Mittwoch + Donnerstag beim Midgardsblot 2022 in Norwegen


so war Tag 2

Am Donnerstag öffnet auch das große Festival-Areal vor dem Helheim-Stage, die am frühen Nachmittag durch Lucifers Child und Vomitory eingeweiht wird. Der Tag ist nach dem bisher prächtigen Wetter eher durch Wolken und kleinere Regenschauer geprägt, was der Stimmung aber keinen Abbruch trägt. Wofür gibt es schließlich Ponchos?

Ævestaden
Statt brachialem Black- bzw. Death-Metal taucht die schwedisch-norwegische Gruppe Ævestaden in traditionellere Gefilde ab. Die drei Multiinstrumentalisten spielen sowohl neu komponierte als auch traditionelle Musik auf alten Instrumenten wie Leier, Fiedel und Maultrommel bis hin zu modernen elektronischen Spielereien. Dieses Zusammentreffen von Tradition und Moderne schafft eine Klanglandschaft, wie man sie nicht oft hört.

GAEREA
Verhüllte Black-Metal-Bands gibt es inzwischen auch wie Sand am Meer. Das Black-Metal-Quintett aus Portugal muss sich dabei allerdings kein bisschen verstecken. GAEREA spielen einen energetischen und lupenreinen Black-Metal, den sie als „Cathartic Black Metal“ beschreiben. Unabhängig von der Stilbezeichnung reißen sie das Publikum vor der Helheim-Stage ordentlich mit. Man darf sich auf das neue Album, das im September erscheint, freuen.

Urgehal
Von Portugal geht es zurück nach Norwegen. Urgehal sind aufgrund des frühen Todes des Frontmanns Trondr Nefas bereits zu Kultstatus aufgestiegen. Die Band ruht seit der Veröffentlichung des Albums „Aeons in Sodom“, das In memoriam für Trondr aufgenommen wurde. Seitdem suchen die verbliebenen Bandmember nur noch wenige ausgewählte Bühnen mit ihrem massiven und brutalen Black-Metal heim. So heute mit Unterstützung des Endezzma Sängers Sorgar auch auf der Valhalla-Stage.

Myrkur
Auf der Helheim-Stage übernimmt nun Amalie Bruun besser bekannt als Myrkur das musikalische Zepter. Sie verbindet klassischen dänische Folk-Wurzeln mit stürmischem Black-Metal. Heute steht das letzte Album Folkesange im Vordergrund, dass sich ausschließlich auf die Reise in das Herz der skandinavischen Folk-Kultur begibt. Die Musik von Myrkur ist jenseitig und erdig zugleich. Sie ruft tief verwurzelte, uralte Erinnerungen hervor, für die Midgardsblot inmitten der alten Wikinger-Grabhügel den perfekten Rahmen bietet.

Primordial
“No compromise. Not then, not now, not ever.” Die Söhne Irelands bringen eine weitere neue Facette zum Midgardsblot. Mit ihrer einzigartigen Mischung aus Black und Pagan Metal haben Primordial ihren eigenen Stil definiert. Mitreißende Riffs treffen auf klagenden Melodien weit jenseits von klassischen Pub-Schunklern. Bevor auch nur ein Takt gespielt ist, dreht der Sänger der Iren den Pathos-Regler bis zum Anschlag auf und dort verbleibt dieser für den Rest des Abends. Was bei den vielen Bands Reaktionen zwischen Argwohn und Abscheu provoziert, gehört bei Primordial zum festen Programm. Alan Nemtheanga will gefeiert werden und er wird es ohne jedes Wenn und Aber. Nicht zuletzt, weil seine übertriebene Bühnenshow gut zu den bittersüßen Melodien passen will.

Warduna
Einar Selvik gilt als Begründer des stetig wachsenden Dark Viking Folk-Genres. Nach eigenen Aussagen der Veranstalter diente er auch als Inspiration für die Gründung des Midgardsblots. Wardruna verknüpft flüsternde Stimmen, melodischen Gesang, mächtige Chöre und historische Instrumente mit Texten, die von Magie und nordischem Mythos durchdrungen sind. Und so verzaubern Einar Selvik und sein Ensemble das Publikum an diesem besonderen Abend. Selbst die Sterne lassen sich erstmals an diesem leicht regnerischen Tag blicken, als die Wolken pünktlich zum Headliner aufbrechen. Vor dem letzten Song zeigt sich auch der Meister sichtlich berührt. In einem längeren, emotionalen Monolog referiert er über die besondere kulturelle Bedeutung des Orts und appelliert gegen den Kulturkampf da draußen: „It’s not about my culture being better than your culture.” Das letzte Lied und Höhepunkt des Abends ist dann treffenderweise das Abschiedslied „Helvegen“ Mit Warduna schließen die großen Bühnen während Folket Bortafor Nordavinden nochmal in der Gildehallen ordentlich einheizen.