Leinen los: Wikinger, Piraten und Freibeuter entern das Ragnarök Festival 2018


Ragnarök Festival 2018 / Ragnarök 2018 / Ragnarök
(Bild: stagr / Hannes Fuchs)

Der zweite Tag vom Ragnarök Festival 2018 fährt unter der Jolly Roger – Piraten-Metal ist angesagt. Den Anfang machen Calico aus der Schweiz. Nun sind die Eidgenossen nicht unbedingt für ihre Piraten- oder gar Seefahrer-Tradition bekannt, aber die Jungs und ihr Papagei machen ihre Sache ganz ordentlich. Von der karibischen Schweiz geht es weiter nach Ägypten – zumindest dem Namen nach. Die Löwengötter vom Nil haben kalten, leicht thrashigen Black-Metal im Gepäck. Auch Maahes machen ihre Sache sehr ordentlich und stimmen die sich füllende Stadthalle Lichtenfels auf das folgenden vielseitige Programm ein.

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Ragnarök Festival 2019 / Ragnarök 2019

Bucovina

Mit den Rumänen Bucovina wird es wieder traditioneller. Mustergültiger Pagan-Metal mit vielen Anleihen aus dem klassischen Heavy-Metal einschließlich der Ventilatoren für die fliegende Wallemähne. Sieben Songs hat das Quartett heute im Gepäck und gibt damit einen guten Überblick aus den 3,5 veröffentlichten Langspielern. Vielseitig und druckvoll so kann man den Auftritt beschreiben. Sowohl Trümmerparts als epische Klargesänge sitzen sehr zur Freude der Fans.

Enisum

Von der Donau wechseln wir ins Piemont und werden etwas verträumter. Enisum aus Turin bieten dem geneigten Hörer eine Darbietung aus dem Bereich des atmosphärischen Black-Metal. Ganz fernab des klischeebehafteten, meist etwas schwülstigen italienischem Metals erinnert das ganze eher die großen Wolves in the Throneroom denn an Elvenking. Schon mit dem ersten Song, „Balance of Insanity“ vom letzten Album ‚Seasons of Desolation“ fesseln Enisum ihrer Hörerschaft. In den folgenden gut 35 Minuten geht die Reise durch die letzten drei Alben. Auf „Snowstorm“ folgt „…of Desolation“ und „Still Life“. Um dann mit „The Place where you die“ und „Mountain’s Spirit“ zu beschließen. Ein echtes Highlight.

Harpyie

Stilistisch sind Harpyie eine 180-Grad-Wendung im Vergleich zu Enisum – Spaß machen sie trotzdem. Die Folk-Metaller klingen wie der kleine, dreckige Bruder von Subway to Sally, was irgendwie passt. Harpyien sind in der Mythologie auch eher als hässlich und dreckig bekannt. Mit „Anima“ und „Berserker“ heizen Geigerin Mechthild und ihrer Kollegen dem Publikum auch mächtig ein. Eindrucksvoll ist neben der Spielkunst bei „Anima“ vor allem die gefühlt überlebensgroße Harpyien-Maske von Sänger Aello. Dass der riesige Schnabel nicht beim Singen stört, ist doppelt bemerkenswert. Ebenso bemerkenswert ist, wie Mechthild jeden Ton auf der Geige trifft, obwohl sie gleichzeitig wie ein Derwisch über die Bühne tanzt und springt.

In the Woods

Mit „Heart of Ages“ lieferten In the Woods eines der einflussreichsten Alben der 90er Jahre ab. Leider konnten sie im Folgenden nie wieder ganz an dieses Niveau anknüpfen und lösten sich nach zwei mäßig erfolgreichen Alben folgerichtig mit der Jahrtausendwende auf. Etwas überraschend gab die Band dann vor drei Jahren bekannt, sich wieder zu reformieren. Seit 2016 entern die Bottari-Zwillinge wieder die Bühnen und mit „Pure“ folgte sogar ein weiteres Album. Heute gibt es neben alten Klassikern auch neueres progressiveres Liedgut zu hören. Der Sänger Mr. Fog hat dabei einen wirklichen guten Tag erwischt – ähnlich wie der Soundengineer. Während bei anderen Auftritt gerade die alten Songs nicht wieder zu erkennen waren, entfallen die Klassiker von der „Heart of Ages“ ihre Wirkung. So gerne öfter.

Fejd

Nach der tragisch, elegischen Musik aus Norwegen wird es beschwingt und schwedisch. Die Brüder Patrik und Niklas Rimmerfors bringen mit Bouzouki und Nyckelharpa sehr traditionelle Instrumente mit. Untermalt von groovigen Metal bringen die beiden einen energiegeladenen Song nach dem anderen. Fejd präsentieren Folk-Metal, der direkt in die Beine geht. Wer bei Songs wie „Härjarnen“,“Gryning“, „Trolldom“ oder „Yggdrasil“ stillstehen kann, muss taub sein.