Impericon Festival 2019 in Oberhausen


Das Impericon Festival 2019 in Oberhausen ist in diesem Jahr das zweite von fünf Festivals und das erste Festival der Reihe, welches auf deutschem Boden stattfindet. 4.000 Menschen. Ausverkauft im Vorverkauf! Die Erfolgsgeschichte der Festivals setzt sich also fort, denn auch das Festival in Wien hat bereits im Vorfeld den Ausverkauf vermeldet. München und Leipzig bewegen sich zudem auf der Zielgeraden was den Ticketverkauf angeht. Doch es ist – wie man so schön sagt – nicht alles gold was glänzt.

Die Fakten des Tages: 17 Bands, zwei Acoustic Sessions, 4.000 (größtenteils junge) Männer und Frauen, zwei Bühnen, fast zehn Stunden Live-Musik, Turbinenhalle, Oberhausen.

Um 13:00 Uhr öffneten sich die Pforten der Turbinenhalle, um 14:00 Uhr stand mit Holding Absence die erste Band auf der Bühne. Zu den letzten Minuten dieser betrat ich die noch spärlich gefüllte Turbinenhalle zum ersten Mal an diesem Tag. Im Vorraum der Halle am Einlass herrschte Hochbetrieb, die Organisation schien jedoch gut zu funktionieren. Allzu lange musste man am Eingang der Halle nicht warten. Zunächst verschafften wir uns einen Überblick und nach langer Fahrt blieb auch der Gang zur Toilette nicht aus. Dort die erste unangenehme Überraschung: Schlangenbildung. Vielleicht nicht ungewöhnlich und trotzdem nervig, zumal die Fußböden der Toiletten unerklärlicherweise mit einer Wasserschicht überzogen waren. Rucksack auf den Boden stellen? Lieber nicht. Zudem waren zumindest auf dem Männer-WC einigen Türen nicht verschließbar. Naja.

Auf in den den Nebenraum der Halle. Hier warteten auf die Gäste Signing Sessions, Schließfächer, Essen, Getränke, Merch, eine Karaoke-Bühne und Sitzplätze für die Pause zwischendurch. Sofort fiel auf: Nur drei kleine Stände, die Essbares anbieten. Dazu der Waffel-/Brezelstand im Eingangsbereich. Ist das alles? Für 4.000 Menschen, die 10 Stunden in dieser Halle verbringen sollen? Wie sich herausstellte wurde diese Befürchtung wahr und die Schlangen im Laufe des Tages immer länger. Schnell mal zwischendurch was zu essen holen? Keine Chance! Stattdessen also zwischendurch zum Auto: ein bisschen Schokolade, ein paar Kekse, eine Banane. Eine Fast-Food-Kette direkt neben der Halle hatte zudem den ganzen Tag über alle Hände voll zu tun.

Getränke und Essen wurde mit Bons bezahlt. 1 Bon = 1 Euro. 1 Bier = 3 Bons. 1 Cola = 3 Bons. In Ordnung für ein Festival dieser Größenordnung. Aber Einweg-Plastikbecher? Das geht besser! Der Boden der Halle füllte sich von Minute zu Minute mit den Plastikbechern. Nicht, weil die Besucherinnen und Besucher diese ohne zu hinterfragen auf den Boden fallen ließen, sondern vielmehr weil es keine Mülleimer gab und man nicht wusste wohin mit den Dingern. Klar, Pfand ist immer nervig, aber diesen unnötigen Plastikmüll kann man sich in 2019 echt sparen.

Für mich die erste Band des Tages: Alpha Wolf. Waren mir bisher total unbekannt, machten aber einen soliden Eindruck und wärmten den Circle Pit vor der “Monster Stage” (die größere der beiden Bühnen) schon mal auf für Bands wie Deez Nuts, Bury Tomorrow und Headliner Stick To Your Guns. Durch die beiden Bühnen, die abwechselnd bespielt wurden, konnte man, wenn man es denn wollte, von Band zu Band laufen und sich den ganzen Tag über musikalisch beschallen lassen. Um möglichst viele Fotos und Eindrücke zu sammeln war das auch unser Plan für diesen Samstag. Nach Alpha Wolf wurde allerdings noch eine kleine Orientierungs- und Getränkepause eingelegt, wodurch Counterparts an gleicher Stelle
die nächste musikalische Station waren. Wie schon im Dezember (als Support von Stick To Your Guns in Köln) überzeugte die Melodic-Hardcore-Band aus Ontario auf ganzer Linie.

Es folgten Heart Of A Coward (deren Auftritt sich aufgrund technischer Schwierigkeiten verzögerte) und die bereits genannten Deez Nuts, die das Jubliäum ihres Album “Stay True” zelebrierten. Im Anschluss spielten Being As An Ocean die erste von zwei Acoustic Sessions des Tages. Vier Songs, eine Gitarre, zwei Stimmen und eine angenehme Abwechslung zum Hard- und Metalcore. Diese Abwechslung bot sich wenig später auch bei der zweiten Session mit Jesse Barnett (Sänger von Stick To Your Guns und Trade Wind). Allerdings wurde die Session Barnetts durch einen Alarm gestört, der durch einen Besucher oder eine Besucherin dadurch ausgelöst wurde, dass eine Notausgangstür unerlaubter Weise geöffnet wurde. Schade!

Being As An Ocean folgten auf der “Monster Stage”, dieses Mal in voller Besetzung und mit voller Kraft. Sänger Joel hielt es (wie meistens) nicht lange auf der Bühne aus. Durch das Gedränge der Fotografen und Security hindurch bahnte sich der charismatische Sänger mehrere Male den Weg zur ersten Reihe. High Fives, Singalongs und Umarmungen inklusive. Fannah, emotional, leidenschaftlich. Being As An Ocean, wie man sie kennt und liebt. Rise Of The Northstar fielen einer Autopause mit Keksen und Getränken zum Opfer. Der Endspurt wurde eingeläutet: Bury Tomorrow auf der “Monster Stage” boten britischen Metalcore vom feinsten, The Black Dahlia Murder auf der “Lonsdale Stage” mit ihrem Melodic Death Metal wohl einen der musikalisch härtesten Auftritte des Tages. Callejon spielten größtenteils Cover-Songs, um der Veröffentlichung ihres zweiten Cover-Albums “Hartgeld im Club” die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Any Given Day machten den kleineren Konzertraum randvoll und gaben das Finale auf der “Lonsdale Stage”. Die Headliner Stick To Your Guns gaben direkt im Anschluss daran das Finale auf der “Monster Stage”. Ein großes Banner hing vor der Bühne und es wurde mit dem Hinweis “Stick To Your Gans” ein Termin im Kölner Palladium am 16.11.2019 angekündigt. Näheres wurde allerdings nicht erläutert. Nach kurzer Verzögerung betrat die Hardcore-Band dann die Bühne und holte eine Stunde lang die verbliebenen Kräfte aus dem Oberhausener Publikum. Ein würdiger Abschluss für einen langen Konzerttag.

Musikalisch haben die Festivals mal wieder vieles richtig gemacht. Organisatorisch gibt es für die Veranstalter noch einige Verbesserungsmöglichkeiten. Zumal diese auch vor der diesjährigen Ausgabe des Festivals schon bekannt waren. Die angespannte Situation auf den Toiletten ließe sich durch eine bessere Beschilderung, wenn nicht lösen, zumindest entspannen. Die Toiletten im 1. OG an der Empore fanden wir nur durch Zufall während Stick To Your Guns, der letzte Act des Abends, spielten. Zudem sollte es im kommenden Jahr deutlich mehr Möglichkeiten geben feste Nahrung zu sich zu nehmen. Auch das Konzept der Einwegbecher sollte meiner Meinung nach überdacht werden.

Trotz der Kritikpunkte bot das Impericon Festival 2019 in Oberhausen einen gelungenen Tag und einen mehr als guten Start in die diesjährige Festivalsaison!