Mittwoch + Donnerstag beim Midgardsblot 2022 in Norwegen


„Welcome Home!“ unter diesem Motto steht die siebte Ausgabe des Ausnahme-Festivals in Europa vom 17. bis 20. August 2022. Nach zwei Jahren Pandemie-bedingter Zwangspause strömen wieder tausende Menschen aus der ganzen Welt ins norwegische Borre. Rund zwei Stunden südlich von Oslo gelegen findet das Metal and Folk Music Festival nahe dem Midgard Viking Center statt – einem Museum in einer ehemaligen Wikingersiedlung und nahe der größten Grabhügelanlage Nordeuropas. Prunkstück der Anlage und Zentrum des Festivals stellt die Gildehalle dar. Wo könnten man besser die Wikinger-Kultur feiern als in und um einen authentischen wikingerzeitlichen Festsaal?

Das Programm des Midgardsblots geht dabei deutlich über ein Musikfestival hinaus. Es umfasst neben einem sehr breiten Umfang an Musikstilen auch Happenings, Workshops, gutes Essen und Trinken sowie einen Wikingermarkt. Außerdem finden über alle vier Tage die Mimir-Talks statt. Benannt nach dem Hüter der Quellen der Weisheit bietet das Festival in Kooperation mit dem Museum und der Community Vorträge und Panels zu Geschichte, Kultur und Musik der Wikinger an – erweitert um Themen zum Zeitgeist und nicht zuletzt Workshops wie „Exteme Metal Vocals – Learn to Scream“ für „Metalsänger“ und alle, die es werden wollen.

Natürlich kommt auch die Musik nicht zu kurz: Auf insgesamt vier Bühnen werden teilweise parallel alle erdenklichen Musikrichtungen in glasklarem Sound zelebriert – von Ambient bis Black-Metal, von Pop bis traditionellem Nordic Folk. Die größeren Acts spielen im Wechsel auf der Valhalla- und der Helheim-Stage, während in der kleinen, atmosphärischen Gildehalle unbekanntere bzw. speziellere Künstler aufspielen. Rein dem Folk widmet sich die kleinste Bühne: Die Kaupangr-Stage beim Wikinger Dorf.

Alles in allem ist das Midgardsblot ist das Festival von der Community für die Community. Jeder ist willkommen und man begegnet sich mit Offenheit und Hilfsbereitschaft. Zugegeben ist das ein Claim, den viele Festivals und Veranstaltungen haben. Jedoch wenige leben dies in Geist und Tat, wie es das Midgardsblot dies tut. Künstler wie Einar Selvik, Gaahl oder Johan Hegg mischen sich wie selbstverständlich unter die anderen Bloter und teilen Met und gute Gespräche. Auch endet das Festival nicht mit dem offiziellen Rahmen, sondern wird an den Lagerfeuern bis in den frühen Morgen weiter zelebriert.

so war Tag 1

Blotritual
Das Festival beginnt traditionell mit einem besonderen und einzigartigen Moment. Im Eröffnungsritual kommen Veranstalter, Künstler, Mitwirkende und alle anderen Gäste zusammen, um die Gemeinschaftsbande zu stärken und sich daran zu erinnern, dass wir alle Teil von etwas sind, das viel größer ist als wir selbst.

Das Eröffnungsritual basiert auf den Elementen eines wikingerzeitlichen Blots, bei dem Holzstatuen, die die alten Götter und Göttinnen darstellen, und Tierblut als Opfergabe verwendet werden. Die Zeremonie ist trotz ihres altnordischen Hintergrunds völlig frei und offen für alle. Jede(r) ist eingeladen, auf die Art teilzunehmen, zu der er oder sie sich inspiriert fühlt. Ob Odin oder Freya, Mutter Natur oder Cerunnos, Gott oder Buddha spielt keine Rolle bei den Anrufungen. Wichtig allein ist das persönliche Empfinden. Gefeiert werden alle und am Ende zählt die große Gemeinschaft zwischen den „Blotern“
Das Ritual wird getragen von der Gruppe Folket Bortafor Nordavinden, die das Ritual anleiten und durch Trommeln und rauen schamanistischen Gesang begleiten. Da sich das Ritual sehr großer Beliebtheit erfreut, führen die „Menschen jenseits des Nordwinds“ dieses Jahr das „Speedbloting“ ein. Trotz dieser zeitlichen Beschränkung für die Teilnehmenden dauert das Ritual beinahe zwei Stunden. Eine großartige Einstimmung auf vier Tage voller Highlights!

Konvent
Den musikalischen Anfang macht die dänische Blackened-Death-Doom-Band Konvent. Die vier Damen bringen brutalen und schweren Sound auf die Valhalla-Bühne hinter der Gildehalle. Sie sorgen mit ihrer explosiven Live-Show für ein erstes Highlight. Nach den zwei Jahren Bühnenabstinenz ist die Kopenhagener Band noch wütender, noch schwerer und noch pechschwarzer und sorgt für ein beeindruckendes Live-Set.

Mork
Weiter geht es mit feistem und giftigem Black-Metal wie er nur aus Norwegen stammen kann. Ähnlich wie viele andere Bands des Black Metal-Genres wurden Mork als Ein-Mann-Band gegründet. Seit 2014 entzünden die Norweger jedoch regelmäßig die Bühnen dieser Welt als volle Kapelle. Inspiriert und gefeiert von Genregrößen wie Darkthrone brennen Mork ein Black-Metal-Feuerwerk ab, das die gut gefüllte Wiese hinter der Gildehalle in Begeisterungsstürme versetzt.

Kalandra
Die norwegischen/schwedische Kombo Kalandra bilden den Kontrapunkt zu den Bands, die bisher auf der Valhalla Stage zu hören waren. Statt rauer und brutaler Riffs gibt es Alternativ-Rock nordischer Prägung mit poppigen Elementen. Herausragendes Merkmal der Songs von Kalandra ist die ergreifende Stimme von Katrine Stenbekk, die nicht zuletzt auch die Klangwelt von Einar Selviks Wardruna bereichert. Rund eine Stunde verweben die vier Skandinavier (teilweise verstärkt um eine Sektion Streicher) ätherische Melodien und raue und unheimliche musikalische Landschaften. Den perfekten Rausschmeißer für diesen Abend bietet das Wardruna Cover Helvegen – ein Abschiedslied der besonderen Art, dass wir nicht zum letzten Mal gehört haben werden.
Damit endet der erste Tag an der Valhalla-Stage und verlagert sich in die Gildehalle und an die zahlreichen Lagerfeuer, wo noch zu Trommeln und Gesang die Nacht zum Tag gemacht wird.