Hurricane Festival 2019 am Sonntag – Unsere Highlights


Sonntag, der letzte Tag beim Hurricane Festival 2019 in Scheeßel.

Am letzten Festivaltag beim Hurricane Festival 2019 schenkt der Wettergott zum Abschied nochmal sonnig-heißes Wetter an die Besucher. Bevor es also aufs Gelände geht, werden in Ruhe noch die letzten Würste vergrillt, geduscht und relaxt. Die 68.000 Zuschauer haben schließlich noch einmal einen musikalisch vollgepackten Tag vor sich. Mit Bands der Extraklasse geht es auch am dritten Festivaltag weiter. An den Start gehen u. a. Bausa, Christine and the Queens, Lauv, Interpol, Wolfmother, Faber, Royal Republic, Bear’s Den, Yung Hurn und die beiden wohl am meisten erwarteten Auftritte von The Cure und den Foo Fighters. Letztere besetzen die Position des letzten Headliners bei der diesjährigen Ausgabe des Hurricane. Ihr Auftritt ist das Finale des Festivals am Eichenring und soll gegen 00:00 Uhr das Ende einläuten.

mavi phoenix

Die 24 Jahre junge Mavi Phoenix ist eine österreichische Popmusikerin und Rapperin. Sie liefert hochmoderne Popmusik auf Englisch mit smoothem Hip-Hop- und RnB-Einschlag, die locker auch aus Los Angeles kommen könnte. Sie ist gleichzeitig Produzentin, Songwriterin und Performerin und hat schon auf jeder Menge großen Festivals der Welt mit ihren Liveauftritten überzeugt. Mavi Phoenix (eigentlicher Name: Marlene Nader) schreibt Songs, die wie Soundtracks zur introvertierten Selbstfindung sind – ihre Songs laufen im Radio hoch und runter, im Web ist sie der neue Star. Die junge Linzerin ist auf dem besten Wege, sich nach ganz oben zu katapultieren und umso schöner ist es, dass sie beim Hurricane zeigt, was sie drauf hat. Das Infield vor der River Stage füllt sich trotz der frühen Zeit, die Neugierde auf den Sound der Österreicherin ist groß.

skinny lister

Wenn Lona Thomas Frontfrau und Sängerin von Skinny Lister, mit ihrem „Listermania“ Schnapskrug auf die Bühne kommt, wird aus der sonnenbeschienenen Fläche vor der Forest Stage ein gemütlicher aber richtig dreckiger Pub. So wie jede Location, wo das Sextett bisher aufgetreten ist – sei es auf eigener Tour oder als Vorband der Dropkick Murphys. Akkordeon, Gitarre und Kontrabass begleiten die gut gelaunte Sängerin, die in ihrem Hosenanzug und roten Schuhen an Dorothy aus dem berühmten Musical „The Wizard of Oz“ erinnert. Die anderen Bandmitglieder stehen natürlich auch nicht einfach nur herum. Im Gegenteil, die Spiellaune der Band ist ansteckend, allen voran Akkordeonspieler Max Thomas (Bruder der Sängerin), er ist auch ein Wirbelwind auf der Bühne. Kaum jemand vor der Bühne kann sich dieser ansteckend-positiven Stimmung entziehen.

sookee

Politik und Party? Queerfeminismus durch Hip-Hop? Subkultur im Mainstream? Rapperin Sookee ist seit 15 Jahren in der Rap-Szene aktiv und schafft durch mehrere veröffentlichte Alben, unzählige Kollabos, Auftritte bei öffentlichen Podien, an Universitäten und in Workshops Räume, die aktiv Antworten auf die Frage suchen, wie gesellschaftliche Veränderung geht. Ihren Bekanntheitsgrad und ihre große Außenwirkung nutzt sie, um Dialoge zu begünstigen. Als Musikerin und Aktivistin ist sie u. a. die aktuelle Trägerin des Louise-Otto-Preises und engagiert sich politisch als bekennende Antifaschistin für weitere zahlreiche Initiativen. Ihre gesellschaftskritische Musik wird einerseits mit hohen Klickzahlen im Netz belohnt, aber auch vor der Bühne scharrt Sookee eine breite Masse um sich. Vor allem junge Mädels kennen ihre Texte in und auswendig und für alle, die die Rapperin noch gar nicht auf dem Schirm hatten, die erwartet hier guter Sound, guter Beat und extrem clevere Texte.

grossstadtgeflüster

Grossstadtgeflüster sind elektronisch, wüst und auch nach 16 Jahren im Musikbusiness immer noch ein Garant für eine gute Liveshow – schweißgeladenen und durchgeknallt! Sängerin Jen Bender und ihre zwei Bandkollegen Raphael Schalz und Chriz Falk bezeichnen sich selbst gern als leidenschaftliche Verweigerer – getreu dem Motto „Ich muss gar nichts“, einer der ersten Hits des Elektropunk-Pop-Trios aus Berlin. Nichts ist ihnen zu derb, um nicht ausgesprochen und vertextet zu werden und dem Drang nach Freiheit ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Normen Ausdruck zu verleihen. Ohrwürmer fühlen sich bei dieser Band eher an wie Orhfeigen, zumindest flasht es jeden Zuschauer/Zuhörer genauso. Scharf, lustig, ehrlich, authentisch – Grossstadtgeflüster sorgen mit ihrem Auftritt auf der River Stage für schrägen Kurzweil und zaubern jedem Besucher ein Schmunzeln auf die Lippen.

you me at six

Die fünf Briten aus Surrey stehen für eine gute Musikmischung aus Pop, Disco und Indie. Wo würde das besser hinpassen, als ins abendliche Programm beim Hurricane? Zielsicher ballern die Jungs um Frontmann Josh Franceschi mit ihren Melodien auf den Pop-Nerv im Hirn und füttern die Zuschauer mit süßesten Hymnen – so dass kaum noch jemand still stehen kann. Treibende Gitarrenmelodien treffen hier auf dynamische Drums, die sich mit eingängigem, aber nicht langweiligem Songwriting und großen Refrains ergänzen. Josh’s einzigartige Stimme gibt den Wiedererkennungswert und begeistert vor allem bei gefühlvollen Songs. Gut, dass You Me At Six ihre Emo- und Punk-Jahre hinter sich gelassen haben und sich kopfüber auf die großen Melodien gestürzt haben. Der melodische, frische Poprock steht der Band außerordentlich gut.

bear’s den

Die drei Londoner von Bear’s Den sind definitiv der Headliner der Herzen an diesem Nachmittag. Nicht nur weil sie eine fantastische musikalische Leistung liefern, ihre bekanntesten Folk-Songs zum Besten geben und natürlich den Bereich vor der Bühne ordentlich ausfüllen – nein, sie setzen immer wieder noch eins drauf und man weiß gar nicht mehr, wie es um einen steht. Andrew Davie, Kevin Jones und Joey Haynes von Bear‘s Den verfügen über die wunderbare Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, ohne dabei laut zu werden.  Harmonie und Zurückhaltung strahlen sie aus, auch wenn sie von Trennung, Abschied und Schmerz berichten. Die Instrumentalisierung, die den rauchigen Folk-Gesang umgibt, ist reduziert, aber nicht spärlich, sodass ein Ganzes entsteht, das es bewusst zu genießen gilt. Bei diesem Auftritt wünscht man sich, gekniffen zu werden – schließlich könnte das alles nur ein wunderschöner Traum sein, den man gerade miterleben darf. 

royal republic

Royal Republic haben ihr aktuelles Werk „Club Majesty“ endlich auf dem Markt. Schon der Vorgänger „Weekend Man“ aus 2016 und die erfolgreiche, gleichnamigen Tour hat die Schweden auf dem Weg in den Musikolymp weiter nach oben gebracht. Ihr lässiger Funk mit deluxem Arschwackel-Faktor und tightem Rock’n’Roll zeigt wieder einmal mehr, dass Royal Republic geniale Musiker sind. Von der Sekunde an, in der Adam Grahn samt Kollegen einen Fuß auf die Forest Stage setzen, geht die Rock-Show direkt los.

Die Gitarrensaiten kreischen und die Bassdrum wummert, schnell entpuppt sich Grahn als regelrechte Frontsau mit markant-royaler Stimme. Er ist ein echter Charmebolzen, schwingt lasziv die Hüften, spielt gekonnt mit den (gern weiblichen) Fans. Das Publikum springt, tanzt, singt, feiert und lässt immer wieder „Royal Republic“-Chöre bis in die letzte Reihe auflodern. Auf der Bühne ist die Stimmung bei Grahn und Hannes Irengård (Gitarre), Jonas Almén (Bass) und Per Andreasson (Schlagzeug) ähnlich ausgelassen. Nicht nur das musikalische Niveau ist hoch, der Unterhaltungsfaktor tut dazu sein übriges. So schaukeln Musiker und Zuschauer gegenseitig die Stimmung von Song zu Song weiter nach oben.

the streets

Im Frühling 2002 hat ein der breiten Masse bis dato völlig unbekannter 21-jähriger Solo-Künstler aus UK die Garage-Szene völlig auf den Kopf gestellt. Mit seinen Chart-Erfolgen „Has It Come To This“, „Let’s Push Things Forward“, „Weak Become Heroes“ und „Don’t Mug Yourself“ hat er den Puls der Zeit getroffen und ist schnell zu einer der bekanntesten Sprachrohre der „Generation X“ geworden. Seither hat Mike Skinner a.k.a. „The Streets“ jede Menge Arbeit in seine Musik gesteckt und schreckt nicht zurück vor einer vollen Bandbreite an Einflüssen. Egal der Sound vom Band kommt oder wie hier und heute live dargeboten wird, The Streets ist steht für unterhaltsame und abwechslungsreiche Musik mit feinem Humor und alltäglichen Problemen, mit denen sich jeder Jugendliche und Junggebliebene identifizieren kann. Dazu gibt es hämmernde Beats, phänomenale Hooks und wahnwitzige Wortspiele.

alma

Im Sommer 2016, da ist Alma gerade 20 Jahre alt geworden, da hat die flippige Finnin mit Felix Jaehn den Super-Hit „Bonfire“ eingesungen. Wochen lang ist er in den deutschen Radios und auch den Charts hoch- und runtergelaufen. Mit dem Elektropop-Hit „Dye My Hair“ hat sie dann endgültig ihre Solo-Karriere angeschoben und hat die mittlerweile 24-jährige auf verschiedene große Festivalbühnen der Welt katapultiert. So auch zum Hurricane Festival 2019. Alma verzeichnet Millionen Aufrufe auf YouTube, Gold-Auszeichnungen hat sie ebenfalls verdient abgesahnt. Und klar, so speziell wie die gewaltige Stimme von Alma ist, so ist es auch ihr Look: dunkle Klamotten, große Silberketten und dazu die quietsch-gelb gefärbten Haare, ihr Markenzeichen – aber so lieben wir sie einfach, denn Alma macht in Begleitung ihrer Schwester + Band ordentlich Stimmung!

wolfmother

Ohne großen Schnick-Schnack hauen Wolfmother direkt in die Saiten bzw. Tasten. Wer sie erstmals live sieht, weiß noch nicht, dass sich jeder Song wie ein Hit anhört. Wie bei vielen Bands ähneln sich eine Vielzahl der Songs, aber Wolfmother haben es geschafft, die Fans mit ihrer Stoner-Blues-Rock-Schiene direkt abzufangen. An der Front ist Sänger und Gitarrist Andrew Stockdale, er fischt das Infield heute ohne großen Mühe ab und vor allem ohne größere Show-Effekte. Im Hintergrund thront ein großes Drum-Set mit impulsivem Schlagzeuger, bei dem die tiefen Toms und großen Becken endlich mal Sinn machen. Zwischen psychedelischen Rock-Sounds und Blues-Stoner-Gitarrenhölle, findet sich dann aber auch noch eine E-Orgel. Wolfmother liefern eine atemberaubende, kraftvolle Rockshow ab.

Interpol

Die New Yorker Indie-Rock-Band Interpol sind eigentlich absolute Perfektionisten. Mit ihren fünf Studioalben und bisherigen großen Tourneen sind sie im Musikbusiness kein unbeschriebenes Blatt. Musikalisch, stimmlich, hier passt einfach alles bei Sänger Paul Banks und seinem Team. In vier Jahren zwischen dem letzten und dem aktuellen Album ist trotz all der Veränderung immer noch der typisch zeitlose und elegante Noire-Sound von Interpol geblieben. Vermischt mit Post-Punk und feinstem Indie-Rock sind Interpol stets erstklassige Lieferanten für eine gewisse Portion Melancholie und Schwermut. Das Trio schafft eine angenehme Atmosphäre und ihre starke Bühnenperformance schafft es, das Publikum mitzureißen.

Lauv

Mit seinem Debütalbum „I Met You When I Was 18“ und der Single „I Like Me Better” hat Lauv nicht nur seinen Durchbruch gefeiert, sondern auch direkt mehrfach Platin eingesackt. Momentan schließt der Shootingstar mit lettischer Abstammung die Arbeiten an Album Nummer zwei ab – und hat auch gleich noch drei Tour-Termine für Deutschland im Oktober bestätigt. Damit die Zeit für alle Fans bis dahin nicht zu lang wird, kommt Lauv zur diesjährigen Ausgabe vom Hurricane auf die Coast Stage. Der smarte Sänger (mit eigentlichem Namen Ari Staprans) ist darüber hinaus auch ein fantastischer Songwriter, der sich mit seinen Hits einen Platz im Popzirkus erkämpft hat. Musikalisch verbindet Lauv elektronischen R’nB und lässigen Indie-Pop und dass diese Mischung wunderbar live funktioniert, beweist das positive Feedback, was das Publikum dem Musiker gebührend schenkt.

christine and the queens

Enormer Facettenreichtum und eine ausgeprägte künstlerische Spannweite sind es, was die französischen Singer/ Songwriterin und Tänzerin Héloïse Letissier aka Christine And The Queens auszeichnet. Endlich mal ein Sound, der anders ist als alles, was sonst so überall läuft. Ihre einzigartige Mischung aus klassischem französischen Chanson und modernem R’n’B ist tanzbar und die warme, einfühlsame Stimme der Sängerin weckt einfach das Interesse. Wunderbar funktionieren die französisch-englischen Texte und die dezenten elektronischen Melodien. Christine and the Queens können vor allem live mit ihrer Performance mitreißen und sorgen für jede Menge gute Laune. Außergewöhnlich auch ihr Auftreten, mit einer großen Menge Tänzerin und Tänzern auf der Bühne bietet sie eine erfrischende Show, die dem Publikum vor der Forest Stage noch lange in Erinnerung bleiben wird.

the Cure

River Stage frei für eine Musik-Legende, die in den 80er Jahren ihre volle Power entwickelt hat und danach ganze musikalische Szenen maßgeblich mitgeprägt hat. In eine Richtung, die wir heute Popmusik nennen. Altmelancholiker Robert Smith und seine Mannen werden geschätzt für ihre hohe Musikalität aus seichtem, melancholischem Pop mit hypnotischen Synthies. Mit dem besonderen Hang zum Morbiden und Düsteren. Auch deshalb sind The Cure trotz 46 Jahre Bandgeschichte noch aktuell, klingen frisch und doch angenehm vertraut.

Depressionen, Knatsch, Zerwürfnisse und Trennungsgerüchte – darunter hat die musikalische Kreativität der Band zeitweise gelitten. Erst nach verschiedenen Besetzungswechseln, hat man sich wieder richtig gefangen. The Cure konservieren bei ihrem Live-Auftritt ein echtes Stück Zeitgeist. Für viele Besucher hängen an den Hits viele Erinnerungen. Umso intensiver ist das Konzerterlebnis, die Songs und emotionale Atmosphäre gehen unter die Haut. Vom düster-depressiven „A Forest“, dem jazzig-swingenden „Love Cats“, dem einnehmenden „Lullaby“ bis zu den euphorisch gut gelaunten „Friday I’m in love“ „Why can’t I be you“ und „Just like heaven“ gelingt The Cure ein Spagat, den nur wenige Bands schaffen. Unheilschwer und dunkel ist ihr Sound, gewaltig und Schmerz verzerrt entlädt sich dann wieder ein echtes Klanggewitter. Das Zusammenspiel der Band ist grandios, die Gitarren und Bassgitarren beeindrucken und auch wenn sich die Drums im Hintergrund halten, jeder einzelne Taktschlag ist besonders. Mehr als 1,5 Stunden lang liefern The Cure eine Show mit perfekter Übersicht über ihr Gesamtkunstwerk.

foo fighters

Ein würdiges Abschlusskonzert für das Hurricane Festival 2019 liefert US-Rockband Foo Fighters auf der Forest Stage. Sie blicken auf eine 25-jährige, beachtliche Musikgeschichte zurück. Zur Gründungszeit ’95 hat die Rockwelt noch um Nirvanasänger Kurt Cobain getrauert, als Nirvana-Drummer Dave Grohl die Foo Fighters gründet hat. Damals hat wohl kaum jemand geglaubt, dass Grohl nun als Sänger und Gitarrist aus dem Schatten des viel zu früh verstorbenen Grunge-Übervaters heraustreten könne. Aber Grohl hat es mit den Foo Fighters geschafft, bis heute eine stetig wachsende Anhängerschaft um sich zu scharren. Jedes ihrer Alben ist mit Platin ausgezeichnet und die Liveshows gelten als legendär.

Frontmann Dave Grohl und seine fünf Bandkollegen sorgen für ein volles Infield und musikalisch geht es nur in eine Richtung: Steil nach oben. Mit dem zuletzt veröffentlichten Album „Concrete and Gold“ (VÖ 2017) haben die Foo Fighters einen weiteren Karriere-Meilenstein hingelegt. Auch auch wenn es noch kein neues Material gibt – es wird sicher nicht ihr letztes Meisterwerk gewesen sein. Die Bandbreite ihres Repertoires und die Qualität der Songs erklären u.a., warum die Band so großen Erfolg hat. Harte Hooklines, temporeiche E-Gitarren und dazu eingängige Refrains vom charismatischen Leadsänger, die jeder Fan textsicher mitsingen kann. Hier überzeugt krachender Garagenrock und melodiöses Songwriting. Und dabei rocken die Herren authentisch ganze zwei Stunden über die Bühne. Ihre Setlist umfasst eine Vielzahl von Songs, darunter „Times like these“, „The Pretender“, „Learn to fly“ und Best of you“. All ihre Klassiker münden in einem Klangspektakel, dass keine Wünsche offen lässt.