Jera On Air Festival 2023: Punk, Freiheit und unverfälschter Festival-Spirit


Jera On Air Festival 2023
Am Wochenende des 22. bis 24. Juni 2023 fand das Jera On Air in Ysselsteyn statt. (Bild: Jana Boese)

Das Jera on Air Festival ist eines der größten Punk- und Hardcore-Musikfestivals in Holland aber auch unweit der deutschen Grenze. Seit dem Jahr 2001 trägt das Festival den Namen Jera On Air. Von Anfang an hat es sich kontinuierlich weiterentwickelt und ist sowohl größer als auch professioneller geworden. Ursprünglich erstreckte es sich lediglich über einen Tag, doch ab 2012 wurden daraus zwei Tage und seit 2019 erstreckt sich das Festival über stolze drei Tage. Das Festival bietet auch in diesem Jahr wieder eine beeindruckende Auswahl an Bands und Künstlern der besonderen Genres an und lockt damit knapp 10.000 Besucher in die Stadt Ysselsteyn. Neben energiegeladenen Live-Auftritten gibt es auf dem Festivalgelände auch viele weitere Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben, beispielsweise an den kreativen Foodtrucks mit typisch holländischen Leckereien oder wer mag kann sich an einem der Merchandise-Stände mit passenden Stücken ausstatten. Wer hier her fährt, der steht auf die mitreißende Atmosphäre des Festivals und den freiheitsliebenden Punkrock-Style. Außerdem kann neben dem Line-Up aber meist die geringe Größe und damit familiäre Atmosphäre überzeugen. Auch wenn man im letzten Jahr erstmals den Standort gewechselt hat – nur wenige Kilometer weiter auf die andere Seite des Dorfs – es bleiben kurze Laufwege vom Campingbereich hin zum Festivalgeschehen und den Bühnen.

Donnerstag – Jera On Air 2023

In den Anfangsjahren hat der Fokus des Festivals eher auf ein oder zwei großen Namen gelegen, doch inzwischen reihen sich Jahr für Jahr die absoluten Größen der Szene in das Line-Up ein. Diese Entwicklung ist durchaus beeindruckend, wenn man bedenkt, dass hinter dem Festival nach wie vor eine Gruppe Freiwilliger aus Ysselsteyn steht, dem Austragungsort des Events. Während der Donnerstag im Jahr 2019 noch den traditionellen Charakter eines Warm-Up-Tages gehabt hat, kann man auch in diesem Jahr am ersten Tag einige hochkarätige Acts erleben. Der erste Tag startet mit perfekt gelegten Slots, bei denen es kaum Überschneidungen, vor allem bei den großen Bands, gibt. Jedoch hat sich innerhalb der Grenzen des Punkrock und Hardcore auch beim Jera On Air die Präsenz dieser großen Namen etabliert. Trotzdem wird ausreichend Raum für junge und aufstrebende Bands geboten. Und das wichtigste, der Sound, ist auch in Ordnung. Dank der Nähe zum Festivalgelände kann man entspannt noch eine Runde im Campingstuhl chillen und erst eine kurze Weile vor dem Konzert losgehen, das man erleben möchte.

Paleface, Malevolence, Code Orange, Lorna Shore

Los geht es für uns mit dem US-amerikanischen Sänger, Songwriter, Musiker Paleface, der mit seinem einzigartigen Sound und energiegeladenen Auftritt das Publikum begeistert. Die Metalcore-Band Malevolence kann danach mit ihren brutalen Riffs und eingängigen Melodien für eine explosive Performance sorgen, bei der die Menge regelrecht in Exktase gerät. Code Orange, bekannt für ihre genreübergreifende Musik und ihre ausgelassenen Live-Auftritte, präsentieren eine unvergessliche Show auf der Bühne. Mit ihrer düsteren Atmosphäre und brachialen Metalcore-Soundlandschaft können Lorna Shore aus New Jersey mühelos das Publikum mit ihrer mitreißenden Bühnenpräsenz und kraftvollen Performance in den Bann ziehen. Die fünfköpfige Crew um Frontmann Tom Barber hat richtig Bock.

Sick of it all, The Amity Afflication, Billy Talent, Parkway Drive

Die Bühne bebt, als die US-amerikanische Hardcore-Band Sick of it All aus Queens mit ihrer energiegeladenen Performance die Bühne entert. Vor allem Frontmann Lou Koller und Bruder Pete bringen das Publikum zum Toben, ihr  kraftvoller Sound tut dazu sein Übriges. The Amity Affliction setzen den Abend mit einer Mischung aus melodischem Metalcore und emotionalen Texten fort. Ihr Auftritt ist geprägt von intensiven Momenten und mitsingbaren Refrains, die die Menge in ihren Bann ziehen. Einer der Höhepunkte des Festivals ist zweifellos der Auftritt von Billy Talent. Die kanadische Rockband liefert eine solide Show ab, bei der Hits wie „Red Flag“ und „Fallen Leaves“ für ekstatische Stimmung sorgen. Frontmann Ben Kowalewicz begeistert stimmlich genau so wie – typisch vorne an der Bühnenkante räkelnd – mit seiner charismatischen Präsenz. Als abschließender Headliner betreten Parkway Drive die Bühne und entfachen ein regelrechtes Feuerwerk an Metalcore und im wahrsten Sinne – Pyro so weit das Auge reicht. Mit ihrer beeindruckenden Bühnenshow und einer unglaublichen Energie fesseln sie die Zuschauer von der ersten Sekunde an und entlassen eine schwitzige aber selige Menge in die Nacht.