Hurricane Festival 2025 – Sonntag: Unsere Highlights


Hurricane Festival 2025 – Sonntag: Unsere Highlights
Am Sonntag, den 22. Juli 2025 ging das 29. Hurricane Festival zu Endfe. (Bild: Emma Mzyk)

Der Sonntag, 21. Juni, bescherte der 29. Ausgabe des Hurricane Festivals 2025 perfekte Sommerwerte von bis zu 29 °C – ideales Festivalwetter bei Sonnenschein und leichter Brise. Die Festivalarena pulsierte bereits früh mit sonntäglicher Energie: Campingfreunde schlenderten gemächlich zum letzten Tag, während DJs auf den Zeltbühnen mit entspannten Beats warmhielten. Was das Hurricane so besonders macht, ist diese Mischung aus entspanntem Gemeinschaftsgefühl, Genre-Vielfalt und technischer Höchstleistung – seit 1997 zieht es genau deshalb Menschen aus ganz Europa an.

Am Nachmittag öffneten die Main‑ und Alternativbühnen mit Acts, die geschickt Hitpotenzial mit Entdecker‑Vibe verknüpften – genau das, was Festivalkenner an Hurricane so schätzen, auftraten Nina Chuba, Amyl and the Sniffers, Tom Odell und viele mehr. Spannende weitere Sets wechselten sich mit etablierten Bands ab, während Food‑ und Chill‑Areas weiter für entspannte Pausen sorgten. Die Soundqualität blieb über alle Tage hinweg erfreulich klar und kraftvoll – bei fast 30 °C ein echter Pluspunkt.

Doch nachts gegen 21:30 Uhr zog auch noch ein heftiges Unwetter auf: Veranstalter FKP Scorpio rief zur Evakuierung auf und die tausenden Fans auf dem Festivalgelände wurden gebeten, sich in ihren Autos in Sicherheit zu bringen. Das kennt man hier schon. Die Operation lief wieder einmal erstaunlich geordnet ab – dank lauter Ansagen und Parkplatzwarnblinkern, hilfsbereiten Campern und Autobesitzern, kam hier kein Chaos auf. Nach etwa zwei Stunden Unterbrechung ging das Programm aber noch einmal weiter, und sogar die Tages-Headliner SDP und Green Day konnten ihr Set absolvieren – zum Jubel der Geduldigen.

Dieser Sonntag zeigte einmal mehr, warum Hurricane seit 29 Ausgaben kein reines Musikfestival ist, sondern ein emotionales Abenteuer: Hier trifft gesunde Portion Festivalromantik auf Wetterdrama und kollektives Durchhaltevermögen. Wer ausdauerte, wurde mit legendären Momenten belohnt – und der Gewitter‑Evakuierung als kurioser Festival‑Geschichten‑Bonus. Insgesamt ein würdiger Abschluss für ein Festival, das zwischen Sonne, Sound und Sturm seine ganze Größe demonstrierte.

Hot Milk

Los ging es mit Hot Milk die ihr Pop-Punk-Debüt frischer klingen lassen, als manch alt gedienter Festival-Act – ein mitreißender Soundcocktail aus frenetischen Gitarrenriffs, eingängigen Refrains und jugendlichem Übermut. Songs wie Candy Coated Lie$ und Wide Awake brachten die Menge zum Ausrasten, dabei bewies die Band, dass ihre Studio-Hits auch live knallen. Ihr Stil – eine perfekte Mischung aus NZ-Wave-Politur und Emo-Herzenblut – sorgt für diese Momente, in denen man einfach mitsingen MUSS. Frontfrau Hannah Mee glänzte mit spontanen Ansagen, charmanter Bühnenpräsenz und einer Stimme, die sowohl zart als auch unerschrocken wirkt. Besonders sehenswert war, wie Hot Milk zwischen euphorischem Party-Modus und melodischer Gefühlstiefe pendelten – lautstark, aber nie eindimensional.

Kadavar

Kadavar haben am Sonntag beim Hurricane bewiesen, warum ihr Retro-Rock voller Psychedelic-Vibes und fuzziger Gitarrenklänge ein Festival wie ein Musclecar über die Mainstage dröhnen lässt. Ihre Musik mischt 70er-Vintage mit modernen Power-Riffs, und Songs wie Come Back Life oder Black Sun brannten sich live mit druckvoller Energie ins Gedächtnis. Was Kadavar besonders macht, ist ihr kompromissloser Vollblut-Rock‑Sound – analog, authentisch und ganz ohne Studio‑Schnickschnack. Die Band spielte tight, aber mit spürbarer Lust am Jammen, sodass jede Gitarrenhälfte zur eigenständigen Solofläche wurde. Ihr Auftritt fühlte sich an wie eine Zeitreise in verrauchte Rockclubs – nur, dass Zuschauer im Moshpit standen und nicht am Tresen. Kadavar lieferten nicht nur Power, sondern auch Party‑Psychadelia frei Haus – ein unvergessliches Highlight im Hurricane‑Sonntag‑Line‑up.

Sawyer Hill

Sawyer Hill stellte unter Beweis, warum er zu den spannendsten Newcomern im Alternative-Rock zählt. Sein Sound – eine Mischung aus intensiven Gitarren, melancholischen Melodien und souligem Gesang – hebt ihn deutlich von der Masse ab. Songs wie High On My Lows und Need Me Now fielen nicht nur im Stream, sondern live besonders kraftvoll aus und vermittelten ein persönliches Intensitätslevel, das selten bei Festival-Debüts erreicht wird. Die reduzierte, aber packende Bühnenpräsenz verlieh der Wild Coast Stage einen fast intimen Touch – trotz offener Luft. Unterstützt von druckvollen Drums und warmem Bass unterstrich seine Stimme jede Zeile, sodass man fast vergisst, dass er gerade erst mit der neuen Heartbreak Hysteria-EP durchstartet. Sawyer Hill lieferte einen der erfrischendsten Momente des Sonntags – eindringlich, emotional und mit deutlich spürbarem Zukunftspotenzial.

Royal Republic

Dieser skandinavisch unerschütterliche Rock’n’Roll passte perfekt zum Festival – energiegeladen, unverdrossen und mit einem Schuss Humor. Mit Hits wie Tommy-Gun, Weekend Man und Addictive peppten sie die Mainstage gehörig auf und sorgten für Mitsing-Exzesse und tanzende Pogo-Formation. Ihr Sound – eine Duftmarke aus rotziger Punk-Attitüde, knallenden Gitarren und eingängigen Refrains – ließ keine Zweifel: Hier steht eine Band, die weiß, wie man ein Publikum begeistert. Die Show selbst fühlte sich an wie eine laute Party mit Freunden, dicht, laut und ohne Schnickschnack – echtes Rockhandwerk auf Bühnen-Niveau. Das Quintett strahlte unangefochtene Busfahrt-mit-Kumpels-Energie aus und bewies, dass ihr Spaß an der Musik ansteckend ist. Royal Republic haben den Festival-Sonntag mit Drive, Hits und guter Laune zu einem Highlight gekrönt, das man nicht verpassen durfte.

Parcels

Parcels haben am Sonntag beim Hurricane einmal mehr bewiesen, warum ihre Mischung aus Disco-Funk, Retro-Vibes und eleganten Indie-Grooves perfekt in die Festivalnacht passt. Hits wie Tieduprightnow und Lightenup wurden live zu tanzbaren Hymnen, bei denen die Menge aus voller Kehle mitschunkelte. Was die Musik von Parcels ausmacht, ist diese organische Symbiose aus analogen Synthesizern, funkigen Basslines und verschmitztem Songwriting, das gleichzeitig easy, aber nie belanglos klingt. Ihre Liveshow strahlte diese unaufdringliche Coolness aus – tight gespielt, visuell minimalistisch und doch so stilsicher, dass man sofort in ihren Bann gezogen wurde. Die Band bewies, dass ihre Hits nicht nur im Studio, sondern auch auf großer Bühne funktionieren und selbst nüchterne Festivalbesucher zu tanzfreudigen Glückspilzen machen. Kurz gesagt: Parcels lieferten ein federleichtes Disco-Indie-Konzert voller Groove und Stil – und das mitten im Hurricane-Sonntag, als Höhepunkt mit Tanzgarantie.

102 Boyz

102 Boyz bespielten die Mountain Stage mit einem guten Mix aus Trap, Drill und Hip‑Hop-Energie – ein Bassgewitter mit Attitüde. Tracks wie 102 Nights und Flex Out richteten sich direkt an die Festivalcrowd, brachten die Menge zum Pogen und verschafften dem Sound eine mitreißende Direktheit. Ihr Stil überzeugt durch düstere Beats, schnelle Flowwechsel und Hooklines, die sofort hängen bleiben – live noch intensiver als im Stream. Besonders bemerkenswert war, wie die Jungs ihre leidenschaftlichen Texte über Straßenstories und Jugendgefühl mit einer lässigen Bühnenpräsenz zelebrierten, ohne sich in Showeffekten zu verlieren. Der Einsatz von Backing‑Beats und gelegentlichen Freestyle‑Einlagen gab dem Set einen improvisierten Club‑Charakter – mitten unter freien Himmel. 102 Boyz haben den Festival‑Sonntag aufgemischt und bewiesen, dass deutschsprachiger Trap auch auf großen Bühnen knallt.

Yellowcard

Yellowcard kamen mit ihrem Mix aus Pop-Punk und Violine als nächste um die Ecke, der Sound klang einzigartig und mitreißend. Klassiker wie Ocean Avenue und Only One wurden zur emotionalen Hymne für die Menge, die textsicher mitsang und Pogo-tanzte – ein Paradebeispiel dafür, wie ihre Hits Generationen verbinden. Ihre Musik lebt von der Kombination aus treibenden Gitarren, ehrlichen Lyrics und der markanten Geige, die jeder Nummer dieses kleine Extra an Substanz und Melancholie verleiht. Live bewiesen sie, dass sie nicht nostalgisch aufgeladen auftreten, sondern mit Spielfreude und Drive – als wäre Ocean Avenue gerade erst geschrieben worden. Sänger Ryan Key bewies sowohl stimmliche Reife als auch emotionalen Feinsinn, wenn er zwischen Party-Beat und introspektiven Momenten switchte. Yellowcard haben den Festival-Sonntag mit ihrem unverwechselbaren Stil veredelt und bewiesen, dass echte Pop-Punk-Helden auch große Bühnen zu ihrem Zuhause machen.

Nina Chuba

Nina Chuba hat am Sonntag beim Hurricane einmal mehr gezeigt, warum sie mit ihrem gefühlvollen Deutsch-Pop zu den spannendsten Newcomerinnen zählt – live klang das noch echter als auf Platte. Ihre Hits wie Wildberry Lillet und Neben mir zogen das Publikum sofort in ihren Bann und entwickelten sich zu kollektiv mitgesungenen Hymnen unter dem Festivalhimmel. Besonders beeindruckend war, wie ihre Musik – zwischen sonniger Leichtigkeit und tiefen Gefühlen pendelnd – eine große Crowd intuitiv zusammenbringt. Die spielfreudige Band im Rücken sorgte für einen Sound, der poppige Verspieltheit mit packender Energie verband – Mut zur Dynamik inklusive. Bühne für Bühne wurde deutlich: Sie ist nicht nur Internetphänomen, sondern echte Live-Künstlerin, die in großen Hallen genauso funktioniert wie auf Festivalgelände. Nina Chuba lieferte einen der charmantesten, variantenreichsten und strahlendsten Auftritte des Hurricane-Sonntags – mit ganz viel Herz und Pop im Gepäck.

Jan Böhmermann

Jan Böhmermann & das Rundfunk-Tanzorchester kombinierten Satire und Swing erstaunlich gut zusammen – und das mitten zwischen Pop, Rock und Hip-Hop. Was Böhmermann eigentlich als spitzer TV-Humorist und Provokateur macht, nahm er ins Orchester-Format und verwandelte bekannte Lieder und Gags in musikalisches Kabarett auf hohem Niveau. Mit sanftem Bläsereinsatz, raffinierten Arrangements und charmantem Augenzwinkern begeisterten sie nicht nur Böhmermann-Fans, sondern zogen auch Festivalfreunde ohne Sender-Traum in ihren Bann. Songs wie seine ironischen Chart-Mashups und orchestralen Stücke entwickelten einen unwiderstehlichen Show-Charakter, weil er saumäßig gut auf den Punkt bringt, was sonst nur im TV funktioniert. Besonders sehenswert war, wie das Rundfunk-Tanzorchester seine spöttischen Zeilen zu großem Festivalkino machte – mitreißend, überraschend und irgendwie unerwartet stimmig. Dieser Auftritt war ein Ausrufezeichen im Line-up, das zeigt: Böhmermann kann mehr als Late-Night – er kann Festivalreife Unterhaltung klassisch neu denken.

SDP

SDP mussten leider verspätetet in den Konzertabend  starten dank des Unwetters. Aber ihre Mischung aus frechem Hip‑Hop, Pop und Elektro war perfekt für einen baldigen Abschluss des Festivals. Die Jungs zündeten Hits wie „Ich will nur dass du tanzt“ und „Die Party bleibt“ – tanzbarer Sound, der die Crowd sofort auf Betriebstemperatur brachte. Ihre Performance überzeugte mit witzigen Ansagen, einem quirligen Bühnencharisma und melodischen Hooks, die live genau so hängenbleiben wie auf Platte. Dass die Band später flüssig ins Set einsteigen konnte, sorgte für einen zusätzlichen Überraschungsmoment, den das Publikum mit ausgelassenem Jubel honorierte. Besonders sehenswert war, wie SDP den Festivalcharakter zurückholten und aus dem Sturm-Chaos eine improvisierte Party machten – lässig, laut und mit jeder Menge guter Laune. SDP haben sonntäglich alles rausgehauen – energiegeladen, publikumsnah und ein fulminanter Schlusspunkt für ein wettergebeuteltes Hurricane-Finale.

Green Day

Mit Feuerwerk und viel Bewegung auf dem Bühnensteg in der Mitte brachte die US-Punkrock-Legende die Massen in Wallung. Crowdsurfer fanden schnell ihren Weg nach vorn. Es geht schon lange nicht mehr darum, wie geil und angesagt Green Day früher einmal waren, denn damals fand Sie einfach jeder klasse. Es geht heute eher darum, was die Band musikalisch seither gemacht hat, denn sie haben sich eindeutig positiv weiterentwickelt. Texte und Melodien wurden mit dem Alter reifer und es machte immer Spass, das mitzuerleben. Nach den genialen Alben „American Idiot“ und „21st Century Breakdown“ kam mit der Albumtrilogie „Uno!“, „Dos!“, „Tre!“ für die Fans eine kleine Ernüchterung, mit den Folgewerken inklusive dem aktuellsten „Saviors“ aus 2024 haben Green Day dann aber wieder ein echtes Ausrufezeichen gesetzt. Bei dieser Show zog die Band auch gern mal ihre seichte Indie-, Rock’n’Roll- und Soul-Seite. Aber für die Besucher waren es natürlich am meisten die Klassiker aus der über 30-jährigen Bandgeschichte, die den Abend perfektionieren: „Basket Case“ durfte genauso wenig fehlen wie „When I Come Around“, „Know Your Enemy“ oder „Boulevard Of Broken Dreams“, sie sorgten bei den Zuschauern für Jubelstürme und textsicheren Gesang. Bei „21 Guns“ versank der Eichenring in einem Handy-Lichtermeer, Gänsehaut-Moment. Insgesamt lieferten Green Day eine großartige Show, sie ließen es knallen, rumpeln und kratzen – ein richtiges Punkrock-Konzert eben.

Aufgrund von Foto-Restriktionen war es uns leider nicht möglich Green Day beim Hurricane 2025 zu fotografieren. Hier seht ihr dafür Green Day bei Hurricane Festival 2017. Foto: stagr/Julia Langmaack