Reload Festival 2017 – So waren Donnerstag + Freitag


In der deutschen Festivallandschaft noch durchaus als junges Festival anzusehen, ist das Reload Festival 2017 doch inzwischen vielen ein Begriff. Etwas mehr als 10.000 Besucher zählt die Buchführung in diesem Jahr an verkauften Wochenend- und Tagestickets, was den Veranstalter durchaus zufrieden stellt und das Vorhaben seines Teams bekräftigt, in die Infrastruktur des Geländes zu investieren. Soll heißen: Das Reload findet auch in 2018 (24. und 25. August) wieder am bekannten Standort in Sulingen statt. Wer also in einem Jahr von der auslaufenden Festivalsaison noch nicht genug hat, sollte sich das Reload definitiv notieren, ist doch mit einem gleichermaßen überzeugendem Line-Up zu rechnen. Definitiv wird es auch in 2018 wieder eine Warm-Up-Party am Donnerstag geben, die, nach den Erfahrungen aus 2017, in einem größeren Zelt stattfinden wird.

Die ersten Bands, As We Rise, Antillectual und First Blood, haben das Zelt schon gut gefüllt und aufgewärmt. Zu Rogers macht es schon Sinn etwas früher am Zeltplatz zu starten, aber While She Sleeps bringen das Zelt zum überkochen. Sowohl Zahlenmäßig, als auch auf dem Thermometer. Viele Besucher müssen draußen bleiben, da im Zelt kein Bein mehr an die Erde zu bekommen ist und die Security aus Sicherheitsgründen den Eintritt verwehrt. Dafür entgehen diejenigen, die draußen bleiben müssen, dem Regen im Zelt! While She Sleeps feiern mit Ihren Fans einen so krassen Abriss, dass der Schweiß von der Zeltplane wieder auf die Besucher regnet. So muss „Warm-Up“!

reload Festival 2018 Tickets + Infos:

max rapor

Den ersten offiziellen Festivaltag eröffnen pünktlich Max Raptor. Diese werden zwar nur von einem recht kleinem Publikum in Empfang genommen, können jedoch nicht nur uns direkt in ihren Bann ziehen, sondern noch den ein oder anderen Besucher aus seinem Zelt vor die Bühne bewegen. Dort erwartet sie dann eine sehr solide Punkrock Show, bei denen auch die ersten Walls of Death und Circle Pits nicht lange auf sich warten lassen.


the new roses

Nach einer zeitig sehr sportlich gehaltenen Umbaupause betreten The New Roses die Bühne. Die Wiesbadener wissen direkt zu überzeugen, sodass die ersten sofort ihr Tanzbein schwingen. Andere scheinen jedoch noch nicht ganz vom Anreisetag erholt und wollen lieber noch etwas entspannen, bevor der Tag volle Fahrt aufnimmt, was bei dem Rock’n’Roll der Jungs und den für diese Festivalsaison überraschend sommerlichen Temperaturen durchaus machbar ist.

mr. irish bastard

Wer es bis jetzt immer noch nicht aus seinem Zelt vor die Bühne geschafft hat, wird dies spätestens jetzt bereuen: Die zum Trinken einladenden Mr. Irish Bastard stürmen die Bühne. Hier bleibt wohl vor, wie auch auf der Bühne keine Kehle trocken und es gibt eine Party, die auf dem Reload noch Ihresgleichen sucht. Wer hier nicht tanzt, hat die Musik nicht verstanden. Auch als während eines Liedes kurz die Gitarren umgestimmt werden müssen, wird die Stimmung nicht schlechter. Hier singt das Publikum zur Überbrückung einfach im Chor weiter und der Tag ist gerettet. Dem Publikum ist durchaus eine überdurchschnittliche Textsicherheit nicht abzuschreiben.

Any given day

Als nächstes stehen Any Given Day auf der Bühne. Die durch ihr Cover des Rihanna Songs „Diamonds“ bekannt gewordenen Gelsenkirchener zeigten sofort, dass sie auch mehr als nur den einen Song drauf haben, was durch einen großen Zustrom an Besuchern vor der Bühne honoriert wird. Belohnt wurden diese mit einem sehr soliden Auftritt, der erneut unterstreicht warum Any Given Day zu der Oberliga der Deutschen Metalcore Szene gehören. Wo wir grade schon bei Belohnungen sind: Sänger Dennis Diehl lässt es sich nicht nehmen, zum letzten Song ein Bad in der Menge zunehmend, während auf der Bühne die letzten Töne langsam leiser werden.

august burns red

Etwas weniger vor der Bühne ist im Anschluss bei August Burns Red los. Dies ist zwar etwas schade, liegt aber ganz sicher nicht an der Band, sondern an der Sonne, die zu diesem Zeit besonders auf unsere Köpfe scheint. Die, die trotzdem bleiben, werden nicht nur mit guter Musik, sondern auch mit Wasser von der Security belohnt (Vielen Dank dafür!). Ansonsten spielten die die Jungs aus Lancaster, Pennsylvania, ein gutes Set, bei welchem das Drum-Solo besonders hervorzuheben ist. Dies wurde nicht nur vom Drummer, sondern vom Drummer Mat Greiner und seinem Bandkollegen auf zwei Schlagzeugen gespielt und machte wirklich Lust auf mehr


Anti-Flag

Anti-Flag machen ihrem Namen alle Ehre und spielen vor keinem Banner, sondern vor einer um 180 Grad gedrehten US-Flagge. So setzen die Punkrocker schon ihr erstes Statement, bevor sie überhaupt die Bühne betreten. Auf der Bühne bleiben sie dem Thema treu und bringen immer wieder mit einem Fingerzeig die Gedanken auf die aktuelle politische Situation, besonders in den USA. So wird auch ein Song direkt an Donald Trump gerichtet. Nicht nur so heben sich Anti-Flag von allen anderen Bands des Festival ab, sondern auch dadurch, dass für einen Song kurzerhand das komplette Schlagzeug abgebaut und im Publikum wieder aufgebaut wird. Belohnt wird die Publikumsnähe mit einem ordentlichen Circle Pit um besagtes Schlagzeug. Coole Aktion!

Terror

Die Bühne bleibt weiterhin in amerikanischer Hand. Mit Terror (Band), auf dem Festival ist es ja schließlich ruhig und friedlich, wird es auf der Bühne deutlich aggressiver, während viele Besucher eher entspannter werden. Es ist wohl einfach in der Natur der Musik, dass gerade härtere Spielarten zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit führen. So spielt Terror laut, kräftig, aber doch entspannend zur parallel untergehenden Sonne ein krasses Set an Songs.

skindred

Wer jetzt auf die Toilette muss, hat wahrscheinlich kein Problem mit langen Warteschlangen, denn gefühlt hat sich der gesamte Zeltplatz, also alle 10.000 Besucher, vor der Bühne versammelt. Der Grund? Skindred! Die britische Alternativ-Metal Band weiß sofort zu überzeugen und zieht direkt das gesamte Publikum in ihren Bann. Aber was kann man auch erwarten wenn man den Imperial March also Intro verwendet? Die Kombination aus Reggae und Punk ist eben doch irgendwo einzigartig und selbst eine Kopie der Band oder des Musikstils würde nicht an die Erfolge von Skindred anknüpfen können.Nach Skindred kommt erstmal der Veranstalter zu Wort, der stellvertretend einen Großteil der Crew hinter sich versammelt hat. Er dankt schon vorab den Besuchern für die friedliche und reibungslose Anreise, lobt natürlich seine ehrenamtlichen Mitarbeiter, ohne die das Festival nicht zu stemmen wäre und findet, wie es sich gehört, lobende Worte für die Behörden, die Anwohner, die Polizei, den Rettungsdienst und die Feuerwehr. Wir müssen auch zugeben, dass von kleineren Schnitzern abgesehen alle einen wirklich hervorragenden Job gemacht haben.

Life of agony

Life Of Agony versammeln wieder viele Besucher für die Bühne, auch wenn es auf den ersten Blick weniger zu sein scheinen, als noch bei Skindred. Während wir überlegen, warum diese Band erfolgreich wurde, feiern die Fans vor der Bühne jeden Song mit einer beispiellosen Hingabe zur Musik.

bullet for my valentine

Bullet for my Valentine spielen an diesem Tag die wohl unauffälligste Show von allen aufgetretenen Künstlern. Pünktlich auf der Bühne, pünktlich wieder runter und dazwischendrin ebenfalls ohne große Besonderheiten. Nicht, das wir uns hier falsch verstehen: Die Show war sehr gut, nur eben nichts besonderes. Die Engländer spielen eine bunte Mischung ihrer letzten Alben, wobei auf keinen Klassiker verzichtet wird. Verzichtet wurde dafür auf all zu viel Pyro und alles, was eine Bühnenshow nochmal spannend macht. Wirklich gestört hat dieser recht minimaoistische Auftritt aber wohl keinen, denn die Band wird nach ihrem Set mit ordentlich Applaus in die Nacht verabschiedet.

heaven shall burn

Heaven Shall Burn machen schon direkt zu Beginn ihrem Namen alle Ehre und fahren direkt mit ordentlich Pyro auf. Da dies die letzte Festivalshow für die Thüringer in diesem Jahr ist, sind diese auch nicht mehr zu bremsen, was sich direkt auf das Publikum überträgt. Man könnte sagen der Funke ist übergesprungen. Ein Kracher folge dem Nächsten und es bleibt kaum Zeit sich zwischen allen Mosh- und Circle-Pits und Walls of Death zu erholen. Hier dürfen natürlich auch ein Circle-Pit um den FOH nicht fehlen, der den Zuschauern die letzte Energie des Tages raubt. Ein Glück, dass Heaven Shall Burn die letzte Band des Abends ist, denn so ist genug Zeit, sich wieder zu erholen und wahrscheinlich auch um die Bühne zu reparieren, denn bei dieser Show ist bestimmt nicht alles heile geblieben.