Metal Hammer Paradise 2024 – So war das Festival-Wochenende


Metal Hammer Paradise 2024
Am 22. und 23. November starte im Ferienresort Weißenhäuser Strand das Metal Hammer Paradise 2024. (Bild: Birger Treimer)

Am Wochenende des 22. und 23. November 2024 verwandelte sich das Ferienresort Weißenhäuser Strand wieder in das Epizentrum der harten Klänge: Das Metal Hammer Paradise feierte seine diesjährige Ausgabe und lockte wieder Tausende von Metal-Fans an die Ostseeküste. Die einzigartige Mischung aus Festivalfeeling und Indoor-Komfort bot eine perfekte Kulisse für ein Line-up, das keine Wünsche offenließ. So wurde das Resort bereits am Donnerstag Abend von zahlreichen Metallern gekapert, die Abends über das Gelände schwadronierten und sich neben aller Freizeitaktivitäten auch noch in die Mötorhutt zur Warm Up Party trafen. Bei dem Schnee- und Matschsturm draußen war man tatsächlich etwas froh über das Indoor Festival.

Freitag

Der Freitag begann mit leichten Schneefall, einen Spaziergang am Strand oder dem Schwimmbadbesuch mit Dampfsauna, bei unfreundlichen 2 bis 3°Grad und leichten Sturmböen war dies am sinnvollsten. Zum Beginn der ersten Bands gingen nun auch noch etliche Regenschauer auf das Resort nieder. So bekamen wir noch den Rest der energiegeladenen Show von Voodoo Kiss im Baltic Ballroom mit, die hier die Anwesenden verzückten.

Den Beginn im Zelt machten Anvil betraten die Bühne im Zelt mit ungebremster Energie und eröffneten ihr Set mit dem Klassiker „March of the Craps“, der das Publikum in leichte Bewegung setzte, was bei der Zelttemperatur sicherlich sinnig war. Von Anfang an war die Interaktion zwischen der Band und den Fans recht intensiv. Lips sorgte mit seinen charismatischen Ansagen und spontanen Gitarrensolos für einen authentischen Metal-Abend. Mit „Free As The Wind“, „On Fire“ und dem Hit „Metal on Metal“ kann die Band gut überzeugen und so langsam taut das Publikum auf.

Im Baltic Ballroom betrat nun die Thüringer Band Deserted Fear die Bühne mit der Wucht eines heranrollenden Sturms und lieferte ein Set, das sowohl mit technischer Präzision als auch mit roher Energie beeindruckte. Mit Songs wie „Reborn Paradise“ und „The Final Chapter“ brachten sie das Publikum sofort auf Betriebstemperatur. Besonders hervorzuheben war die Bühnenpräsenz von Sänger und Gitarrist Manuel Glatter, dessen Growls die Wände der Halle erzittern ließen. Unterstützt von einer dichten, kraftvollen Rhythmussektion schafften Deserted Fear es, sowohl Melodie als auch Brutalität nahtlos zu vereinen, dem Publikum gefiel das Geschredder am Abend und verausgabte sich auch gleich im kleinen Moshpit.

Leider sorgte der Sturm von Deserted Fear für ein geräumtes Zelt im Außenbereich, Aufgrund einer Unwetterwarnung wurde das Zelt kurzzeitig geräumt und im Vorbereich gab es hier etliches Gedränge und wenig Informationen zu dem Vorfall. Nach einiger Zeit in der Kälte konnte Equilibrium deutlich verspätet in den Abend starten, die Band startete mit dem mitreißenden „Legends“, das die Menge von der ersten Sekunde an in Bewegung brachte. Mit Klassikern wie „Blut im Auge“ und neueren Hits wie „Shelter“ bot die Band eine vielseitige Setlist, die sowohl langjährige Fans als auch neue Hörer begeisterte. Sänger Fabian Getto überzeugte mit kraftvollen Vocals, während die Gitarrenriffs von René Berthiaume die epische Grundstimmung untermalten.

Nach der Erfrischung im Zelt sorgten Burning Witches für ein munteres Aufwärmen im Baltic Ballroom, was zudem probevoll war. Mit ihrem Mix aus klassischem Heavy Metal und modernen Einflüssen starteten Burning Witches mit „Unleashed the Beast“, einem hymnischen Opener, der die Energie der Menge sofort entfesselte. Frontfrau Laura Guldemond beeindruckte mit ihren kraftvollen Vocals und einer charismatischen Bühnenpräsenz, während die Gitarrenduelle von Romana Kalkuhl und Larissa Ernst ein Highlight für alle Gitarrenfans waren. Die Setlist umfasste sowohl Songs ihres aktuellen Albums als auch Fan-Favoriten wie „Hexenhammer“ und „The Witch of the North“, die von den Anwesenden begeistert mitgesungen wurden. Besonders hervorzuheben war der Song „Dance with the Devil“, der mit seinem eingängigen Refrain für ausgelassene Stimmung sorgte.

Der Delay von Equilibrium verschiebt nun die nachfolgenden Bands um ca. 15 Minuten, im eiskalten Zelt geht es dann aber irgendwann weiter mit U.D.O , wenn es um echten, unverfälschten Heavy Metal geht, führt kein Weg an U.D.O. vorbei – und genau das bewies die Band um Metal-Legende Udo Dirkschneider eindrucksvoll auf dem Metal Hammer Paradise. Mit einer energiegeladenen Show hat die deutsche Kultband gezeigt, dass sie auch nach Jahrzehnten im Geschäft nichts von ihrer Power eingebüßt hat. Die Bühne war noch in Dunkelheit gehüllt, als die ersten Takte erklangen, die Botschaft des Abends klar machte: Heavy Metal lebt – und wie! Mit seiner markanten Reibeisenstimme und einer charismatischen Bühnenpräsenz führte Udo Dirkschneider das Publikum souverän durch eine Setlist, die sich wie eine Zeitreise durch die Geschichte des Genres anfühlte. Es dürfen natürlich die zahlreichen Klassiker aus U.D.O.s umfangreicher Diskografie nicht fehlen. „Animal House“ und „Man and Machine“ wurden vom Publikum lautstark mitgesungen, während die härteren Nummern wie „They Want War“ die Köpfe zum Bangen brachten. Einen besonderen Höhepunkt stellte die kleine Hommage an Dirkschneiders Vergangenheit dar: Mit „Balls to the Wall“ und „Princess of the Dawn“ griff die Band tief in die ACCEPT-Schatzkiste und löste wahre Begeisterungsstürme aus. Es war ein Moment, der bewies, wie zeitlos diese Songs sind – und wie sehr sie mit Udos unverwechselbarer Stimme verbunden bleiben.

Back to the 80´s geht es auch mit Enforcer die Spielfreude der Band war ansteckend. Die beiden Gitarristen, Olof und sein Bruder Jonas Wikstrand, lieferten sich in bester Tradition der großen Metal-Duos ein spannendes Wechselspiel aus harmonischen Leads und donnernden Riffs. Bassist Tobias Lindqvist und Schlagzeuger Jonas Wikstrand hielten mit unermüdlichem Tempo das Rhythmusfundament, das bei Songs wie „Run for Your Life“ das Publikum in eine einzige Welle aus Headbangen und Fäuste-Recken verwandelte. Wenn die Band nicht am Posen und mit Publikumsmotivation beschäftigt war, gingen sie zudem direkt auf Tuchfüllung mit der ersten Reihe, leider geil.

Saltatio Mortis haben ihre Pyros heute leider zuhause gelassen, schade dies hätte eventuell das Zelt ein wenig beheiz. Mit „Wo sind die Clowns“ eröffnete die Truppe das Set und sorgte sofort für ausgelassene Stimmung. Frontmann Alea der Bescheidene überzeugte mit seiner charismatischen Bühnenpräsenz und seiner einzigartigen Fähigkeit, die Fans mit einzubeziehen. Besonders auffällig war die kraftvolle Symbiose aus Dudelsäcken, Drehleiern und den modernen Metal-Elementen, die Saltatio Mortis ihren unverwechselbaren Sound verleihen. Die Setlist bestand aus einer Mischung wie „Eulenspiegel“ und „My Mother Told Me“, und neueren Hits wie „Nie wieder Alkohol“, die das Publikum zum Mitsingen und Feiern animierten.

Der Höhepunkt des Sets war eindeutig „Echo“, das mit seiner tiefgründigen Botschaft und epischen Melodie die Fans emotional berührte. Bei diesem Song war der gesamte Saal in lauten Gesang eingebunden, was die starke Gemeinschaft und den Zusammenhalt der Fans unterstrich. Saltatio Mortis glänzte jedoch nicht nur musikalisch, sondern auch durch ihre Interaktion mit dem Publikum. Alea forderte die Fans regelmäßig zu Mitmach-Aktionen auf und sorgte so für eine außergewöhnlich persönliche Atmosphäre, ebenso ließ er es sich nicht nehmen nebenbei noch zu Crowdsurfen. Nach dem intensiven Abschluss verabschiedete man sich in den feuchtfröhlichen Abend oder in die Mötorhut.

SAMSTAG

Am Samstag war der Tag deutlich freundlicher und sogar etwas sonnig, da hieß es noch etwas im Schwimmbad ausruhen und im Ruhebereich den Rausch der Musik vom Vortag ausschlafen und schon geht es nach dem Mittagsschlaf weiter, oder ist es schon Nachmittag immer dieser Urlaubstress.

So beginnt der Konzerttag mit Moonspell und die das Zelt in eine mystische Kathedrale durchdrungen von Dunkelheit und Emotionen verwandelten Mit „Opium“ starteten Moonspell direkt mit einem Klassiker und katapultierten die Zuhörer in ihre düster-romantische Welt. Frontmann Fernando Ribeiro, füllte die Location mit seiner tiefen, charismatischen Stimme und einer unaufdringlichen, aber kraftvollen Präsenz. Die Setlist war eine gelungene Mischung aus frühen Meisterwerken und neueren Hymnen. Klassiker wie „Finisterra“ und „Alma Mater“ wurden ebenso gefeiert wie neuere Stücke wie „The Future Is Dark“ vom aktuellen Album Hermitage. Besonders eindrucksvoll war „Night Eternal“, das mit seinem mächtigen Refrain und dem düsteren Arrangement für Gänsehaut sorgte. Musikalisch präsentierte sich die Band in Bestform und ein Highlight des Abends war zweifellos „Full Moon Madness“, das als Abschluss dargeboten wurde, heute Nacht heulen die Wölfe!

Im Baltic Ballroom wirbelt nun Fronterin Lex von League Of Distortion die Köpfe und Ketten mächtig durcheinander. Mit „Apathy“, einem der stärksten Songs des Debütalbums, starteten sie das Set und sorgten sofort für eine intensive Atmosphäre. Sängerin Lex zeigte dabei ihre beeindruckende Stimmgewalt, die zwischen kraftvollen Shouts und melodischen Gesangslinien pendelte. Ihre Bühnenpräsenz, gepaart mit der energiegeladenen Performance der Band, brachte die Fans schnell zum Mitfeiern. Songs wie „Strange Freaks“ und „The Age of Insanity“ zeigten die Vielseitigkeit der Band und fanden großen Anklang beim Publikum. Besonders die atmosphärischen Passagen, die mit kraftvollen Breakdowns kombiniert wurden, sorgten für einige der lautesten und emotionalsten Momente des Abends.

Auf der Seitenbühne Riff Alm ziehen sich bereits über den ganzen Tag Delays, hier ist eine Berichterstattung durch den Einlassstopp nun mehr als schwierig geworden. Dafür geht es im Zelt nun weiter mit Grave Digger. Mit „The Grave Digger“ starteten die Band um Frontmann Chris Boltendahl in ihre Setlist, und sofort war klar, dass dieser Auftritt ein Klassiker werden würde. Die Fans, die die Band über Jahre hinweg begleitet haben, sangen die Refrains lautstark mit und feierten jedes Solo und jeden treibenden Rhythmus. Die Setlist beinhaltete nicht nur Highlights ihrer neuesten Alben, sondern auch zeitlose Klassiker wie „Heavy Metal Breakdown“ und „Excalibur“, die in die Geschichte des Genres eingegangen sind. Besonders beeindruckend war der Song „The Last Supper“, bei dem Grave Digger ihre epische Seite perfekt zur Geltung brachten.

Im Baltic Ballroom wurde es nun Zeit für Evergrey, die schwedischen Meister des Progressive Metals beweisen einmal mehr warum sie seit Jahren zu den Größen der Szene zählen. Bereits mit den ersten Klängen von „Falling From Sun“ überzeugte die Band in dem vollen Saal deutlich . Die charismatische Bühnenpräsenz von Frontmann Tom S. Englund war wie gewohnt das Herzstück des Auftritts, ergänzt durch die präzise Arbeit von Jonas Ekdahl an den Drums und Henrik Danhage an der Gitarre. Gerade Danhages Soli waren ein Fest für Liebhaber technischer Raffinesse. Die Setlist bot eine gelungene Mischung aus alten Klassikern wie „Eternal Nocturnal“ und neueren Stücken wie „Midwinter Calls“. Dabei gelang es Evergrey, den komplexen und melancholischen Sound ihrer Studioaufnahmen perfekt auf die Bühne zu übertragen, ohne dabei an Dynamik einzubüßen.

Dark Tranquillity gilt eine der einflussreichsten Bands des Melodic Death Metal und die Band um Frontmann Mikael Stanne lieferte im Zelt anschließend wieder einen epischen Auftritt, der sowohl Fans der ersten Stunde als auch neue Hörer überzeugte. Das Set begann mit dem kraftvollen und tiefgründigen „The Last Imagination“, Stanne’s markante Stimme, die zwischen aggressiven Growls und klaren Gesangslinien schwankte, fügte sich perfekt in die atmosphärischen Arrangements der Band ein. Besonders bei Songs wie „Lost to Apathy“ und „ThereIn“ zeigte sich die meisterhafte Kunst der Band, subtile Melodien und harte, treibende Rhythmen miteinander zu verweben. Die Setlist bot eine hervorragende Mischung aus Klassikern wie „The Wonders at Your Feet“, und neueren Hits wie „Phantom Days“, die das Publikum gleichermaßen mitnahmen. Die Atmosphäre war sehr intensiv was die melancholische, aber kraftvolle Stimmung der Band verstärkte. Dark Tranquillity bewiesen, dass sie nach fast 35 Jahren Bandgeschichte immer noch zu den größten Namen im Melodic Death Metal gehören und gehörten zu unseren musikalischen Highlights auf dem Festival das mit „Misery’s Crown“ beendet wurde.

Oh mein Glory Unicorn, nun wird es Zeit für Gloryhammer, die Show begann mit dem knallharten „Holy Flaming Hammer of Unholy Cosmic Frost“, das sofort die Massen zum Toben brachte. Frontmann Sozos Michael überzeugte mit seiner Bühnenpräsenz und Stimme, unterstützt von seinen Bandkollegen und einer imposanten Lichtshow, die das epische Setting perfekt ergänzte, wurde jeder Song zu einem kleinen Spektakel. Mit Hits wie „The Land of Unicorns“, „Universe on Fire“ und „Gloryhammer“ ließen sie es ordentlich krachen. Besonders die mitreißenden Refrains und die eingängigen Melodien luden das Publikum immer wieder zum Mitsingen und Mitfeiern ein. Die Band trat in mittelalterlich-fantastischen Kostümen auf, was die Storys ihrer Alben noch lebendiger machte und die Fans noch tiefer in die Welt von Gloryhammer eintauchen ließ.

Im Baltic Ballroom eröffneten Grand Magus mit „I, the Jury“ ihr Set und brachten sofort die typischen schweren, groovenden Riffs zum Einsatz, die ihre Musik auszeichnen. Frontmann J.B. (Janne Christoffersson) überzeugte mit seiner tiefen, rauen Stimme und seiner markanten Bühnenpräsenz, die perfekt mit der dichten Atmosphäre ihrer Songs harmonierte. Die Songs, die sowohl von klassischen Metal-Einflüssen als auch von modernen Doom-Metal-Elementen geprägt sind, sorgten für eine dichte, kraftvolle Stimmung in der Halle. Songs wie „The Hunt“ und „Hammer of the North“ wurden mit Begeisterung gefeiert und ließen die Fans mitsingen und mitfiebern.

Die Finnen von Wolfheart befanden sich wahrscheinlich gerade im Fellwechsel, daher wurden bei dem Konzert keine Fotografen zugelassen. Die Finnen sorgten aber in der Riff Alm für eine restlos volle Halle und alle Anwesenden genossen „Strength and Valor“, „Burning Sky“ oder „Ghost of Karelia“ mit finsteren eiskalten Riffs und epischer Atmosphäre.

Mit einem donnernden „Stahlvorhang“ und jeder Menge Power Metal im Gepäck haben Accept beim Metal Hammer Paradise erneut ihre unangefochtene Stellung als eine der größten und beständigsten Heavy-Metal-Bands unter Beweis gestellt. Die deutsche Kultband lieferte eine Show, die sowohl Veteranen als auch jüngere Fans begeisterte – ein wahrer Triumphzug des Heavy Metal.
Von der ersten Sekunde an war klar, dass Accept keine Gefangenen machen würden. Mit „The Reckoning“ startete die Band direkt mit voller Wucht. Frontmann Mark Tornillo, dessen unverwechselbare Stimme die Klassiker ebenso mühelos meistert wie die neueren Songs, dominierte die Bühne mit einer Präsenz, die niemanden kalt ließ.

Die Setlist war eine perfekte Mischung aus neuen Hits und zeitlosen Klassikern. Hymnen wie „Restless and Wild“, „Princess of the Dawn“ und natürlich „Balls to the Wall“ brachten die Menge zum Kochen. Besonders „Fast as a Shark“ – mit seinem ikonischen Schreieinstieg jagte die Krabben aus der Ostsee. Die Fans, die jede Zeile lautstark mitsangen, zeigten, wie tief diese Songs in der Metal-Geschichte verwurzelt sind. Die Gitarrenarbeit von Wolf Hoffmann war – wie erwartet –wieder godlike, mit seinen präzisen Riffs und melodischen Soli bewies er einmal mehr, warum er als einer der besten Gitarristen der Metal-Szene gilt. Als Zugabe durfte natürlich „Metal Heart“ nicht fehlen. Der ikonische Gitarrenpart wurde von Wolf Hoffmann meisterhaft in Szene gesetzt und sorgte für einen epischen Moment, der die Fans mit Gänsehaut und erhobenen Fäusten zurückließ.

Helga Königshügel / Birger Treimer