ihr neues Material vom Album „Marching in Time“ aus 2021 live an den Mann und die Frau zu bringen. Zwar spielen Shinedown parallel auf der Utopia Stage, dennoch ist es rappelvoll auf der zweiten Bühne. JEDER, JEDER, der harte Gitarrensounds liebt, wird diesen Tremonti-Auftritt genießen. Hier stimmt einfach alles, knallharte aber auch etwas ruhigere Lieder wechseln sich ab, musikalisch & lyrisch ist das Niveau hoch – die Band hat ihre Songauswahl gut ausgefeilt viel viel Herzblut & Leidenschaft in ihr knapp 45-minütiges Set gesteckt.

bush

Die britische Postgrunge Band Bush rund um Frontmann Gavon Rossdale steht in den frühen Abendstunden auf der Mandora Stage und ist sowas von bereit für ihren Auftritt. Bush, die sich 1991 gegründet haben, hatten von 2001 bis 2011 eine längere Pause eingelegt, waren dann wieder aktiv und sind nun zurück auf den Bühnen dieser Welt. Die Gruppe blickt schließlich auf 31 Jahre Bandgeschichte und wählt so ein perfektes Set aus Songs dieser Jahre. Halb in alter, halb in neuer Besetzung sind sie hier. Fest dabei ist Chris Traynor – der ehemalige Ersatzgitarrist. Er hat Rossdale durch das vergangene Jahrzehnt begleitet. Gemeinsam mit Schlagzeuger Robin Goodridge und dem Bassisten Corey Britz wollen Bush an ihre glorreichen Zeiten anknüpfen und das gelingt bei ihrem Auftritt sehr gut. Besonders beeindruckend – neben dem gigantischen Gitarrensound – ist die starke, eindringliche Stimme von Songschreiber Rossdale.

SKYND

Weiter ging es mit Skynd auf der Orbit Stage. Das industrial Rock Duo bestehend aus Sängerin Skynd und Multitalent Father sind die Pioniere des true Crime Genres. Ihre Songs behandeln diverse echte Verbrechen. Mit faszinierenden Kostümen und einer tollen Show konnten Sie so die Massen parallel zu Bush auf der Mandora und Shinedown auf der Utopia Stage begeistern.

shinedown

Zigfach gold- und platin-ausgezeichnet ist die US-Rockband aus Florida. 2001 gegründet und basierend auf den Spielarten der härten Gangarten wie Hard Rock, Grunge und Metal hat das Quartett um Frontmann Brent Smith in ihrer Karriere bereits über 15 Millionen Tonträger verkauft. Unheilvoll, energiegeladen und wild entschlossen präsentieren sich die Herren aus Jacksonville bei ihrem Auftritt auf der Utopia Stage. Auf der Bühne und davor entsteht eine richtige spannungsgeladene Atmosphäre, wenn Zugpferd Smith seinen knurrenden Gesang mit hämmernden Drums und bleischweren Gitarrenriffs paart. Rhythmusgetrieben stampfen Shinedown durch ihr Set, das sowohl überragende Musikalität als auch eine emotionale Vielschichtigkeit transportiert.

bullet for my valentine

Das Bühnenbild der folgenden Band gibt Bewegungsfreiraum auf zwei Ebenen, die Sänger und Gitarrist Matthew Tuck gern ausnutzt. Seinen Kollegen Michael Paget zieht es dagegen zumeist an die Bühnenkante, an der er sich und seine Gitarre in Pose wirft und mit den Fans scherzt. Jamie Mathias (Bass) und Jason Bowld (Schlagzeug) sollten natürlich auch nicht vergessen werden, denn auch sie tun alles um die Fans anzuheizen. Musikalisch wird Metalcore auf höchstem Niveau geboten. Ein Gitarrenriff jagt das Nächste, gekonnt schnelle Finger sind die eindeutige Devise der beiden Saiteninstrumentalisten. Treibende Schlagzeugrhythmen und eine starke Basslinie geben dabei gutes Grundgerüst. Was Kollegen mit Pyrotechnik unterstreichen, machen Bullet For My Valentine mit ausgefeilter Lichtshow gut. Es braucht eben nicht immer Konfetti um ein Fest zu veranstalten. Auch die Setlist stellt rundum zufrieden, kein Wunder, wenn man aus 7 großartigen Alben schöpfen kann, wobei das neuste Werk aus 2021 „Bullet for My Valentine“ nochmal ein ganz besonderes Zuckerl ist, da es live noch nie vorgestellt wurde. Offene Wünsche? Natürlich nicht.

royal republic

Royal Republic haben mit „Club Majesty“ zuletzt in 2019 ein Album veröffentlicht, was richtig gut ankam. Auch der Vorgänger „Weekend Man“ aus 2016 und die erfolgreiche, gleichnamigen Tour hat die Schweden auf dem Weg in den Musikolymp weiter nach oben gebracht. Ihr lässiger Funk mit deluxem Arschwackel-Faktor und tightem Rock’n’Roll zeigt, dass Royal Republic geniale Musiker sind. Von der Sekunde an, in der Adam Grahn samt Kollegen einen Fuß auf die Mandora Stage setzen, geht die Rock-Show direkt los. Die Gitarrensaiten kreischen und die Bassdrum wummert, schnell entpuppt sich Grahn als regelrechte Frontsau mit markant-royaler Stimme. Er ist ein echter Charmebolzen, schwingt lasziv die Hüften, spielt gekonnt mit den (gern weiblichen) Fans. Das Publikum springt, tanzt, singt, feiert und lässt immer wieder „Royal Republic“-Chöre bis in die letzte Reihe auflodern. Auf der Bühne ist die Stimmung bei Grahn und Hannes Irengård (Gitarre), Jonas Almén (Bass) und Per Andreasson (Schlagzeug) ähnlich ausgelassen. Nicht nur das musikalische Niveau ist hoch, der Unterhaltungsfaktor tut dazu sein übriges. So schaukeln Musiker und Zuschauer gegenseitig die Stimmung von Song zu Song weiter nach oben.

a day to remember

Mit ihrem beliebten Post-Hardcore starten die fünf Floridaner druckvoll nach vorn. Die Gitarren hängen tief, das Mikrofon weit im Gesicht, jetzt gibt es auf die Fresse. Mit großem Backdrop und blank polierten Gitarren begeistern ADTR das Publikum zu. Die Crowdsurfer purzeln in Strömen über die Hände der Zuschauer und in den ersten Reihen entbrennt ein ungezügelter Mosh Pit. Auch auf der Bühne steht niemand still. Allen voran fegt Frontmann Jeremy McKinnon über jeden verfügbaren Meter Fläche und ist von der Bühnenkante nicht weg zu denken. Immer wieder nimmt er Kontakt zu den Fans auf. Aber auch die Jungs an den Saiteninstrumenten – Neil Westfall (Gitarre), Joshua Woodard (Bass) und Kevin Skaff (Gitarre) treiben die harten Töne nach vorn. Für das Publikum gibt es nur eins: die schweißtreibende Liveshow in voller Bewegung zu genießen. Neben harten, selbstübertönenden Klängen, hat die Band aber auch Akustik-Songs in ihrem Repertoire genau wie Songs vom jüngst in 2021 veröffentlichten Album „You’re Welcome“, von dem Songs nun erstmals live gespielt werden können. Mit ihrem Dauerbrenner „The Downfall of us all“ punkten ADTR noch einmal richtig.

korn

Nachdem die Nu Metal-Urväter Korn im Februar 2022 „Requiem“ und dazu gehörige Deutschlandkonzerte veröffentlichten, war die Begeisterung groß. Nach vielen Experimenten mit verschiedenen Stilrichtungen gehen die Jungs aus Bakersfield damit zurück zu ihren musikalischen Wurzeln und präsentieren sich härter und intensiver als in den letzten Jahren. Jonathan Davis (Gesang), James ‚Munky‘ Shaffer (Gitarre), Reginald „Fieldy“ Arvizu (Bass), Brian „Head“ Welch (Gitarre) und Ray Luzier (Schlagzeug) dürfen auf ein bestens gelauntes Publikum blicken. Die Kombo ist ein eingespieltes Team, kein Wunder nach 29 Jahren Bandgeschichte. Und doch haben sie keinen Funken Spielfreude verloren und schäkern miteinander und auch mit den Fans. Das alles natürlich auf höchstem musikalischen Niveau, ganz wie es langjährige Fans von ihnen gewohnt sind. Die obligatorische Einlage von Davis und seinem Dudelsack darf ebenso wenig fehlen, wie eine Wall of Death durch das Infield. Die Setlist ist abwechslungsreich, die großen Klassiker werden selbstverständlich nicht vergessen. Für „Blind“ reicht schon das Intro, um die Zuschauer ausrasten zu lassen, auf „Freak on a Leash“ müssen die Fans bis zum Schluss warten. Vor allem Davis vielseitige Stimme ist immer wieder ebenso begeisternd wie Heads schnelle Finger an der Gitarre, Fieldys markante Basslinien oder Luziers beeindruckendes Schlagzeug Solo.

beatsteaks

Die Berliner Beatsteaks sind auf Festivals ein Garant für beste Stimmung. Sie gelten in Deutschland als eine der erfolgreichsten Alternative-/Punk-Rockbands und sie halten sich immer wieder in den Charts. Auch wenn neues Material zuletzt in 2017 mit „Yours“ erschienen ist, die Beatsteaks haben keinen Fan verloren. Im Gegenteil. Die Berliner werden gebührend empfangen. Sänger Arnim Teutoburg-Weiß geizt nicht mit Fannähe. Mit den ersten Reihen nimmt er immer wieder gern Kontakt auf. Aber auch oben und in den hinteren Reihen hat man immer das Gefühl, als wäre man mittendrin und die Jungs auf der Bühne sind ganz nah. Alle Fans zeigen sich textfest, wenn „Hello Joe“ oder „Gentleman of the Year“ gespielt werden. Die Beatsteaks sind absolut in Feierlaune und geben alles. Und die Fans natürlich auch, da darf auch mal über die Crowd gesurft werden. Die ganzen Knaller der acht Beatsteaks-Scheiben gibt es zu hören. „Summer“, „Hey Du“, „Let Me In“ und „I Don’t Care As Long As You Sing“ dürfen natürlich nicht fehlen. Spielfreude pur, die Beatsteaks in Bestform und eine Show, die keiner so schnell vergisst.

volbeat

Der dritte und letze Headliner bei Rock am Ring 2022 sind Volbeat. In 2016, als Rock am Ring zwischenzeitlich in Mendig gastierte, waren Frontmann und Sänger Michael Schøn Poulsen und seine drei Bandkollegen Rob Caggiano, Kaspar Boye Larsen und Jon Larsen schon mal hier. Aber eindeutig zu lange her, finden wir. Mit ihren Hits aus über 21 Jahren Bandgeschichte gehen die dänischen Rocker genauso an den Start, wie mit Songs ihres aktuellen Albums „Servant of the Mind“. Ihre Show ist ein grandioses Erlebnis, denn Volbeats Stil aus Metal, Rock ’n’ Roll, Punkrock, Country und Blues ist vor allem live auf der Bühne ein echtes Brett! Michael Poulsen zweigt sich in absoluter Bestform und lässt seine Rock’n’Roll-Stimme über das Gelände schallen. Neben ihm Gitarrist Rob Caggiano, der gern mit Grimassen und Posen auf sich aufmerksam macht. Es gibt kraftvollen Sound, ihr Mix aus Metal und Rockabilly hat einfach Charme und Charakter.

Billy Talent

Billy Talent fackeln nicht lang und legen vom ersten Akkord an ordentlich los. Allen voran fegt Frontmann Benjamin Kowalewicz wie ein Wirbelwind über die Bühne. Seine Stimme ist so unverkennbar wie die Posen an der Bühnenkante. Zwischenansagen beschränkt er auf das Wesentlichste. So jagt ein Highlight das Nächste und neue Songs werden genauso gefeiert wie die großen Hits. Sicherlich ist der Fanchor bei Titeln wie „Fallen Leaves“, „Surrender“, „Surprise Surprise“ und „Red Flag“ am Lautesten, was die Stimmung immer wieder zu absoluten Spitzen treibt. Ian D’Sa glänzt dabei wie immer an der Gitarre und feuert ein Riff nach dem Anderen durch die Songs. Jonathan Gallant gibt am Bass alles, Support-Drummer Jordan Hastings (Alexisonfire) sorgt für die nötige Geschwindigkeit.