Hurricane Festival 2017 – So war der Freitag


78.000 Menschen legen beim Hurricane Festival 2017 am Freitag den offiziellen Startschuss für ein euphorisches Wochenende. Gesellige Bierlaunen, musikalische Glücksgefühle und extrovertierte Weltoffenheit – so sieht der Festival-Alltag auf dem Eichenring nahe Scheeßel aus. Nachdem am Donnerstag noch wetterbedingt das Anreise-Chaos geherrscht hat, sind Camper und Besucher nun langsam eingetrudelt. Die Einlasskontrollen sind in diesem Jahr strenger, seit bei Rock am Ring Anfang Juni 2017 eine Terrorwarnung zu einer Evakuierung geführt hatte, den Spaß lässt sich aber kein Festivalgänger nehmen. Über 100 Bands und Künstler verschiedener Musikgenres treten an drei Tagen auf vier Bühnen auf.


Hurricane Festival 2018 Tickets + Infos:

SKINNY LISTER

Skinny Lister geben Folk eine neue Richtung. Die Briten haben sich in den Pubs von Greenwich direkt kennen gelernt und mittlerweile spielen sie verdienterweise auch auf anderen Längengraden: Mit punkigen Folk-Hymnen, treibenden Rhythmen und schwingenden Bässen bringen sie das Infield vor der Green Stage in erste Schwingungen. Mit im Gepäck hat das Sextett ihr neues Album „The Devil, the Heart and the Fight“ und die neuen Songs sind absolut tanz- und hörbar.

ERIK COHEN

Der ehemalige Smoke Blow-Sänger Jack Letten, der sich hinter dem Pseudonym Erik Cohen verbirgt, setzt sich seit jeher gekonnt über Genregrenzen hinweg. Auf der Red Stage setzt er heute auch wieder zu einer abenteuerlichen Soundabfahrt durch die Rockgeschichte an. Düstere Hard Rock-Nummern treffen auf metallische Gitarren, mit einer stetigen Nähe zum New Wave. Cohen zeigt selbstbewusst, dass deutschsprachige Rockmusik einen absoluten Sucht- und Spaßfaktor haben kann.

SXTN

Nura und Juju sind die Frontfrauen des Hip-Hop-Duos SXTN. Sie rappen und nehmen dabei wie ihre männlichen Kollegen Haftbefehl oder Kool Savas eigentlich gar kein Blatt vor den Mund. Und das sie ja nun Mädels sind, wirkt das Ganze natürlich besonders vulgär und derbe. Aber die Provokation kommt natürlich an: das überwiegend junge (und weibliche Publikum) ist textfest bei jeder Zeile dabei und hat die Mittelfinger schneller in der Luft, als die beiden Rap-Sternchen selbst. Ihre Songs spiegeln das Leben beider Mädels wieder, mal wild, mal nachdenklich – aber ungefiltert und immer und ehrlich. SXTN sind bereits das Sprachrohr einer Generation, die sich keine Gedanken über Morgen machen will und nur den Moment in vollen Zügen auskostet.

DANKO JONES

12 Alben in 20 Jahren und dazu über 30 internationale Tourneen. Und wie es aussieht, kriegen Danko Jones immernoch nicht genug. Jedes Quäntchen Erfolg wurde mit Blut, Schweiß und Tränen bezahlt. In Jones‘ Fall vielleicht sogar noch mit ein paar anderen Körperflüssigkeiten… Jedes Gitarrenriff schneidet blitzschnell durch die Menge, jeder Beat sickert in die Beine der zappelnden Zuschauer und jedes Wort steuert Frontmann Danko Jones direkt in die Lendengegend. Auch nach 20 Jahren Bandgeschichte wird man immernoch mitgerissen in einem riesigen Strudel aus Rock‘n‘Roll.

FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS

Der sympathische Kumpeltyp mit der Gitarre, der es vom erfolgreichen Hardcoreshouter über den Folk- und Punksänger geschafft hat, nun ganz alleine das Infield vor großen Festival- und Konzertbühnen zu füllen. Die Musik des smarten Briten lässt durch eingängige Hooks und ehrliche Texte keine andere Wahl außer mitzusingen und mitzutanzen. Gefühlt tourt Frank Turner ja eigentlich unaufhörlich mit seiner Band The Sleeping Souls durch die Welt, dazu sein bodenständiges Auftreten, dass sorgt für große Anziehungskraft bei Musikfans jeder Art.

BOY

Innerhalb von Sekunden ist man vom Sound der beiden Mädels gefangen, eingetaucht in ein Lichtermeer, lässt man sich mitreißen von ihrer Lebenslust, ihrer Melancholie und doch bleibt der Boden immer irgendwie spürbar. Auch wenn der Regen alles ein wenig aufgeweicht hat. Es ergibt sich eine wohltuende Symbiose aus organisch-akustischen Elementen und Synthie-Sounds, die durch edie Geschichten und Erfahrungen der beiden Musikerinnen leben eingehaucht bekommen. Der Platz vor der Blue Stage ist durchwoben von Wärme, Empathie und der einheitlichen Meinung, sich in den Geschichten wiederzufinden.

KODALINE

Das irische Quartett Kodalinesieht in ihrer Musik .zugleich auch eine Therapie. Zur Bandgründung halfen sich damals Sänger Steve Garrigan und Gitarrist Mark Prendergast über die Trennung der jeweiligen Partnerinnen hinweg. Emotionen in Songs über Liebe und Verlust wurden geboren. Mit Bassist Jason Boland und Schlagzeuger Vinny May ist es nun ein herrlich vielschichtiger Sound aus breiten Gitarrensounds, aufsteigenden Refrains und der charakteristisch hohen Stimme von Frontmann Steven. Kodaline schaffen am frühen Abend einen unwiderstehlichen Sog, der die Festival-Besucher regelrecht ins die White Stage hineinzieht.

XAVIER RUDD

Der australischen Musiker setzt sich für eine Reihe wichtiger gesellschaftlicher und umweltpolitischer Themen ein. Dazu holt der sympathischen Musiker vor allem mit den Klängen vieler unterschiedlicher Instrumente seine Fans ab. Neben der (Akkustik-)Gitarre greift Rudd gern zur Mundharmonika und bläst tiefe Töne durch das australische Ureinwohner-Instrument Didgeridoo. Folk, Reggae, Rock und Weltmusik – all diese Stile  in den Musik-Kompositionen von Xavier Rudd lassen eine zauberhafte Atmosphäre auflodern. Der begnadete Sänger und Songwriter ist ein sexy Outback-Mozart, der virtuos das gesamte Zelt ausfüllt, als hätte er ein ganzes Sinfonieorchester mit dabei.

Flogging Molly

Hymnen auf die Jugend, das Älterwerden und das Träumen von besseren Zeiten – klingt als würde man sich in den irischen Highlands befinden. Die illustre Truppe aus Los Angeles versprüht – mit ernst und melancholisch der Kern ihrer  Songs – gute gelaunten Optimismus. Flogging Molly geben nicht die klassische Folk-Besetzung aus Mandoline, Banjo und Mundharmonika, da wird lieber E-Gitarre und Schlagzeug ergänzt. Frontmann Dave King und seine Band spielen heute den Soundtrack für den geselligen Abend, für ein feucht-fröhliches Sommerfestival mit Freunden.

Milky Chance

Milky Chance verschachteln Pop, Folk und Reggae wirklich unverschämt gut miteinander. Und dabei sind die zwei Jungs absolut bodenständig. Der große Erfolg hat sich längst eingestellt. Und so zündet der Sound von Milky Chance direkt ein emotionales Feuerwerk in all den Synapsen der Zuschaue. Die Endorphinausschüttung der Mädels in den ersten Reihen tourt auf Maximalleistung. Clemens Rehbeins sexy-soulige Stimme verschmilzt mit seiner Gitarre und dabei klingen die sonnigen Grooves im Hintergrund wie das Rezept zum Glücklich sein.

Rancid

Tim Armstrong und seine tättowierten Freunde stehen für eingängige Punk-Melodien – und dass seit 25 Jahren. Die Gitarren-Skanks auf zwei und vier, die Texte schön rotzig und gegen den Strich. Der Ska-Punk von Rancid erklingt frisch und frei auf der Green Stage. Die vier Kalifornier sind mit ihrem aktuellen Album beim Hurricane 2017 und machen viele Zuschauer wunschlos glücklich: „Honor Is All We Know“ enthält einige Upbeat-Perlen. Die Ellenbogen werden also ausgefahren und im Infield wird kurzerhand getanzt und gemosht was der Acker hergibt.

SDP

Berlin-Spandau gilt nicht gerade als musikalischer In-Bezirk der deutschen Hauptstadt. Aber die beiden Allround-Musiker Vincent Stein und Dag-Alexis Kopplin sind selbstbewusst und wissen genau, wie sie ihren angesagten Deutschrap-Funk ans Publikum rausjagen. Mit viel Charme und Witz sind die beiden aktuell auf Rettungs-Mission unserer Galaxis. Spießer werden hier gnadenlos in den Wahnsinn getrieben, also bebt der Boden, die Hände gehen nach oben und schon wird abgerockt. Vincent ist neben SDP bereits als Songwriter und Produzent für Künstler wie in Bushido, Sido, Prinz Pi oder Ich+Ich in Erscheinung getreten. An seiner Seite ist der flippige Dag, er polarisiert, an der Gitarre ist er ein As und zeigt auch gern mal die Muskeln.

SSIO

Ssiawash Sadat, alias SSIO macht klugen dicke-Hose-Rap, dem es keinesfalls an Selbstironie und originellem Wortwitz mangelt. SSIO vereint, was viele am Deutschen Hip-Hop vermissen und so ist das Field vor der Red Stage gut gefüllt. Härte, Wortjonglage, Straße und Oldschool-Beats, die so laut G-Funk schreien, dass einem eigentlich die Ohren klingeln müssten. Der 28-jährige Bonner ist ein perfekter Entertainer und schenkt den Massen Songs von seinem 2013er Top 10-Album „BB.U.M.SS.N.“ und natürlich der neusten Scheibe „0,9“. SSIO ist dafür bekannt ist, den stärksten Flow Deutschlands zu haben und die moralisch wertvollsten Themen zu behandeln und dazu hat er auch ein Gespür für die besten Beats im Land.

Green Day

Green Day kann man mittlerweile als alte Hasen im Musikbusiness bezeichnen, auch wenn es einem gar nicht so vorkommt. In 2016 haben Green Day ihr 12. Studioalbum namens „Revolution Radio“ veröffentlicht, nachdem 2012er Album „ Tré“, war es zeitweilig still um die Punkrocker. Doch in diesem Jahr sind sie als Headliner zurück auf dem Hurricane 2017. Ohne mit der Wimper zu zucken, legen sie los. Mit Pyro und Bewegung bringt die US-Punkrock-Legende den Eichenring in Wallungen. Und die Fans haben heute die Chance mit Green Day zu performen. Bei„ Know Your Enemy“ und „Long View“ holt die Band je einen Fan auf die Bühne, der mitsingen darf und danach mit einem Stagedive vom Bühnen-Catwalk springen kann. Billie Joe Armstrong und Co. lassen es knallen, rumpeln und kratzen – ein richtiges Punkrock-Konzert eben. Mit mehr als 25 Songs beglücken Green Day ihr wohl verdientes Publikum und als Höhepunkt bekommt ein Zuschauer sogar die Gitarre von Frontmann Armstrong.

CLUESO

Clueso sammelt Gold- und Platin-Schallplatten wie Streichhölzer, spielte eigene ausverkaufte Tourneen und war mit Größen wie den Fantastischen Vier und Herbert Grönemeyer unterwegs. Auch Udo Lindenberg ist gern mal zu Gast beim besten deutschsprachigen Songwriter des Landes. „Neuanfang“ heißt das siebte Studioalbum von Clueso. Die Platte beschreibt einen neuen Zeitabschnitt im Leben des Sängers – rumpelt, atmet und lebt an allen Ecken. Aber von Starallüren fehlt jede Spur. Clueso ist ein bodenständiger und bescheidener junger Mann. Seine Songs sind auch romantisch, bewegend und einfach authentisch und so besinnt sich Clueso ohne große Showeinlagen auf der Bühne auf das wesentliche: sich selbst und seine Musik.

imagine Dragons

Die Imagine Dragons sind endlich zurück und zwar optimistischer und vielseitiger als jemals zuvor. Nach 2-jähriger Selbstfindungsphase von Sänger Dan Reynolds ist endlich ein neues Album auf dem Markt („Evolve“) mit der Kernaussage, dass man an seinen Krisen wächst und durch sie stärker wird . Lebensfroh und lebendig statt düster und bedrückend, das ist das aktuelle Motto der vier US-Indie-Rocker. Als Headliner der Herzen begeistern Reynolds und Co. mit ihrem innovativen und elektrisierenden Sound: Rhythmische Indie-Riffs gepaart mit Synth-Flächen und dazu ein Chorus der das Zeug zu einer echten Hymne hat. Ihrem aktueller Charthit „Thunder“ schlägt live tatsächlich ein wie ein Blitz. Textsicher singt bewegt sich die Menge und singt lauthals mit. Mit Fannähe, politischen Statements zum aktuellen Welt-/Terrorgeschehen und ihrem sympathischen, bodenständigen Charme präsentieren die Vier eine volle Ladung Imagine Dragons-Sound der Letzten und des aktuellen Jahres.

Die Orsons

Bekannt sind Die Orsons vor allem für ihre kreativen Songs und Texte, gute Laune und Live-Auftritte, die mit ohrenbetäubenden Bässen dafür sorgen, dass kein Zuschauer mit trockenem T-Shirt nach Hause geht. Die Die deutsche Hip-Hop-Crew – bestehend aus Maeckes, Tua, Bartek und Kaas – bringt auch am Freitagabend auf der Red Stage ordentlich Schwung in die Kiste. Und obwohl nebenan Imagine Dragons einen großartigen Auftritt hinlegen, hat sich eine große Fangemeinde des schwäbischen Quartetts angesammelt. Mit ihren positiven Vibes, explosiven Beats und ihren aufrichtigen Songtexten machen Die Orsons den Deutschrap absolut massenkompatibel. Live geben sich die Jungs dann eher wie eine rappende Boygroup, im absolut positiven Sinne: choreografisch bewegen sie sich im Takt und Tua haucht den Sounds an den Turntables Leben ein. Die Orsons hauen eben nicht einfach mit Phrasen um sich, sondern kitzeln immer wieder die Originalität aus sich selbst heraus.