Highfield Festival 2016 –Tag 2: Das ging ab am Samstag


(Bild: stagr / Julia Langmaack)

Der zweite Tag beim Highfield Festival versprach DAS Highlight für schätzungsweise 95 % der Besucher zu werden. Ist ja aber auch kein Wunder, wenn die bekannteste Berliner Neue Deutsche Härte-Band Rammstein als Headliner auf dem Plan steht. Das restliche Tages-Line Up war bunter, als eine Türe Gummibären. Von Deutschrap, Rock und Rock’n’Roll, über Punk-Rock bis Metalcore: Musikalisch konnte jeder Besucher etwas nach seinen Geschmack finden. Das Wetter spielte auch wieder mit, lediglich nachts bei Rammstein gab es einen Regenguss, der aber leicht zu verschmerzen war. Und Bands wie Haftbefehl, Die Orsons, Eagles of Death Metal oder Annenmaykantereit brachten die Festivalgänger für das nächtliche Highlight ordentlich auf Betriebstemperatur.

HAFTBEFEHL

„Lasst die Affen aus dem Zoo“. Wenn ein Rapper es in letzter Zeit geschafft hat, die deutschen Charts und auch den Feuilleton nachhaltig zu beeindrucken, dann ist es wohl der Offenbacher Haftbefehl. Das Jugendwort des Jahres 2013, Babo, stammt von ihm. Mit seinem aktuellen Album „Russisch Roulette“ im Gepäck, bringt Hafti sogleich Action ins Publikum, die Arme gehen nach oben, die Köpfe hoch und runter. Dazu gibt es harte Beats und präzise Lyrics, die auf ihre eigene Art die Straßenrapszene der „Azzlackz“ beschreiben. Eines ist sicher: die Leipziger wissen, wer der Babo ist!

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CALIBAN

Auf eine 20-jährige Bandgeschichte blicken Caliban zurück und sind damit eher „Neulinge“ in der Metal Szene. Dennoch gelten sie neben Heaven Shall Burn als wichtigste deutsche Vertreter ihrer Szene. Trotzdem stehen sie seither für Apokalypse, Rache und Emotionen, die sie immer gut verpacken – rasiermesser-scharfe Riff und dazu die von Frontmann Andreas Dörner gebrachten, dem Erdboden gleichmachende Breakdowns. Das Ganze immer im Wechselspiel aus fein-melodischen Hooks und brachialen Shouts. Was heißt das fürs Highfield Infield? Es ist wieder Zeit zum Moshen.

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DIE ORSONS

Mit dem letzten Album „What’s goes“ der vier Jungs aus Stuttgart ging es 2015 geradewegs an die Spitze der Hip Hop-Charts. Die Rapper Tua, Kaas, Bartek und (Mädchenschwarm) Maeckes bringen wie immer Schwung in die Kiste und wirbeln wie Ventilatoren über die Bühne. Ihr Auftritt ist eines der Highlights an diesem Samstag beim Highfield Festival, denn das schwäbische Quartett sorgt mit ihrer positiven Attitüde für Furore. Und was die Orsons noch ausmacht: da wo andere Künstler „nur“ Bass haben, da haben die Jungs „Bässer“.

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EAGLES OF DEATH METAL

Death Metal ist ja eher ein ernster, morbider Musikstil. EODM sind das eigentlich gar nicht. (Selbst)ironisch spielen sie mit sämtlichen Rock’n’Roll-Klischees und das zieht sich durch alle bisherigen Alben und Songs. Frontmann Jesse Hughes, aka „The Devil“, ist Meister der Grimassen und strotzt nur so vor Energie und Charme. Mit Blues, Boogie und Rockabilly ist der Garage-Rock der Eagles verfeinert und obendrauf gibt es viel mit Sexappeal und Testosteron. Die Show der Eagles Of Death Metal ist mitreißend und sprüht vor Entertainment und Ekstase und dabei sind die Herren aus den USA auch noch richtig witzig.

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ROYAL REPUBLIC

Das dritte Studio-Album „Weekend Man“ der schwedischen Rockband ist frisch auf dem Markt. Und ihr lässiger Funk mit deluxem Arschwackel-Faktor und tightem Rock’n’Roll zeigt wieder einmal mehr, dass Schweden geniale Musiker hervorbringt. Von der Sekunde an, in der Adam Grahn samt Kollegen einen Fuß auf die Highfield-Bühne setzt, geht die Rock-Show direkt los. Die Gitarrensaiten kreischen und die Bassdrum wummert und schnell entpuppt sich Sänger Adam als regelrechte Frontsau mit markant-royaler Stimme. Er ist ein echter Charmebolzen, schwingt lasziv die Hüften, spielt gekonnt mit den (gern weiblichen) Fans.

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GENETIKK

Das voodoomaskierte Alien-Duo erkennt man zu allererst an den schwarz-weißen Kapuzen über dem Kopf. Krasse Rhymes gibt es von Karuzo, der konstant zwischen Ironie, Streetslang und Wahnsinn pendelt und dazu kommen die Beats von Sikk, der den Gangsta-Rapper mimt. Das Bühnenbild auf der Blue Stage ist mit einem alten, ausgebrannten Auto dekoriert, auf dem die Hip Hop-Crew auch gerne mal rumhüpft oder von dort Rauchkanonen abschießt. Apropos Crew, bei diesem Auftritt sind nur 2 oder 3 weitere Kollegen auf der Bühne zu sehen, oft tummeln sich bei Genetikk-Konzerten dort noch mehr Maskierte. Die Zuschauer sind bester Laune und zeigen sich lautstark und textsicher, vor allem Genetikk ihre Toten Hosen-Interpretation „Wünsch dir was“ auflegen.

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AIRBOURNE

Um einen typischen Vergleich mit AC/DC kommt die australischen Band Airbourne selten herum. Klirrende Gitarrenriffs und dazu der ausdrucksstarke Gesang von Joel O’Keeffe, der mit voller Dröhnung nach vorne geht. Airbourne führen wahrlich das Erbe in Sachen lautem, krachendem Hardrock in perfekter Manier fort. Joel greift getrost zum Bier, schüttet es auch mal in die Menge und schüttelt dazu die lange lockige Matte nach Herzenslust. Souverän und ihrer Linie treu begeistert die Band schon seit 2003 Metalfans weltweit und auch heute beim Highfield werden Fanwünsche wahr und vielleicht wächst die Fangemeinde auch direkt noch an.

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NOFX

Das kleine gelbe Banner mit den vier Buchstaben kündigt die US-Punkrocker NOFX an. Die vier Bandmitglieder Fat Mike (Gesang), Eric Melvin (E-Gitarre), El Hefe (Gitarre) und Erik Sanin (Drums) sind wahre Urgesteine ihres Musikgenres. Fat Mike steht sein neuster Entzug richtig gut und es ist überraschend, wann man ihn das letzte Mal so witzig erleben konnte. Im Duell mit Eric Melvin und El Hefe stellt der Kalifornier einige Comedians in den Schatten. Auch die Zuschauer bekommen immer mal wieder einen auf den Deckel. NOFX spielen klare Hits wie „Linoleum“, „Idiots Are Taking Over“, „Six Years On Dope“, „Bottles To The Ground“ oder „The Separation Of Church And Skate“ und erheitern das Highfield mit selbstironischen Scherzen. So macht Punkrock doppelt Spass!

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ANNENMAYKANTEREIT

Derzeit gibt es deutsche Künstler und Bands wie Sand am Meer. Und auch die Themen Melancholie oder die Probleme und Träume des Erwachsenwerdens werden immer wieder besungen. Doch Annenmaykantereit haben einfach eine herrlich erfrischende Art, dies alles in ihre Songs zu verpacken. Die Ruhrgebietler musizieren irgendwo zwischen Rio Reiser und Gisbert zu Knyphausen und treffen mit ihrem Indie-Rock genau die Herzen der Fans und davon haben sie mittlerweile richtig viele. Nicht von ungefähr spielen Christopher, Henning und Severin direkt vor Rammstein auf der anderen Bühne! Von der Schülerband über den Support von Clueso und den Beatsteaks, bis hin zum Headliner eigener ausverkaufter Tourneen und einem Plattenvertrag bei Universal. Läuft. Vor allem berührt die tiefe, harte Stimme von Sänger Hennig May gepaart mit schönen Melodien.

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RAMMSTEIN

Wer auf der Hauptbühne am Samstag Abend als Headliner die Bühne entert, das liegt schon den ganzen Tag über in der Luft. Alles dreht sich um die Ausnahmemusiker von Rammstein. Fans sind weltweit angereist, T-Shirts und Fan-Merch jeder Art tragen viele Festival-Besucher am Körper und eine 3 Meter hohe Fahne vom Rammstein-Fanclub ist bereit für den Einsatz. Bereit ist auch die Green Stage um Punkt 0:00 Uhr, dessen Bühnenbild sich zu erst hinter einem Vorhang versteckt. Und dann geht’s los: Ganze 17 Songs haben Rammstein im Gepäck, bei dem jeder einzelne mit individueller Licht- und Pyro-Show (und unzähligen weiteren Effekten) zelebriert wird. Den Auftakt machte der neue Song „Ramm4“, der eine völlige Neukomposition ist (bestehend aus allen Namen ihrer Songs!) und trotzdem vom gesamten Highfield textsicher mitgesungen wird. Gänsehaut also ab der ersten Minute des Abends. Frontmann Till Lindemann ist in seinem Element und bekommt am Ende sogar Engelsflügel aus Metall angelegt, woraufhin er sich kurzerhand in die Lüfte erhebt und Feuer aus den Enden der Flügel speit. Ein eindrucksvolles Abschiedsbild, dass man noch lange im Kopf und im Herzen bei sich tragen kann.

Hier geht es zum Bericht: Highfield Festival 2016 – Tag 1 und
Highfield Festival 2016 – Tag 3

Setlist Rammstein – Highfield Festival 2016

1. Ramm 4
2. Reise, Reise
3. Hallelujah
4. Zerstören
5. Keine Lust
6. Feuer frei!
7. Seemann
8. Ich tu dir weh
9. Du riechst so gut
10. Mein Herz brennt
11. Links 2-3-4
12. Ich will
13. Du hast
14. Stripped (Depeche Mode Cover)

Encore:
15. Sonne
16. Amerika
17. Engel