Highfield Festival 2023 – Endlich wieder ein richtiges Sommerfestival


Pünktlich zum Ende der Ferien in Sachsen stand auf der Magdeborner Halbinsel am Störmthaler See das dreitägige Festival-Event auf dem Plan. Während am Donnerstag die zahlreichen Frühanreiser beinahe im Wacken-Gedächtnis-Morast stecken geblieben wären, zeigte sich ab Freitagnachmittag die heiße Jahreszeit mit ihrer gewaltigen Macht.
Mit gut 35.000 Zuschauern ist das Mega-Event längst über die Kapazität des seiner Zeit namensgebenden Veranstaltungsortes im thüringischen Hohenfelden hinaus gewachsen. In der jetzigen Heimat, dem Leipziger Neuseenland, passt die Logistik hervorragend, so dass in diesem Jahr wieder 46 hochkarätige Acts die drei naturnahen Bühnen bespielen konnten.

So war Der Freitag

Neben den beiden Hauptbühnen, Green und Blue Stage, etablierten die Veranstalter vor allem für vormittägliche Konzerte seit geraumer Zeit die Becks Stage in unmittelbare Nähe zum Strand. Das diesjährige Line-up war breit gefächert mit internationalen und nationalen Größen aus Indie Rock/Pop, Punk und reichlich Hip-Hop. Bei einem so reichhaltigem Angebot war es kaum möglich das gesamte Programm mitzunehmen.

Zu den nachmittäglichen Highlights auf der Blue Stage am Freitag zählten die Show der Punk Rocker von Team Scheisse, die ihrem Namen gar nicht so recht Ehre machten, sowie Pennywise und der fabulöse Auftritt von Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys. Letztere wiederum überzeugten mit ihrem glamourösen Italo-Schlager-Potpourri auf ganzer Linie und wiegten die Crowd in den blutroten Sonnenuntergang. Baci, Baci – Amore!

Auf der Blue Stage lag der Focus, bis auf wenige Ausnahmen, auf angesagten Hip-Hop Performances, wie der von Paula Hartmann oder dem letzten Act des Tages RIN. Aufsehen erregte der Auftritt von Yeanniver, dem Soloprojekt von Jennifer Rostock Frontfrau J. Weist. Zum einen begann die Show aufgrund technischer Probleme mit mehr als 30 Minuten Verspätung und zum anderen sorgte ein „Intimblitzer“ bei der Protagonistin für mediale Furore. Um den Zeitplan nicht weiter zu gefährden, verkürzte sich die Spieldauer entsprechend. Die Stammgäste Von Wegen Lisbeth überzeugten erneut mit ihrem NDW angehauchten Indie Pop Sound.

So richtig brannte es dann auf der großen Green Stage beim Co-Headliner, den Dropkick Murphys. Von riesigen Feuerfontänen beleuchtet, heizten die Jungs aus Massachusetts dem Publikum mit einem Mix aus Irish Folk und Punk Rock derbe ein. Das freitägliche Finale gehörte den „V.I.P.s in der Psychiatrie“ von K.I.Z.. Die dicken Beats und die provokant politischen Texte haben ihre Fans auf dem Platz. Jeder Track wurde frenetisch bis in die Nacht hinein gefeiert.

So war Der Samstag

Den sonnigen Samstagvormittag versuchte die Masse der Besucher am Strand bzw. an der Becks Stage zu verbringen, dadurch bildete sich eine riesige Menschenschlange entlang der Straße am Festivalgelände. Auf der großzügigen grünen Bühne ging es erneut überwiegend rockig zur Sache. Die alten Hasen von Emil Bulls begeisterten bereits zu früher Stunde mit ihren eingängigen Cross Over Tracks.

Dem gleich taten es die Briten von You Me At Six, die ihren aktuellen Long Player „Truth Decay“ im Gepäck hatten. Die Deutschpunks von Sondaschule gehören längst zum Inventar des Highfield Festivals und sorgten für die nachmittägliche gute Laune. Die großartigen Enter Shikari sind Live immer ein besonderes Erlebnis. Der selbst als Trancecore bezeichnete Style der Combo funktionierte On Stage hervorragend. Die effektvolle Show war erneut eine Augenweide. Sänger Rou agierte mit dem Publikum wie kein anderer. Nachdem er in einem auf LED Leinwänden projizierten Aquarium abtauchte, erschien er wenige Augenblicke später mitten im Publikum.

Auf der Blue Stage schwärmten die sympathischen Gießener OK KID von ihren vergangenen Highfield Konzerten und rissen auch diesmal die Zuschauer in ihren Bann. Berliner Schnauze freiweg lieferten „Grossstadtgeflüster“ gleichenorts. Den HipHop Slot des Nachmittags bespielte Badmómzjay mit einer eindrucksvollen Performance.

Die teils Ex-Magdeburger von Tokio Hotel waren eine eher überraschende Besetzung auf einigen Festivals des diesjährigen Sommers. Während die Kaulitz Zwillinge zuletzt eher in der Boulevard-Presse oder in Casting TV Formaten von sich reden machten, ist die Musik der ehemaligen Teenie Idole deutlich erwachsener und elektronischer geworden. Hinter dem Mikro zeigte Bill Kaulitz körperliche Einblicke in seinem glitzernden Vegas Outfit. Die mehrheitlich weiblichen Fans wussten die Show gebührend zu feiern. Ebenfalls eine feste Instanz auf dem Highfield Festival sind SDP.

Obgleich sie erst kürzlich in Leipzig gastierten, ließ es sich das Duo nicht nehmen, mit ihren massenkompatiblen Hits und einer atemberaubenden Lichtshow den Samstag auf der blauen Bühne zu beschließen. Die Spandauer konnten sogar niemand geringeren als Bela B von Die Ärzte zu einem sehr kurzen Gastauftritt überzeugen. Giant Rooks hatten zuvor mit ihren tragenden Indie-Hymen die Green Stage verzaubert.

Mit die Die Ärzte hatten die Veranstalter einen der begehrtesten Headliner Deutschlands fürs Highfield verpflichten können. Gut 30 Songs aus dem Back Catalogue sollten es sein, darunter Hits wie „Deine Schuld“ oder „Junge“. Zweifelsohne hat das Trio selbst nach all den Jahren noch etwas zu sagen und dafür feierte das gesamte Highfield „Die Beste Band der Welt“. Just im Anschluss des Festivalauftritts kündigte man überraschend die aktuell anstehende Tournee „Herbst des Lebens“ an.

So war Der Sonntag

Sonntag, Finaltag beim Highfield. Für den Punk verantwortlich zeichneten, eigenen Angaben zu Folge, Adam Angst, deren charismatischer Fronter Felix Schönfuss sehr eindringlich die grüne Bühne dominierte. Millencollin aus Schweden griffen den Gitarren-Vibe auf. Mit dem neuen Album „Dead Club City“ im Gepäck spielten Nothing But Thieves ein energiegeladenes, wenn auch optisch unaufgeregtes Konzert. Auf der Blue Stage konnten sich die Hip-Hop Fans ihre sonntägliche Dosis bei Acts, wie Disarstar, Nina Chuba oder BHZ abholen. Lediglich Kaffkiez unterbrachen die Beats mit eingängigen Deutsch-Pop Songs für eine kurze Weile.

Mit den sensationellen Beatsteaks ging es dann noch einmal richtig zur Sache. Die Berliner gehören für Viele zu einer der Besten deutschen Live Bands. Sänger Armin konnte auch diesmal nicht lange auf der Stage bleiben und suchte direkt bei Song zwei den Kontakt zum Publikum. Beatsteaks und Highfield. Das passte und passt immer noch, wie die Faust aufs Auge.

Kurz zuvor sollte der Himmel über der Green Stage noch einmal so richtig brennen. Die Thüringer Metallcore-Ikonen von Heaven Shell Burn fackelten die Bühne sprichwörtlich ab. Musikalisch zählten die Lokalmatadoren vielleicht zu den Exoten des Festivals. Dies tat aber der kraftvollen Darbietung keinen Abbruch. Es soll für längere Zeit eine der letzten Shows der Thüringer sein, da sie trotz ihres überwältigenden Erfolgs die Band weiterhin als Freizeitprojekt betrachten und zudem ankündigten, ins Studio gehen zu wollen.

Zu guter Letzt kehrten die „Lila Wolken“ an den Störmthaler See zurück. Niemand Geringeres als der Rostocker Marteria und seine Band durften erneut den Schlussakkord für das Party-Wochenende setzen. Der Bass drückte und die Nebelschwaden zogen über die Bühne. Eröffnet wurde mit dem sehr elektronischen Track „Paradise Delay“, welcher zusammen mit DJ Koze entstand. Der gesamte Flow der Show war zum dahinfließen und man fühlte sich wie von Scotty in den Himmel gebeamt.

Das war wieder ein wunderbares, professionell organisiertes und weltoffenes Highfield Festival 2023. Wir kommen gerne wieder. Der Vorverkauf für das kommende Jahr hat bereits begonnen.