M’era Luna Festival 2017 – So war der Sonntag


Mittelalter-Fans, Fetish-Freunde, blutrünstige Vampire oder Zombies, Kostümierte, Gothic-Lifestyler – sie alle kommen zum M’era Luna Festival 2017 nach Hildesheim um sich selbst zu inszenieren, aber auch um den Klängen der szene-typischen Bands zu lauschen und dazu zu tanzen. Nachdem der Samstag mit Korn bereits den ganz großen Headliner als musikalisches Highlight präsentiert hat, liefert der zweite Festivaltag zwar nicht mehr die gleiche Dimension mit Blutengel (und vielen weiteren Bands) aber doch noch weitere viel erwartete Höhepunkte. Zum Glück spielt nun auch das Wetter endlich mit. Regen, Wolken und Matsch haben dem schwarzen Festivalvolk bereits Freitag (auf den Camping- und Parkflächen) und Samstag unangenehm mitgespielt, da ist die Freude über sommerliche Temperaturen und Sonne groß. Das Festivalgelände gleicht am Nachmittag aber bereits einem riesigen Schlammfeld, durch das man entweder durchtänzeln oder einfach gnadenlos durchstampfen, muss um nicht stecken zu bleiben.

M’era Luna Festival 2018 Tickets + Infos:

versengold

Das musikalische Mittelalter-Genre ist nicht nur auf den typischen Mittelaltermärkten des Landes zu finden, das ist hinlänglich bekannt dank In Extremo, Subway To Sally oder Tanzwut. Aber auch Versengold reihen sich schon seit 2003 mit in die Liste der deutschen Bands ein, die mit vielerlei Gerätschaften neumodischen Sound im alten Gewand zelebrieren. Jeder der Musiker aus Bremen ist Meister an nicht nur einem Instrument, teilweise gleich an bis zu 4, 5 oder 6 Instrumenten. Die Folk-Rocker rund um Sänger Malte Hoyer haben ihr ganz frisches Album „Funkenflug“ im Gepäck und zaubern hier und da ein paar neue Klänge auf die Ohren der M’era Lund 2017-Besucher. Energiegeladen und stimmungsreich zelebriert das Septett ein gelungenes, routiniertes Live-Set und wird vom Publikum dafür abgefeiert.


megaherz

Nun finden harte Gitarrenriffs und laute Metalsounds Gehör. Die Münchener Vertreter der Neuen Deutschen Härte Megaherz drehen auf der Main Stage richtig auf und fordern den Zuschauern alles ab. Frontmann Alexander „Lex“ Wohnhaas ist energiegeladen und präsentiert mit seinen vier Bandkollegen u. a. Songs vom erfolgreichen und Ära-bereitenden Album „Zombieland“ sowie der EP „Erdwärts“. Die Bandmitglieder, Wohnaas aber allen voraus, zeigen sich nicht nur als Meister an ihren Instrumenten, sondern auch als Künstler von Mimik und Theatralik. Die harten Klänge erinnern vielerorts an Hits von Oomph! oder Rammstein, macht aber nichts. Vor der Bühne brüllt der Fanchor jede Textzeile lauthals mit.

The Crüxshadows

Die amerikanischen Synth-Rocker gehören zu den Lieblingen der Gothic-Szene, was nicht zuletzt ihrem unverwechselbaren Sound und den fannahen Live-Auftritten zuzuschreiben ist. Die Kombination aus elektrischer Violine, E-Gitarre und Synthesizer mit Rogues charismatischem Gesang sind es, was den charakteristischen Klang der Crüxshadows ausmacht.  Auch nach über 20 Jahren Bandgeschichte geht von ihrer Faszination eigentlich nichts verloren. Ihre Texte nähren sich aus der ägyptischen und griechischen Mythologie. Auf der Main Stage liefern Rogue und seine Bandkollegen eine theatralische, aber dennoch aufrichtige, leidenschaftliche Bühnenshow ab, das ist wahre, schwarze Kunst!

Mono Inc.

Die deutsche Dark-Rock-Band Mono Inc. stammt aus Hamburg. Frisch auf dem markt ist ihr aktuelles Album „Together Till The End“, es ist bereits das achte Studioalbum der vier Musiker. Auf ausgiebiger Konzerttour war die Band im Frühjahr und nun ist die Festivalsaison für sie in vollem Gange. Also gibt es auch direkt ein paar neue Songs zu hören und zwischendrin gibt’s auch mal ein cooles Cover von Iggy Pop, das lockert auf. Das Publikum rastet zu ihrem Hit „Symphony of Pain“ völlig aus. Düstere Stimmung verbreiten können Martin Engler und Co. jedenfalls. Fehlen darf natürlich auch nicht, das mittlerweile fest zum Programm gehörende Drum-Solo oder besser gesagt Drum Duo. So legen Martin Engler und Katha Mia mit ihren Drums los und beziehen das Publikum voll mit ein. Zu „Voices of Doom“ werden dann auch nochmal alle Kehlen voll beansprucht, schließlich ist nichts schöner als die Stimmen tausender schwarzer Seelen.

Schandmaul

Die Uhr dreht sich zurück bis ins Mittelalter, sprachlich und musikalisch. Im Bereich Mittelalter-Folk-Rock sind Schandmaul ganz oben auf der Liste der besten Bands. Und warum? Weil sie einfach einen super Sound liefern und das schon seit vielen Jahren. Zu hören gibt es märchenhafte Songs über Gaukler, Narren und Spielleute. Was die sechs Musiker und Musikerinnen ausmacht, sind die unterschiedlichen Melodien und Instrumente. Welche Band hat (neben In Extremo) denn schon neben den üblichen Sets wie Gitarre, Bass und Schlagzeug noch ein Klavier, Drehleier, Bratsche, Cello, Violine, Laute, Banjo, Cister, Schalmeien, Flöten, Kontrabass, Dudelsack uvm. dabei … Allein das zu sehen, ist schon mitreißend.

blutengel

Blutengel sind eine Dark-Pop-Band, die durch ihre melancholischen Texte bestechen. Emotional, gleichzeitig phantasievoll und immer mit einem Funken nahe an der Wahrheit. Sie spiegeln die Seelenzustände derer wieder, die ihnen lauschen. Sänger Chris Pohl fällt mit seinen markanten Gesichtszügen auf. Bleich wie Schnee und dazu die leuchtenden Augen. Seine Partnerin Ulrike Goldmann verzaubert mit zarter und doch druckvollen, hohen Stimme. Gewohnt herzlich, bedankt sich Pohl bei den Anwesenden und leitet mit humorvollen Ansagen zwischen schönen Balladen und alten Klassikern hin und her. Auf der Bühne gibt es für das charmante Duo aber wieder allerhand Unterstützung. Zu allererst leistet Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe Mark Benecke, der am frühen Nachmittag für eine Lesung auf dem Gelände gewesen ist, einen Freundschaftsdienst als Fackelträger. Und schon beim dritten Song räkeln sich die begleitenden Tänzerinnen im Hintergrund nicht nur, sie werden beinahe zur Hauptattraktion fürs Auge. Heiße Dessous, Lack- und Latex-Kostüme und wilde (Zunge-)Küsse – die Mädels sorgen für eine erotisch-knisternde Stimmung. Musikalisch wie optisch harmoniert diese Show einfach perfekt!

Danke an:
Birgit Lutterberg für die Foto-Unterstützung.